Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach – aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund. Dieser Satz ist uns längst in Fleisch und Blut übergegangen. Im Evangelium stoßen wir auf die Quelle dieses Wortes: ein römischer Hauptmann bittet Jesus für seinen todkranken Diener. In unserer Liturgie wurde es dann zum Gebet vor dem Empfang des Sakramentes, und nicht mehr der Diener soll gesund werden, sondern unsere Seele.
Mancher stößt sich an der Formulierung: “Herr, ich bin nicht würdig”. Nicht ganz zu unrecht. Dieses “nicht würdig sein” erweckt bisweilen den Anschein, eine ganz hohe christliche Tugend zu sein. Vor lauter unwürdig bleiben ja sogar die vorderen Plätze in der Kirche oft leer. Aber als Christen sollen und dürfen wir uns nicht selber ständig klein machen, ständig buckeln, sondern wir müssen den aufrechten Gang pflegen und wir dürfen vor unserem Gott stehen. Duckmäuser hätten den Glauben an Christus nicht verbreiten können.
Ich habe da ein kleines Beispiel. Vor über 50 Jahren habe ich meinen Führerschein gemacht. Ganze sechs Fahrstunden a 50 Minuten habe ich absolviert, dann die Prüfung und dann hatte ich den Führerschein. Ich war berechtigt, war staatlich für würdig gehalten, mit dem Auto zu fahren. Natürlich konnte ich es nicht, niemand kann das nach sechs Stunden Unterricht, aber ich bin trotzdem gefahren, sobald ich ein Auto hatte oder jemanden, der mich mit seinem Auto fahren ließ. Jetzt, nach gut 50 Jahren Praxis und etlichen hunderttausend Kilometern kann ich, hoffe ich wenigstens, einigermaßen fahren und trotzdem passieren mir immer noch Fehler.
Hätte ich damals nicht fahren sollen, obwohl mir die staatliche Autorität per Dokument zusicherte, dass ich durfte?
Mit dem würdig sein vor Gott ist es ein bisschen ähnlich. Es kommt nicht darauf an, dass wir uns würdig fühlen. Wirklich würdig werde ich nie sein. Aber viel wichtiger ist, dass da jemand ist, der es mir zutraut. Entscheidend ist, dass Gott uns für würdig hält. Und das hat Jesus doch längst ausgesprochen. Dieses Wort hat er längst gesagt. Er hat uns Freunde genannt, er hält uns für wert, zu ihm zu gehören.
Darum sollen und dürfen wir vertrauen, dass Gott , trotz unseren Fehlern, unserem Versagen, mit dem wir immer wieder konfrontiert werden zu uns hält. Dass er trotz all dem nicht genug bekommt von uns. Dass er immer wieder das Wort der Zuneigung zu uns spricht, dass er immer das Wort der Ermutigung für uns hat.
Dass er unsere Seele gesund macht.