Wenn ich Ihnen diese Mitteilung gemacht hätte, ohne die Worte des Evangeliums und gesagt hätte: Ich habe herausgefunden dass ich herzkrank bin. Dann wären Sie sicher alle erschrocken.
Die Sache ist, dass ich wirklich herzkrank bin. Und Sie/Du auch. Jeder von uns ist im Herz ein Stück weit krank.
Laut Jesus aus dem heutigen Evangelium: Aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit… Mk 7,21-22
Viele von uns machen ein Mal im Jahr eine Vorsorgeuntersuchung beim Arzt. Und da wird auch das Herz überprüft. Das ist gut und notwendig. Und ich glaube, dass man als Christ sein Herz regelmäßig untersuchen sollte, nur noch viel öfter. Es ist schon erstaunlich, wir können aktiv sein und unser christliches Ding durchziehen, während sich in unser Herz etwas geschlichen hat, das uns weh tut. Und das andere Mensch verletzt. Denn was in uns ist, macht sich auch nach außen hin bemerkbar. Je schneller man ein krankes Herz diagnostiziert und es in Ordnung bringt, desto besser geht es einem. Je länger wir die kranken Stellen in unserem Leben unbeachtet lassen, desto mehr breiten sie sich aus. Und dann wird man sie nicht so leicht wieder los.
Ich glaube, dass wir uns mit dem Zustand unseres Herzens beschäftigen sollen und wieweit Gott unser Herz prüft. Die Prüfungen, die wir im Leben durchmachen, sind ganz wichtig. Gott prüft uns nicht, um heraus zu finden was drinnen ist. Das weißt er schon. Nein, er prüft uns, damit wir sehen was in uns ist. Und manchmal kann uns das ganz schön überraschen was wir drinnen haben, oder? Gott möchte uns diese Dinge zeigen, damit wir sie anpacken können und innerlich wachsen. Die Wahrheit macht uns frei. Man wird nicht frei, indem man in der Dunkelheit lebt und sich selbst etwas vormacht.
Mehr als alles, was man sonst bewahrt, behüte dein Herz. (Spr 4, 23) heißt es im Buch der Sprichwörter.
Diese Verantwortung muss jeder für sich übernehmen. Es ist deine Aufgabe, auf dein Herz aufzupassen. Ehrlich gesagt, das ist wirklich ein Vollzeitjob. Mein wirkliches Leben findet in meinen Inneren statt. Mein Leben, das sind nicht meine Lebensumstände, das ist nicht mein Haus in dem ich wohne, oder der Job den ich mache, oder das Geld das auf meiner Bank liegt. Das kann ich alles haben und trotzdem unglücklich sein. Die Welt ist voll von unglücklichen Menschen, die todunglücklich sind. Ich will damit nicht sagen, dass es falsch ist, schöne Sachen zu genießen. Gott möchte uns segnen. Aber diese Äußerlichkeiten sind nicht dein eigentliches Leben. Dein eigentliches Leben findet in deinem Inneren statt.
Ich glaube wir verbringen sehr viel Zeit, um uns schön zu machen. Frauen brauchen da mehr Zeit als Männer. Und wenn wir nur unser Herz so sorgsam untersuchen könnten, wie wir unser Gesicht untersuchen? Wir wissen, wie wir sind. Wir gehen an keinem Spiegel vorbei ohne hinein zu schauen. Einige Frauen haben auch einen in der Handtasche. Bevor ich aus der Sakristei kam, habe ich mich auch in den Spiegel geschaut. Wir prüfen ständig, ob alles in Ordnung ist. Also wenn wir uns so viel Mühe machen, um auf unserÄäußeres zu achten: dass die Frisur passt, dass der Lippenstift nicht verschmiert ist, dass der Reißverschluss auf der richtigen Höhe ist. Dann können wir auch ein bisschen Zeit verbringen um unser Herz zu überprüfen. Unsere Beziehung mit Gott zu pflegen, da mehr Zeit zu investieren.
Das Evangelium heute verweist uns auf uns selbst. Sind nicht auch in meinem Herzen böse, unreine Gedanken, Habgier, Bosheit, Neid, die uns plagen und umtreiben? Die Reinigung des Herzens, der Widerstand gegen das Böse, das uns in unserem Inneren beherrschen möchte, ist eine lebenslange Aufgabe für uns. Wenn wir uns an diese Aufgabe machen, dürfen wir auf die Gnade Gottes vertrauen.
Niko Tomic, Kaplan