Von Königen und Königinnen ist immer wieder einmal zu lesen oder zu hören oder zu sehen. Es ist schon erstaunlich, was für eine Faszination die gekrönten Häupter auch im 21. Jahrhundert auf sehr viele Zeitgenossen ausüben. Klatsch und Tratsch aus den Königshäusern füllt die Seiten mancher Zeitungen. Auf der einen Seite fürstliche Hochzeiten, königliche Geburten von Prinzen und Prinzessinnen und auf der anderen Seite sind Affären und Skandale, Neid und Streit, Missgunst und Eifersucht. all dies wird begierig aufgenommen. Was macht ihre Faszination aus?
Viel zu sagen haben sie aber nicht mehr. Ihre politische Bedeutung und Macht ist sehr begrenzt. Die Macht kann es ja nicht sein. Nein, es muss etwas anderes sein: die Sehnsucht der Menschen, sich aus der Masse zu erheben und im Rampenlicht zu stehen. Die gekrönten Häupter bieten ihnen eine Möglichkeit zur Identifikation. Der König Jesus ist da wenig geeignet als Identifikationsfigur. Gekreuzigt, geschunden, mit zerschlagenem Körper, die Dornenkrone auf dem Kopf. Wer will sich mit diesem König identifizieren? Für den wäre in der Presse kein Platz. Und die Geschundenen unserer Tage? Die in den Gefängnissen und Todeszellen Inhaftierten? Die Gefolterten, ihrer Würde Beraubter? Die zur Prostitution gezwungenen Kinder und Frauen? Die Hungernden und Verhungerten, die Verzweifelten? In unseren Medien ist eher Platz für kranke Tiere und verirrte Wale als für sie!
Heute, am Christkönigsfest, feiern wir Jesus Christus als König. Aber was ist das für ein König? Was macht das Königtum Jesu Christi aus? Worin besteht es? Sein Reich ist ein Reich der Gerechtigkeit und des Friedens. Sein Königtum ist Barmherzigkeit. Seine Herrschaft heißt Dienen. Seine Macht ist die Liebe.
Dieses Königtum durchzieht wie ein roter Faden sein ganzes Leben. In Armut und Elend geboren, von Hirten als König entdeckt, später von einer Schar einfacher und ungebildeter Menschen umgeben, die ihn ihren Rabbi nennen, geht er konsequent seinen Weg. Er macht die Erfahrung, dass die „Kleinen“ sich seiner Botschaft am ehesten öffnen. Die verachteten Zöllner öffnen ihm Herz und Haus, die Schuld der Dirnen löst sich in Tränen. Die Sünder erfahren seine Zuneigung und Tischgemeinschaft. Die Ausgesetzten stellt er wieder hinein in die menschliche Gemeinschaft. Ein Wundermann, der Macht hat über Dämonen, Krankheit und Tod.
Allerdings stirbt er nicht wie ein König, sondern wie ein Verbrecher.
Das ist seine Wahrheit, die alle Machtbesessenen nicht verstehen können, dass er ein König der Ohnmacht und für die Ohnmächtigen ist. Das ist auch unsere Chance, weil wir mit unserer Ohnmacht von ihm verstanden werden, gehalten werden, bei ihm Heimat finden. Er schenkt mir Würde und Anerkennung. Jesus ist dieser König. Er will keine Bewunderer, sondern Nachfolger. Er will nicht Personenkult, sondern Treue.
Jesus, der ganz andere König, ruft uns, ihm zu folgen. Er lädt uns ein, seinen Weg mitzugehen. Er lädt uns ein, ein Leben zu wagen, das von der Liebe geprägt ist und nicht vom Hass, von der Wahrheit und nicht von der Lüge, von der Barmherzigkeit und nicht von Gewaltanwendung, von Verzeihen und nicht von Vergeltung.
Niko Tomic, Kaplan