„In jener Zeit fand in Galiläa eine Hochzeit statt, und die Mutter Jesu war dabei. Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen. Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut!“ Joh 2,1-5
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
jeder Mensch wird im Laufe seines Lebens mit Problemen und unerwarteten Schwierigkeiten konfrontiert. Wie schwer diese auf einer Person lasten, kann eigentlich nur subjektiv beurteilt werden. Denn ich traue mich nicht zu sagen, dass die momentanen Sorgen einer Schülerin, die zum ersten Mal in ihrem Leben ein „nicht genügend“ bekam, kleiner sind als die momentanen Sorgen eines Mannes, der arbeitslos wurde, aber für seine Familie sorgen soll. Natürlich stellt sich nach einigen Tagen heraus, dass die Note durch eine neue Schularbeit verbessert werden kann und eine neue Arbeitsstelle erst gefunden werden muss, aber die momentane, persönliche Niedergeschlagenheit kann bei beiden ein ähnliches Ausmaß haben. Mir geht es nicht um eine rationelle Beurteilung der menschlichen Gefühle in schwierigen Situationen, sondern um das Bewusstsein, dass uns Christen ein ganz besonderer Weg aufgezeigt wird, mit ihnen umzugehen. Das heutige Evangelium von der Hochzeit zu Kana ist ein Schlüssel dafür, denn es ist ein Wegweiser für den Umgang mit Problemen, denen wir im Leben begegnen. Denn es steht in der Reihe der Feste, bei denen die Sendung Jesu verdeutlicht wird: Zu Weihnachten – Jesus: Mensch und Gott zugleich, am Fest der Erscheinung des Herrn – Jesus als König für die Welt, bei der Taufe – Jesus als der geliebte Sohn, auf den wir hören sollen und heute, Jesus – der im Leben der Menschen wirkt und Menschen in Not nicht verlässt.
Aber gehen wir jetzt zum Bild der Hochzeit.
Die Hochzeit ist von ihrer Natur her mit einer freudigen Stimmung verbunden. Wenn zwei Menschen ihre Liebe feiern, freut man sich mit ihnen. Meine Erfahrung aus den Hochzeitsvorbereitungen ist, dass sich jede und jeder wünscht, ein unvergessliches Fest zu haben, das noch lange auch im Alltag die gemeinsame Liebe bewusst macht und daraus Kraft schöpfen lässt. So ist es für jeden mehr als nur peinlich, wenn die geladenen Gäste keinen Platz hätten, oder wenn das Essen ausgegangen wäre, bevor alle etwas bekommen haben. Da braucht es aufmerksame Personen, die einen kühlen Kopf bewahren, nicht jammern, sondern nach Lösungen suchen.
Genau dieses Bild will auf unser Leben übertragen werden. Mitten in freudigen Erfahrungen werden wir mit Unerwartetem konfrontiert: mit einem Schicksalsschlag, einer Krankheit, einem Firmenkonkurs oder einer zerbrochenen Beziehung. All das bleibt auch uns – gläubigen Menschen – nicht erspart, aber wir haben Hinweise darauf, wie wir mit solchen Situationen in einer gesunden Weise umgehen können. Im Evangelium werden keine Schuldigen gesucht, es wird keine Aufregung dargestellt, sondern die einfühlsame Maria wendet sich an den, der auch auf wundersame Weise etwas verändern kann – an Jesus. Und dann läuft alles ziemlich unspektakulär. Die Diener werden eingebunden, ein paar übliche Handgriffe gemacht und auf einmal ist alles wieder gut und noch dazu besser als vorher. All das bewirkt der Glaube und natürlich die Zulassung, dass Gott in der Situation wirken kann.
Es ist ein tröstliches und herausforderndes Evangelium für uns. Es wirft Fragen auf unser Vertrauen und unseren Umgang mit Problemen auf. Sind wir als Gemeinde und als einzelne Personen aufmerksam und spüren wir die Nöte, die es bei uns gibt? Sehen wir die Menschen, die uns brauchen könnten und wenn ja, binden wir Gott in die Lösungen ein? Oder wenn uns selbst Schwierigkeiten treffen? Lassen wir uns da dabei helfen oder beklagen wir uns zuerst ausgiebig über die Systeme, über andere Menschen und sind dadurch nicht einmal im Stande, die Situation richtig einzuschätzen?
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
Gott lädt uns ein zu einem glücklichen Leben inmitten der Probleme. Jesus offenbarte sich als Gesandter Gottes, um mit uns zu gehen, um uns beizustehen oder uns zu heilen. Ich wünsche uns allen, dass es uns gelingt, aufmerksam und heilend für andere da zu sein. Ich wünsche uns, dass wir Gott und seine Vermittler wie Maria in unser Leben hereinlassen und dadurch seine Liebe und seine heilende Kraft immer wieder erfahren, damit er bei uns alles zum Guten wenden kann.
Slawomir Dadas, Pfarrer