Krankensalbung – In Gottes Hand geborgen

predigt dadas„Jesus ging in das Haus eines Pharisäers, der ihn zum Essen eingeladen hatte, und legte sich zu Tisch. Als nun eine Sünderin, die in der Stadt lebte, erfuhr, dass er im Haus des Pharisäers bei Tisch war, kam sie mit einem Alabastergefäß voll wohlriechendem Öl und trat von hinten an ihn heran. Dabei weinte sie, und ihre Tränen fielen auf seine Füße. Sie trocknete seine Füße mit ihrem Haar, küsste sie und salbte sie mit dem Öl.“
(Lk 7,36-38)

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Liebe Schwestern, liebe Brüder,

die Oliven gehören neben dem Getreide und dem Wein zu den ältesten Lebensmitteln. Besonders das Olivenöl wurde schon in der Antike als „flüssiges Gold“ bezeichnet, denn es diente nicht nur als Nahrungsmittel, sondern es wurde in der Medizin oder auch zur Körperpflege und als Leuchtmittel in den Öllampen verwendet. So war die Menge der Ölbäume, die ein König oder ein Volk besessen hat, auch ein Hinweis auf seinen Reichtum und seinen Wohlstand.

Auch in der Bibel spielen das Öl und die Ölbäume eine wichtige Rolle. Der frische Olivenzweig im Schnabel der Taube nach der Flut ist ein Zeichen des neu beginnenden Lebens; Öl und Wein, das der Samariter in die Wunden des Verletzten gegossen hat, sollten Heil und Milderung der Schmerzen bringen und zum Symbol der Barmherzigkeit werden; oder – die Salbung der Füße Jesu durch die öffentliche Sünderin ist mit der Zusage der Vergebung verbunden und damit der Beginn ihres Lebens in der Gnade Gottes.

Die Kirche übernahm die Tradition der Salbung und sie wurde ein wesentlicher Bestandteil einiger Sakramentenrituale.

Bei der Taufe bedeutet die Salbung die untrennbare Verbindung mit Christus und unsere Teilhabe an seiner priesterlichen, königlichen und prophetischen Würde. Die Salbung der Kranken ist mit der Bitte um die Stärkung durch den Heiligen Geist verbunden. Denn der Heilige Geist ist der Beistand, den uns Jesus versprochen hat, damit er uns aufrichtet, wo wir aus eigener Kraft nicht mehr weiterwissen, damit er uns Mut macht, wo wir an unsere Grenzen kommen, damit er uns Hoffnung gibt, wo alles hoffnungslos erscheint.

Die Krankensalbung ist keine Zauberei. Sie ist ein Zeichen der Solidarität Gottes mit den Menschen, die Gebrechlichkeit erfahren und Zeichen der Solidarität der kirchlichen Gemeinschaft mit allen, die sich von ihr tragen lassen.

Liebe Schwestern, liebe Brüder,
die Gebrechlichkeit und die Vergänglichkeit gehören selbstverständlich zum Leben. Sie sind eine Last, ein Kreuz, das uns bewusst macht, dass wir hier auf der Erde nicht alles in der eigenen Hand haben, dass wir hier weder die ewige Jugend noch das ewige Glück erfahren können. Sie richten unseren Blick auf Gott und auf einander, weil wir nicht nur Schwestern und Brüder im Glauben sind und dadurch für einander die Verantwortung tragen, sondern weil wir durch das Mitgefühl einander und Gott näher kommen können.

Ich wünsche uns allen, dass dieses Sakrament der Krankensalbung, das gleich gespendet wird, Sie, die Kranken aufrichtet und Ihnen Mut macht. Sie dürfen sich von Gott und von der kirchlichen Gemeinschaft tragen lassen. Das kostbare Öl, das dazu verwendet wird, möge Ihnen im biblischen Sinne den inneren Frieden bringen, und Ihnen bewusst machen, dass wir durch Gott reichlich beschenkt werden. Denn wir sind in Gottes Hand geborgen, und er liebt und trägt uns mit unseren Schwächen und Gebrechen.

Slawomir Dadas, Pfarrer