„Viele Male und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten; in dieser Endzeit aber hat er zu uns gesprochen durch den Sohn, den er zum Erben des Alls eingesetzt und durch den er auch die Welt erschaffen hat; er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Abbild seines Wesens; er trägt das All durch sein machtvolles Wort, hat die Reinigung von den Sünden bewirkt und sich dann zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt; er ist um so viel erhabener geworden als die Engel, wie der Name, den er geerbt hat, ihren Namen überragt.“ (Hebr 1,1-4)
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
Ich nehme an, dass Sie daran glauben, dass ich als Pfarrer einen besonderen Draht zu Gott habe. Aber stellen Sie sich vor, ich hätte die Fähigkeit, bei ihm so vorzusprechen, dass Er unter einigen Umständen alle Ihre Wünsche erfüllen würde. Natürlich für die materiellen Wünsche müssten die Umstände größer sein als für die geistig-spirituellen.
Also hätte ich solche Fähigkeit, was wären Sie bereit mir zu geben, damit ich Sie mit Gott so verbinde, dass Sie all das erreichen, was Sie sich erträumen? Auto, Familienschmuck, die Ersparnisse der letzten Jahre, oder keine große aber eine regelmäßige Spende, die mich dazu bewegen würden, bei Gott für Sie vorzusprechen. Würden Sie sich zuerst hinsetzen und kalkulieren; was investiere ich und was könnte dabei herauskommen? Oder wären Sie spontan, ohne zu viel nachzudenken, weil man in der Begegnung mit Gott sowieso nicht alles rechnen sollte?
Egal, was es wäre, ich nehme an, dass Sie sehr großzügig wären und Sie müssten auch bedenken, dass ich nicht alles für mich behalten könnte, sondern ich müsste mit einem Teil der Gaben Gott davon überzeugen, warum er gerade Ihre Wünsche erfüllen sollte.
Das was ich Ihnen erzählt habe, ist der archaische also uralte Zugang zum Opfer und zu den Opferkulten. Denn sie begleiten die Menschheit seit ihren Anfängen. Sie hatten immer wieder unterschiedlichen Charakter aber eines hatten sie immer gemeinsam: Sie wurden gefeiert um die Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen mit Gottheit zu verbinden. Oft wiederholte sich das Schema: Gabe, Leistung, Huldigung für die Schutzgottheit.
Im Alten Testament werden sehr unterschiedliche Opfer dargestellt, je nach Opfermaterial oder nach Opferabsicht. So gab es verschiede Tier- Speise- oder Trankopfer, die zum Dank, zur Reinigung, zur Versöhnung, zum Gedenken oder zum Heil dargebracht wurden. Bei all den Unterschieden ging es immer um die Anerkennung der Größe Gottes, und den Glauben, dass man Gott in einer besonderen Lebenssituation durch ein Opfer erreichen kann.
Jesus Christus stand dem üblichen Opferkult kritisch gegenüber. In der Begegnung mit dem Zöllner Matthäus, bei dem er zu Gast sein wollte und dafür die schiffen Blicke der Pharisäer ernten musste, sagte Jesus: „Darum lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer. Denn ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten.“ (Mt 9, 13) In der Diskussion über das Wichtigste Gebot, lobt er den Schriftgelehrten, der erkannt hat, dass Gott „mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und ganzer Kraft zu lieben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst, weit mehr als alle Brandopfer und anderen Opfer ist.“ (Mk 12,33-34)
Seine Botschaft war nicht darauf ausgerichtet, den Opfern des Alten Testamentes einen neuen Sinn zu geben, sondern die Menschen dazu zu bewegen, Gott als den liebenden und vergebenden zu erkennen und auf ihn das Leben auszurichten. Das meint die Nachfolge, das meint die Freundschaft mit Christus. Sein persönliches Opfer am Kreuz, das im Abendmahl angekündigt und im Leib und Blut gegenwärtig wurde, ersetzt alle anderen bisherigen Opfern.
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
Auch wenn ich hoffentlich einen guten Draht nach oben habe, habe ich nicht die Fähigkeit, Gott dafür zu gewinnen, dass er alle Ihre Wünsche erfüllt. Es ist auch nicht notwendig, dass Sie viele und besondere Geben spenden, um die Gust Gottes zu erreichen. Er ist gut zu uns, er ist barmherzig und umsorgt uns mit seiner Liebe. Jesus in der Gestalt des heiligen Brotes ist unser Garant der Vereinigung mit Gott. Wer mit ihm verbunden bleibt, bleibt mit Gott verbunden und bekommt alle seine Gaben, die wir zum Leben im Heil brauche.
Ich wünsche uns allen, dass es uns gelingt aus dieser Verbundenheit mit Jesus zu leben und uns der Wert der Messe, immer bewusster wird. Ich wünsche uns, dass wir durch die Teilnahme an diesem Opfer Jesu Christi, Gott immer näher kommen und dadurch mit seinem Heil beschenkt werden.
Slawomir Dadas
Pfarrer