Der Wille Gottes

„So spricht der Herr: Juble laut, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir. Er ist gerecht und hilft; er ist demütig und reitet auf einem Esel, auf einem Fohlen, dem Jungen einer Eselin. Ich vernichte die Streitwagen aus Efraim und die Rosse aus Jerusalem, vernichtet wird der Kriegsbogen. Er verkündet für die Völker den Frieden, seine Herrschaft reicht von Meer zu Meer und vom Eufrat bis an die Enden der Erde.“ Sach 9, 9-10

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

diese Tage werden in den Medien speziell durch das G-20 Treffen geprägt. Die Vertreter der 20 Industrienationen kamen zusammen, um neue Strategien für die Welt zu überlegen und auszuhandeln. Bereits jetzt gibt es Diskussionen darüber, wie das Treffen einzuschätzen ist. War die Begegnung zwischen Trump und Putin ein Erfolg? Ist die Entscheidung Europas, mehr mit Japan und China zusammenzuarbeiten als mit Amerika, der richtige Weg zum Frieden in der Zukunft? Wer kann als Sieger und wer als Verlierer nach Hause kommen? Die Begrüßung durch die Globalisierungsgegner ist sehr stark ausgefallen. Eine solche Verwüstung und Plünderungen hat Hamburg in der Friedenszeit noch nicht erlebt.

Viele Hoffnungen und Wünsche werden in der Regel mit solchen Treffen verbunden: diesmal werden unter anderem solche Themen wie Hunger in der Welt, Migration, Terrorismus, Klimaveränderung und Frauenrechte besprochen. Mein Wunsch an die Teilnehmer wäre, dass sie sich die liturgischen Texte des heutigen Sonntags durchlesen und danach handeln. Denn gerade die erste Lesung aus dem Buch Sacharja, die wir auch aus der Palmsonntagliturgie kennen, könnte ein Hinweis für einen Weg zum Frieden in der Welt sein. Fast ironisch klingt die Beschreibung des Friedenskönigs im Vergleich zu den Bildern der Mächtigen unserer Zeit. Er ist gerecht, demütig und reitet auf einem jungen Esel. Sie kommen mit privaten Jets, gepanzerten Limousinen und werden von tausenden Sicherheitskräften aus allen Ländern Europas beschützt. Er ist gerecht und hilft und macht die Streitwagen und Kriegsboten überflüssig. Sie denken darüber nach, wie sie aufrüsten und wem sie Waffen verkaufen können, um Geld zu verdienen.

Zwei verschiedene Bilder am Anfang der Ferien – also am Anfang einer Zeit, die mit dem inneren und äußeren Frieden verbunden wird. Welcher führt wirklich zum Ziel? Welche Personen sind Garanten für einen dauerhaften Frieden zwischen den Menschen? Die Antwort lässt sich im Ursprung der beiden Situationen finden. Die G-20 Treffen wurden während der Finanzkriese ins Leben gerufen. Sie hatten das Ziel, den Menschen das Gefühl der Sicherheit zurück zu schenken, das durch die Gier einiger Einflussreichen verloren gegangen ist. Einige Absprachen über Bankenkontrolle und Handelsabkommen sollen das verlorene Vertrauen wiederherstellen.

Der Friedenskönig ist die Antwort des Propheten auf die Sehnsucht des Volkes, im Frieden und im eigenen Land leben zu können. Dieser Friede kann laut Propheten nur dann erreicht werden, wenn sich die Menschen wieder darauf besinnen, sich die Ordnung Gottes zueigen zu machen. Erst wenn sie entdecken, dass Gott Gerechtigkeit will, dass Gott auf der Seite der Armen und Unterdrückten steht, werden sie das Ziel erreichen können.

Liebe Schwestern, liebe Brüder,
es ist nicht der Wille Gottes, dass zwanzig Nationen den Rest der Welt beherrschen. Es ist nicht der Wille Gottes, dass fünfzig oder sechzig Länder auf der Welt immer reicher werden, wenn gleichzeitig ca. 800 Millionen Menschen – also 10% der Erdbevölkerung – jeden Abend hungrig schlafen gehen. Es ist nicht der Wille Gottes, dass man die Waffen modernisiert und an Diktatoren verkauft, um mit ihnen Geschäfte zu machen.

Der Wille Gottes ist es, ein Mensch des Geistes zu sein und nicht nur dem nachzulaufen, was den Körper sättigt. Der Wille Gottes ist es, ein Mensch der Gerechtigkeit und des Friedens zu sein, also die Nöte der anderen zu sehen und zu helfen, die Lasten der anderen zu tragen. Der Wille Gottes ist es, nicht in Shows und im Glanz die Weisheit zu suchen, sondern im Verborgenen, im Herzen.
Ich wünsche uns, dass wir uns dem König des Friedens anvertrauen, der bereit ist, unsere Last zu tragen und uns mit dem inneren und äußeren Frieden zu beschenken.

Slawomir Dadas
Pfarrer