Das Wort „Abschied“ verbinden viele Menschen mit negativen Gefühlen; es hat für die meisten etwas mit Verlust zu tun. Beim Abschied wirft man in der Regel einen kurzen Blick in die Zukunft und bedauert, dass sie unter veränderten Umständen gestaltet werden muss. Viel zu selten denkt man dabei positiv an die Zeit, die mir mit jemand geschenkt wurde. Viel zu selten freut man sich über das Geschenk eines gemeinsamen Weges, der mich bereichert und weiterentwickelt hat, der mich zu diesem Menschen gemacht hat, der ich bin.
So verständlich es ist, dass bei einigen Abschieden, wie bei den Todesfällen, die Trauer überwiegt, so muss auch selbstverständlich sein, dass die meisten Abschiede im Leben mit Dankbarkeit gefeiert werden sollten. Denn der Abschied bedeutet, die bisherige Welt zu verlassen, um in eine neue einzutauchen. Und diese Erfahrung begleitet uns immer und immer wieder seit der Kindheit: neue Schule, neuer Arbeitsplatz, die erste Wohnung, neue Freunde und neue Personen unseres Vertrauens … alles Übergänge von einer in die andere Welt, verbunden mit Herausforderung aber auch Dankbarkeit, die uns hilft, neu zu werden.
In diesem Geist wollen wir heute den Abschied von unserem Kaplan Niko feiern. Wir sind dankbar, dass Du Niko, uns auf den Weg gestellt wurdest und den Weg durch deinen Glauben und deine Persönlichkeit geprägt hast. Da ich in dieser kurzen Ansprache nicht alles aufzählen kann, möchte ich auf drei Dinge besonders aufmerksam machen, für die ich dankbar bin.
Du bist eine wichtige Brücke zwischen der bisherigen Pfarre und vielen Mitbürgern, die kroatische Wurzeln haben. Vielen hast du geholfen, auch in einer „deutschen Messe“ Zuhause zu sein. Viele haben gelernt, dass sie die alte Heimat nicht aufgeben und schon gar nicht leugnen müssen, um sich in der neuen wohl zu fühlen. Für viele warst Du sicher eine Herausforderung, weil Du die Welten, die alte und die neue verbunden hast – aber gerade das half uns allen, uns gegenseitig als vielfältige Gemeinschaft, als eine katholische Familie zu erfahren.
Du bist ein Mensch, der mit anderen mitfühlt. Du hast die Freude der Kinder geteilt, dich den Fragen der Jugendlichen gestellt, Menschen in schwierigen Lebenssituationen zur Seite gestanden, die Trauenden begleitet. Dadurch konntest Du vielen etwas von unserem Gott vermitteln, der mitgeht, mitlebt, teilnimmt, zum glücklicheren Leben führen will.
Du bist für uns ein Glaubenszeuge mit der eigenen Geschichte, die die Unterdrückung der Christen kennt. Die Erfahrung, dass die Kirche eine kleine Gemeinschaft sein kann, aber mit viel Kraft aus der starken Bindung an Jesus Christus, hat dich immer wieder dazu bewegt, mit den Menschen über ihren Glauben zu sprechen und sie zur Gemeinschaft der Kirche einzuladen.
Dafür und für alles andere, für den guten Geist im Haus und deine Hilfsbereitschaft in allen Bereichen der Pfarre danke ich Dir sehr herzlich. Wir feiern den Abschied mit Freude, weil Du unsere Pfarre geprägt hast und Deine Spuren nicht verloren gehen, sondern weiter auch ohne Dich vor Ort gelebt, entwickelt, neu gestaltet werden. Ich wünsche auch Dir einen guten Abschied, denn erst ein guter Abschied öffnet die Tür zu einem guten Neubeginn und den wünsche ich Dir im Namen der ganzen Pfarrgemeinde, damit Du in der Stadtpfarre eine Brücke, ein Glaubenszeuge, ein mitfühlender Mensch sein kannst.
Ansprache: Slawomir Dadas, Pfarrer' Foto: Felix Eichberger