Alljährlich ein ganz wichtiges Thema in den Medien ist eine Analyse der wirtschaftlichen Entwicklung. Schwächt sich die Konjunktur ab oder zeigt das Wirtschaftsbarometer auf „gleichbleibend“? Das heißt dann Minuswachstum oder Nullwachstum. Oder zeigt dieses Barometer auf schönes Wetter – die Wirtschaft legt zu und daraus resultiert – wenigstens erklären es uns Wirtschaft und Politik so – eine Erhöhung unser aller Wohlstand.
Nach etlichen Jahren Stillstands oder gar rückläufiger Zahlen, Minuswachstum eben, gibt es heuer endlich einmal Gutes zu berichten. Die Schätzungen zu Beginn des vergangenen Jahres lagen bei ein bis zwei Prozent Wirtschaftswachstum, jetzt werden uns drei Prozent vorhergesagt. Drei Prozent wird die Wirtschaft zulegen. Und wenn wir dem Slogan glauben „geht’s der Wirtschaft gut, geht’s allen gut“ können, ja müssen wir schließen: es wird uns allen um drei Prozent besser gehen. Davon träumen die, die glauben das Sagen zu haben. Wir sollten uns diesem Traum anschließen. Mitträumen von drei Prozent. Aber nicht, was das Wirtschaftswachstum betrifft. Das können wir als einzelne gar nicht beeinflussen und leider auch überhaupt nicht, ob überhaupt und welche Auswirkungen auf uns hat.
Aber wenn wir überall da, wo es uns gut tut, wo es uns selbst betrifft drei Prozent zulegen würden? Das wäre einmal ein Vorsatz. Drei Prozent, das klingt, materiell gedacht, nicht übermäßig viel. Bei hundert Euro sind das gerade einmal drei.
Aber wie wäre es mit
drei Prozent mehr Offenheit und Aufgeschlossenheit zueinander,
drei Prozent mehr Geduld miteinander,
drei Prozent mehr Ehrlichkeit,
drei Prozent mehr Verantwortung,
vielleicht drei Prozent weniger Tempo im Straßenverkehr,
drei Prozent mehr Zuneigung, Hinhören, Eingehen auf den anderen
drei Prozent mehr Zufriedenheit und gleichzeitig drei Prozent weniger Neid und Missgunst
Und, ganz wichtig, drei Prozent mehr Verzeihen und mehr Vergebung.
Wie schon gesagt, drei Prozent ist nicht übermäßig viel. Aber wenn jeder von uns heuer diese drei Prozent Besserung in nur einem dieser oder ähnlicher Anliegen leisten würde, dann würde sich unsere Pfarrgemeinde sichtbar ändern. Nur drei Prozent zum Guten, das müsste doch zu schaffen sein. Und das Tolle dabei ist, dass wir damit nichts hergeben, sondern dass wir damit gewinnen, für uns. Viel mehr als drei Prozent.
Ein utopischer Gedanke? Ja, kann schon sein. Aber: „eine Reise von Tausend Meilen fängt mit dem ersten Schritt an“.
Rudolf Bittmann Diakon