Wer von Ihnen hat versucht, seine Weihnachtseinkäufe in den letzten Tagen zu erledigen. Ihm wird es ähnlich wie vielen anderen ergangen sein: erst langes Warten im Verkehrschaos und dann Suche nach einem freiem Parkplatz. Fast alle Parkplätzte vor dem Maxi-Markt waren „besetzt“.
Ich glaube, die verzweifelte Suche nach einem Parkplatz in unserer hektischen Gesellschaft ist ein gutes Bild für unser Leben und für die Erfahrung, die Gott ständig mit uns macht: „kein Parkplatz frei“ „Besetzt“.
Wir feiern heute Gottes Ankunft in unserer Welt. An Weihnachten will er zu uns kommen. Aber sind wir nicht auch „besetzt“? Geht es Gott nicht oft genauso, dass er keinen Parkplatz bei uns finden kann, weil wir in aller Hektik, im Stress unserer Weihnachtsvorbereitungen gar keine Zeit, keinen Raum, keinen Platz haben, um uns auch noch mit Gott zu beschäftigen? Und nicht nur zu Weihnachten, im Grunde strömt das ganze Jahr über so viel auf uns ein, an Sorgen, an täglichen Problemen und Kämpfen, dass eigentlich keine Zeit, kein Raum mehr bleibt für Gott.
Gott will bei uns ankommen – und kann es nicht, weil wir längst besetzt sind von dem, was uns scheinbar alles so wichtig erscheint im Leben.
Für Gott ist das nicht neu. Damals, als er in Betlehem geboren wurde, da machte er bereits genau diese Erfahrung: Die Menschen haben keinen Platz für ihn, alles besetzt. Die Seinen nehmen ihn nicht auf. (Joh 1, 11) Und genauso geschieht es auch heute. Auch wenn wir Menschen scheinbar gar keine Zeit mehr haben für ihn, wenn wir so besetzt sind von unseren eigenen Sorgen und Problemen, er geht trotzdem immer wieder auf uns zu.
Auch wenn wir ihn in unserem Leben an den Rand drängen, er gibt dennoch nicht auf. Und auch wenn viele Menschen unserer Tage ganz offensichtlich von Gott nichts mehr wissen wollen oder mit ihm nichts mehr anfangen können: er geht trotzdem immer neu auf jeden einzelnen zu. Das ist Weihnachten: Gott gibt nicht auf in seinem Bemühen um uns Menschen! Er sucht uns. Er hat Interesse an uns. Und was bemerkenswert ist: Gott macht nicht einmal ein Drama daraus, dass wir Menschen ihm nicht den richtigen Platz anbieten. Er hat sein Kommen lange angekündigt. Trotzdem ist nichts vorbereitet und kein Platz da, als er kommt. Und wie reagiert Gott? Als ob das selbstverständlich wäre, kommt er in einer Viehkrippe zur Welt. So ist unser Gott! Er überrascht immer. Mit so viel Verständnis, mit einer solchen Geduld und Liebe begegnet er uns. Er will uns trotzdem begegnen, auch wenn uns in unserem Leben so vieles wichtig ist, aber Gott oft nur eine Nebenrolle spielt. Er nimmt den Platz, den er bekommen kann.
Und wenn wir jetzt hier zum Gottesdienst versammelt sind, dann ist diese Kirche der Stall. Diese Stunde – für den einen oder anderen vielleicht die einzige im Jahr – ist sie jetzt die Krippe, in der Gott uns begegnen, uns nahe sein will. Machen wir unser Herz zum Stall, zur Krippe, in der Gott geboren wird, in der er Platz hat, so unvollkommen wir auch sind, so besetzt mit allen möglichen Sachen.
Vielleicht denken Sie jetzt: Der Stall ist nicht geputzt. Da liegt so viel Mist. Und gerade dort, will Gott geboren werden. Wir können ihm keinen sauberen Raum anbieten, sondern nur den schmutzigen Stall unseres Herzens. Gott will in uns geboren werden, weil er uns liebt, weil wir ihm wichtig sind, nicht weil wir ihm etwas vorweisen können.
Ich wünsche uns allen, dass wir ihm Platz und Raum geben in unserem Leben. Ich wünsche uns, dass wir Gott in unser Leben einlassen und dadurch seine Liebe und seine Nähe erfahren können. Gesegnete Weihnachten!
Niko Tomic, Kaplan