Ist es Ihnen aufgefallen, dass Jesus immer so direkt spricht? Er sagt nicht: Ihr sollt eigentlich sein… er sagt klar: „Ihr seid das Salz, ihr seid das Licht“. Diesen Satz hat er an seine Jünger gerichtet.Nun hat Jesus das bestimmt nicht gesagt, weil seine Jünger so perfekt waren. Nein, das war weder Petrus, der oft so große Versprechungen gemacht hat und wenig gehalten hat, noch Matthäus, noch all die anderen- alle mit Fehlern und Schwächen. Aber sie haben später in unsere Welt Licht gebracht.
Licht in diese Welt brachten viele Menschen. Immer wieder hat es bis auf den heutigen Tag Menschen gegeben, die gleichsam wie Blicklichter oder Leuchttürme gelebt haben.
Zunächst fallen uns die Heiligen ein. Heilige Menschen sind wie Leuchttürme, an denen wir Menschen uns orientieren können. Sie spiegeln etwas von dem Licht wider, das Jesus in die Welt gebracht hat.
Aber ich denke nicht nur an bekannten Heiligen Menschen wie Franziskus, oder Elisabeth.
Ich denke an heiligmäßige Menschen im Alltag, aus unserer Zeit.
Ich kenne Frauen, die nicht geheiratet haben, um ihre alten Eltern zu pflegen.
Ich kenne Männer, die auf die Karriere verzichtet haben, weil sie nicht ihre Seele verkauften wollten für das „richtige Parteibuch“.
Ich kenne Jugendliche, die ihren persönlichen Urlaub opfern, um fremde Kinder zu betreuen in einer Ferienfreizeit, ohne Honorar.
Ich kenne Kranke, die ich meine trösten zu müssen bei einem Besuch, von denen ich ermutigt und getröstet weggehe.
Ich kenne Kinder, die werden Ministranten und gehen zur Kirche, obwohl ihre Eltern das für Quatsch halten.
Ich kenne Menschen, viele alte Menschen, die nicht mehr viel tun können, die aber beten, viel beten. Und nicht darum, dass sie selbst in den Himmel kommen, sondern ganz bewusst: für andere.
Es gibt Menschen, die machen keine Schlagzeilen, die werden auch in keiner Nachrichtensendung erwähnt. Aber sie leuchten, und ihr Licht verbreitet sich in ihrem Alltag.
Für mich sind diese Menschen wie ein Licht, von dem Jesus spricht. Mit andern Worten: nicht die großen spektakulären Aktionen, die öffentlichkeitswirksam in Szene gesetzt werden, machen uns zum Licht der Welt, sondern die kleinen, alltäglichen und liebevollen Zuwendungen, die wir den Menschen schenken. Jesus sagt nicht, dass wir alle große und dicke Kerzen, Halogenscheinwerfer sein sollen, sondern er spricht von Licht, das jeden Raum hell machen kann, und sei es noch so klein.
Wichtig scheint mir zu sein, dass wir da, wo wir stehen und leben, durch unser Licht die Welt ein wenig heller machen. Wie können wir dies schaffen? Ich glaube nur dadurch, dass wir die Verbindung zu Jesus, zur Lichtquelle aufrechterhalten und intensivieren.
„Ihr seid das Licht der Welt“. Ja, wir sind es schon. Nicht weil wir so klug oder erfolgreich sind; nicht weil unsere Selbstlosigkeit so groß ist oder unser religiöser Eifer alle in Erstaunen versetzt. Sondern weil wir von Jesu Licht angesteckt sind und etwas davon durch uns hindurchleuchtet. Durch ihn sind wir eingetaucht in neues Licht und können so uns selbst, unsere Mitmenschen und die ganze Welt in einem neuen Licht sehen, im Widerschein von Liebe und Vertrauen.
Niko Tomic, Kaplan