Schwestern und Brüder,
Papst Franziskus will im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit das Sakrament der Beichte (das er nach eigenen Angaben etwa alle zwei Wochen empfängt) neu zur Geltung bringen. Er schreibt in der Verkündigungsbulle: „Mit Überzeugung stellen wir das Sakrament der Versöhnung erneut ins Zentrum, denn darin können wir mit Händen die Größe der Barmherzigkeit greifen. Das Sakrament wird für jeden Bußfertigen eine Quelle wahren inneren Friedens sein.“ (Misericordiae vultus 17)
Wäre es nicht gut, wenn wir Katholiken in diesem Jahr der Barmherzigkeit auch einmal unsere ganze Angst aus dem Weg räumen würden, die wir vor der persönlichen Beichte haben? Es ist auf der einen Seite die Angst, die sich mischt mit ein bisschen Stolz, zuzugeben, dass ich gesündigt habe.
Wäre es nicht gut, wenn wir einmal dieses versteckte Misstrauen aus dem Wege räumen, das wir auch den Priestern, den Beichtvätern gegenüber haben?
Nun sind die Erfahrungen mit diesem Sakrament recht unterschiedlich: Viele sagen nach der Beichte: „Jetzt fühle ich mich besser, leichter, mit neuem Schwung.“ Andere haben auch Einwände und sagen: „Muss ich denn wirklich mit den Sünden noch zum Priester gehen und dem das sagen? Kann ich das nicht auch mit Gott alleine ausmachen? Da brauche ich keinen Priester dazu.“
Natürlich kann ich Gott auch so um Verzeihung bitten und das ist auch gut. Aber wenn wir uns bei einem anderen Menschen entschuldigen, dann wollen wir auch hören „Es ist wieder gut“. Genau das geschieht in der Beichte. Der Priester ist dort wie ein Telefonhörer zu Jesus. Christus sagt am Ende: „Ich spreche dich los.“ Daher ist die Beichte auch viel intensiver. Außerdem machen wir uns konkretere Gedanken, wenn wir es nachher auch aussprechen, als wenn wir das nur mit uns selbst ausmachen.
Viele sagen: „Es kostet Überwindung, zum Beichten zu gehen.“ Das stimmt. Deshalb ist die Beichte ja auch anonym und gibt es das Beichtgeheimnis. Vor allem aber: Ein Priester hat Respekt vor jedem, der zum Beichten geht! Besonders auch, wenn jemand nach längerer Zeit sich wieder dazu entschließt.
Andere sagen: „Ich hab doch nur Kleinigkeiten.“ Umso besser! Aber auch Kleinkram summiert sich.
„Ich beichte immer dasselbe! Es bessert sich nicht“ Jesus scheut sich nicht, uns immer dasselbe zu vergeben.
Liebe Brüder und Schwestern!
Wenn wir dieses Misstrauen, das wir in Bezug auf persönliche Beichte haben, festhalten, wenn dadurch Sünde nicht bekannt wird, dann geschieht nicht Vergebung. Dann halten wir aus dieser Angst heraus unsere Sünde im Herzen fest, und verhindern es, dass Jesus Christus bei uns wirklich ankommen kann. Lassen wir uns von der Barmherzigkeit Gottes neu in seine Nähe und Freude rufen! Sie wird so auch in unserem Leben sichtbar werden. Amen.
Niko Tomic, Kaplan