„In jenen Tagen geschah es, dass man sieben Brüder mit ihrer Mutter festnahm. Der König wollte sie zwingen, entgegen dem göttlichen Gesetzt Schweinefleisch zu essen, und ließ sie darum mit Geißeln und Riemen peitschen. Einer von ihnen ergriff für die andern das Wort und sagte: Was willst du uns fragen und von uns wissen: Eher sterben wir, als dass wir die Gesetzte unserer Väter übertreten. Als der erste der Brüder auf diese Weise gestorben war, führten sie den zweiten zur Folterung. Als er in den letzten Zügen lag, sagte er: Du Unmensch! Du nimmst uns dieses Leben; aber der König der Welt wird uns zu einem neuen, ewigen Leben auferwecken, weil wir für seine Gesetze gestorben sind. Nach ihm folterten sie den dritten. Als er tot war, quälten und misshandelten sie den vierten genauso. Dieser sagte, als er dem Ende nahe war: Gott hat uns die Hoffnung gegeben, dass er uns wieder auferweckt. Darauf warten wir gern, wenn wir von Menschenhand sterben. Für dich aber gibt es keine Auferstehung zum Leben.“ (2 Makk 7, 1-2.7a-10a.13-14)
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
Mut und Zivilcourage gehören zu den Werten, die zwar von allen bewundert, aber nicht automatisch gelebt werden. Sich für jemand einzusetzen, der von Stärkeren angegriffen wird, wird oft als Heldentat in den Medien gepriesen. Einzelschicksale lassen sich scheinbar gut verkaufen. Aber wie ist das mit dem Glaubensleben in Österreich, verlangt er Mut? Machen Sie ein Kreuzzeichen vor dem Essen in der Firmenkantine, in einem Restaurant, ebenso selbstverständlich wie Zuhause, oder halten Sie es für unpassend?
Der Umgang mit dem Glauben nimmt bei uns eigenartige Züge an. Gerne und regelmäßig wird er im Zusammenhang mit einer Wahl verwendet. Einerseits wird er von den Präsidentschaftskandidaten gefordert, anderseits wird sein Ausdruck in Form von Kreuzen durch einige Kreise – gerade der Kandidaten – bekämpft. Im Alltag begegnet man immer wieder Menschen, die behaupten, sie seien gläubig, aber nicht praktizierend und in der Realität hat ihr Glaube mit unserem christlichen nicht viel Gemeinsames. Denn viele Grundpositionen und Wertevorstellungen von solchen Menschen widersprechen nicht selten der Botschaft Jesu. Was ist mit unserem Glauben in Europa passiert? War er bei vielen so flach verwurzelt, dass er bei jeder Gelegenheit über Bord geworfen wird?
Auf diesem Hintergrund erscheint die heutige Lesung aus dem Buch der Makkabäer als nicht mehr Zeit gemäß. Denn wo gibt es so was, dass man sich für den eigenen Glauben von anderen beschimpfen und umbringen lässt, ja sogar, dass die Mutter ihren Söhnen Mut macht, dass sie nicht aufgeben, zum Gott der Liebe und des Lebens zu stehen. Wo gibt es so was, dass der Glaube an Gott und an die Auferstehung zum Leben mit ihm über das eigene irdische Leben gestellt wird? In Europa gibt es so etwas kaum. In Europa ist man sehr schnell bereit, den Glauben aufzugeben, wenn er dem bequemen, im Wohlstand behüteten Dasein im Wege steht.
Aber dem gegenüber stehen auf der Welt Millionen verfolgte Christen, die aufgrund ihres Glaubens verhaftet oder aus bestimmten Gebieten vertrieben werden. Frauen und Männer, die ihre Arbeit verlieren und denen dadurch die Lebensgrundlage entzogen wird oder Kinder, die keine Chance auf eine gute schulische Ausbildung bekommen, weil sie sich zu Christus bekennen. Menschen, für die weder die EU noch die Vereinten Nationen so wirklich eintreten. Menschen, deren Not vor allem von privaten Organisationen wie CSI, Initiative Christlicher Orient, Kirche in Not gesehen, angesprochen und gelindert wird,Menschen, für die unser Diakon Josef Bernögger immer wieder Unterschriften sammelt.
Und gerade diese Millionen verfolgten Christen entsprechen der biblischen Haltung, bei der der Glaube alle Angst überwindet. Denn die Zusage, die wir im Brief an Thessalonicher gehört haben, dass Gott sich den Menschen durch Jesus in seiner Liebe zuwendet, gibt denen Hoffnung und spendet Trost in Unterdrückung und Verfolgung.
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
es geht nicht darum, dass wir jetzt ein schlechtes Gewissen bekommen, aber es geht darum, dass wir die Augen vor der Not unserer Schwestern und Brüder nicht verschließen. Es geht darum, sich selber zu fragen, wie stark mein eigener Glaube ist und wo ich für ihn Zeugnis ablegen muss. Es geht auch darum, die Zusage Gottes, dass er mich zum ewigen Leben in der Gemeinschaft der Heiligen beruft, bereits jetzt ernst zu nehmen und aus ihr das irdische Leben zu gestalten. Ich wünsche uns allen, dass wir mutig unseren Glauben bekennen und mit Zivilcourage Zeugnis vom Gott der Liebe und des Friedens ablegen. Ich wünsche uns, dass wir unseren Glauben pflegen, vertiefen und stärken und wir dadurch trotz der Wirren der Zeit auf dem Weg zu Gott und zu seinem Reich bleiben.
Slawomir Dadas, Pfarrer