Wenn wir von Johannes dem Täufer hören, steht unwillkürlich ein etwas düsteres, herbes Bild in uns auf: ein harter Mann, asketisch, unnachsichtig gegen sich selbst und die anderen.
Ganz so arg wird es ja nicht gewesen sein, er hatte eine sehr große Anhängerschaft. Obwohl in den Evangelien nicht viel über Johannes zu finden ist, so spielt er doch eine sehr gewichtige Rolle. So wird auch von seiner Geburt Wundersames berichtet. Seine Eltern waren eigentlich schon viel zu alt um noch ein Kind bekommen zu können, und wie bei Jesus wird auch bei Johannes der Name von einem Engel bestimmt. Unter den Leuten wurde gerätselt: was soll aus diesem Kind wohl werden?
Nun, aus ihm ist wirklich etwas geworden. Er hat Geschichte geschrieben, er war der Beginn des großen Umbruchs. Er war von Gott berufen und diese Berufung hat ihn sein Leben lang nicht verlassen. Sein Leben war nicht einfach. Auch er war von Glaubenszweifeln geplagt. So lässt er aus dem Gefängnis heraus Jesus durch einige seiner Anhänger fragen: bist du es, oder sollen wir auf einen anderen warten? Aber er blieb seiner Berufung treu, Wegbereiter zu sein, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Das Leben Johannes des Täufers hat viel mit unserer Zeit, mit unserem Leben zu tun. Wir leben, so wie er, in einer Zeit dramatischer Umbrüche, in einer Zeit der Krisen. Wir leiden darunter, unsere Kirche leidet darunter. Und ist es nicht auch unser Auftrag, unsere Berufung, den Weg zu Christus zu bereiten für unsere Mitmenschen und natürlich auch für uns selber. Der große dänische Philosoph und Theologe Sören Kierkegaard hat es so formuliert: „Meine Aufgabe ist es, Platz zu schaffen, dass Gott kommen kann“.
Wir leben wirklich nicht in einer Zeit, die uns das leicht macht. Auf der einen Seite ist durchaus zu spüren, dass die Sehnsucht nach spiritueller Haltung unter den Menschen zunimmt, andererseits nimmt die Attraktivität der großen christlichen Glaubensgemeinschaften immer weiter ab. Die Diskussionen, in die die katholische Kirche in der Öffentlichkeit verwickelt ist, die kosten Zeit, die kosten Nerven. Da geht es um Formalitäten, um hunderte Jahre alte Praktiken die einfach nicht mehr passen, um Fehlverhalten der Repräsentanten und Altgewohntes wird oft mit hilflosen Argumenten verteidigt und einzementiert. Um das Evangelium geht es, so scheint es manchmal, kaum mehr. Platz zu schaffen, damit Gott kommen kann ist eine mühsame Angelegenheit geworden.
Aber gerade da kann uns Johannes der Täufer ein Beispiel sein. Es gibt da eine sehr schöne Geschichte über einen anderen Johannes, den Papst Johannes XXIII. Als er mutlos war wegen der vielen Widerstände gegen seinen Plan, ein Konzil einzuberufen hat ihm, so erzählte er, eine innere Stimme gesagt: „Johannes, nimm dich nicht so wichtig“. Der Papst hat das befolgt, er hat sich und seine Angst nicht so wichtig genommen und das Konzil einberufen. Die Früchte seines Konzils werden jetzt erst, nach über 50 Jahren wirklich deutlich spürbar.
Platz für Gott zu schaffen ist die Aufgabe von uns allen. Wir können das nicht mehr allein auf die Priester und die hauptamtlichen Seelsorger abschieben. Wir, wir alle sind berufen an einem Klima mitzuwirken, den Boden zu bereiten für das Wort Gottes. Die Kirche, das ist der Papst, sind die Bischöfe, die Priester und das sind nicht zuletzt wir alle, diese Kirche ist nicht das Licht der Welt. Diese Kirche, und damit wir alle haben die Aufgabe auf das Licht der Welt, auf Christus hinzuweisen, auf ihn zu zeigen. Wenn Christus wachsen soll, dann müssen wir uns zurücknehmen.
Wir müssen eine klare Sprache sprechen, wir müssen sichtbar sein und wir müssen uns bewusst sein, dass es an uns liegt, trotz unserer Fehler und Schwächen glaubwürdig durch unser Beispiel zu sein. Dann muss jede und jeder von uns verstehen: „Meine Aufgabe ist es, Platz zu schaffen, damit Gott kommen kann“.
Rudolf Bittmann Diakon