Einkehren gehört zu den schönen Unterbrechungen des Alltags. Wer kennt sie nicht, die Freude auf´s Ausruhen und eine gute Stärkung nach einer Wanderung zum Beispiel? Und so erging es auch den Frauen, die zum heurigen Einkehrtag mit Johanna Strasser-Lötsch, Pastoralassistentin in Wels St. Franziskus, gekommen sind.
Das Thema „Den Spuren Jesu folgen“ beschäftigte uns einerseits ganz persönlich, andererseits auch als Pfarre, die als christliche Gemeinde erkennbar sein möchte (Leitbild der Pfarre Wels Hl. Familie).
Können wir das überhaupt, den Spuren Jesu folgen? Übernehmen wir uns nicht dabei? Ist der Anspruch nicht von vornherein zu hoch? Um den Druck herauszunehmen, der aus solchen und ähnlichen Fragen resultiert, stellte Frau Strasser-Lötsch die Frage nach dem, was uns hinzieht in die Fußstapfen Jesu; nach dem, was uns fasziniert und lockt.
Sie zeigte vier Spuren aus dem Leben Jesu auf, die ihr persönlich im Laufe der Zeit besonders wichtig geworden sind:
- Seine Angstfreiheit: Wer kennt sie nicht, die Angst, nicht zu genügen, nicht so gut zu sein wie andere; die Angst, mit anderen in Widerspruch zu geraten und sich dadurch ins Abseits zu stellen? Jesus war von solchen Ängsten nicht geprägt.
- Seine Gottesnähe und-gewissheit: Jesus lebte aus seiner tiefen Verbindung mit dem Vater.
- Seine Art der Begegnung: Jesus wendete sich mit ungeteilter Aufmerksamkeit den Menschen zu.
- Seine Liebe: Sie ist Ausgangs- und Zielpunkt seines Lebens. Die Liebe in ihrem drei Dimensionen – zu Gott, zum Nächsten, zu sich selbst.
Wie können wir als christliche Gemeinde erkennbar sein? Christen haben keine Alleinstellung, wenn es z. B. um Spenden, soziales Engagement, um den Dienst am Nächsten oder an der Gemeinschaft geht. Das machen andere auch. Das Kriterium des Christseins ist die Erkennbarkeit als solches vor den Augen Gottes. Wir hörten wir eine Geschichte, wie Christsein gerade nicht gelebt werden kann.
Die Brautleute hatten nicht viel Geld, aber dennoch waren sie der Meinung, dass viele Menschen mitfeiern sollten. Geteilte Freude ist doppelte Freude, dachten sie. Es sollte ein großes Fest werden, beschlossen sie, mit vielen Gästen; denn warum sollte unsere Freude nicht ansteckend sein? – fragten sie sich. Es herrscht unter den Menschen ohnehin mehr Leid als Freude.
Also baten sie die Eingeladenen, je eine Flasche Wein mitzubringen. Am Eingang würde ein großes Fass stehen, in das sie ihren Wein gießen könnten; und so sollte jeder die Gabe des anderen trinken und jeder mit jedem froh und ausgelassen sein. Als nun das Fest eröffnet wurde, liefen die Kellner zu dem großen Fass und schöpften daraus. Doch wie groß war das Erschrecken aller, als sie merkten, dass es nur Wasser war. Versteinert saßen oder standen sie da, als ihnen bewusst wurde, dass eben jeder gedacht hatte: Die eine Flasche Wasser, die ich hineingieße, wird niemand merken oder schmecken. Nun aber wussten sie, dass jeder so gedacht hatte. Jeder von ihnen hatte gedacht: Heute will ich mal auf Kosten anderer feiern. Unruhe, Unsicherheit und Scham erfasste sie alle; nicht nur, weil es lediglich Wasser zu trinken gab. Und als um Mitternacht das Flötenspiel verstummte, gingen sie alle schweigend nach Hause, und jeder wusste: Das Fest hatte nicht stattgefunden.
(aus: Willi Hoffsümmer (hg.), Kurzgeschichten 1)
Mit einer Wort-Gottes-Feier beendeten wir – an Leib und Seele gestärkt – den Einkehrnachmittag. Elke Leitner dankte im Namen der KFB Frau Johanna Strasser-Lötsch für die nährenden Gedanken und Worte und Frau Steffi Seiler für den Bibliolog, sowie auch allen Frauen, die liturgische oder kulinarische Beiträge geleistet haben.