„In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, ich gebe es hin für das Leben der Welt. Da stritten sich die Juden und sagten: Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben? Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag. Denn mein Fleisch ist wirklich eine Speise, und mein Blut ist wirklich ein Trank. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm.“ (Joh 6, 51-56)
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
so sehr sich der Tourismus über den Sommer dieses Jahres freut, so sehr leidet die Landwirtschaft unter dem heißen, trockenen Wetter. Nach der Nächtigungsstatistik kann man in Österreich von einer starken Vorsaison sprechen, denn allein im Mai und Juni waren über fünf Prozent mehr Menschen zu Gast in den österreichischen Regionen. Wenn wir dann noch den Juli und August dazu nehmen, werden sicher neue Rekorde aufgestellt.
Die Bauern können von solchen Ergebnissen nur träumen. Viel mehr beklagen sie derzeit die Ernteausfälle durch die andauernde Hitze. Es ist aber interessant, dass ein durchschnittlicher Verbraucher davon nicht viel mitbekommt. Es kann sein, dass dann im Herbst oder im Frühling das Brot ein wenig teuer wird, aber so eine richtige Angst, dass uns die Hungerplage erreichen könnte, lässt sich in der Gesellschaft nicht feststellen. Das ist auch kein Wunder, weil wir wissen, dass es derzeit auf der Erde viel mehr Nahrungsmittel gibt, als wir verbrauchen können, und bei einer gerechten Verteilung der Ressourcen doppelt so viele Menschen ernährt werden könnten, wie heute auf der Erde leben.
Auf der anderen Seite gibt es doch Menschen und Initiativen, denen die Entwicklung Sorgen macht. Ich begegne heuer Menschen, die den Sommer nicht genießen können, weil sie die Hitze auf die globale Erderwärmung zurückführen, was sie sehr stresst. Genau solche einzelne Personen und Gruppen rufen zur Veränderung des Lebensstils auf, um der Erde eine Verschnaufpause zu geben. Aber die Mächtigen der Wirtschaft und der Politik haben scheinbar kein Problem damit und leben, als ob alles in bester Ordnung wäre.
Und wie geht es uns dabei? Sollen wir uns mit dem Tourismus freuen und die südlichen Sommer bei uns genießen oder mit den Bauern klagen und uns mit ganzer Kraft dafür einsetzen, dass sich gesellschaftspolitisch etwas verändert? Was ist klug und weise und was ist schlicht und einfach dumm? Wer steht am Ende als Sieger da und wer muss dann seine Schuld bekennen und sie bezahlen?
Die Spannung zwischen einem klugen und einem dummen Leben wird in den heutigen Lesungen angesprochen und aus dem Glauben begründet. Im Brief an die Epheser hören wir: „Achtet also sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht töricht, sondern klug.“ und im Buch der Sprichwörter: „Lasst ab von der Torheit, dann bleibt ihr am Leben, und geht auf dem Weg der Einsicht!“ Was ist aber klug und einsichtig, was führt zum Leben und nicht zum Tod?
Für die Heilige Schrift ist ein kluges Leben immer ein solches, das auf das Heil des Ganzen ausgerichtet ist. Die Heilige Schrift will den Menschen in seiner Freude am Genießen der Güter der Erde nicht beschneiden, aber sie zeichnet auch klares Fehlverhalten auf.
Das erste Fehlverhalten ist die Unachtsamkeit gegenüber der eigenen Seele. Dort, wo der Geist des Menschen nicht berücksichtigt wird, dort wo der Mensch sich selbst nur auf den Leib reduziert, dort führt er ein beschnittenes Leben. Ein weiteres ist das Ausblenden der anderen und der Zukunft. Dort, wo der Mensch nur an sich denkt, dort wo er nur den heutigen Tag sieht und für den morgigen nicht vorsorgt, ist es biblisch gesehen töricht, und führt in der Regel zu seinem Unheil. Wieder ein anders Fehlverhalten im Genießen der Güter liegt in der Stütze auf die falschen Werte. Wenn man die Freuden nur im Materiellen sucht, wenn man nur auf das Vergängliche setzt, wird man das Leben in Fülle nicht verkosten können.
Die Verbindung zu Jesus, dem lebendigen Brot, garantiert uns Menschen die Freuden des Lebens, die zu dauerhaften Freuden werden, weil sie sich auf die Weisheit stützen.
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
Jesus als Brot des Lebens zu empfangen, bedeutet, sich seine Lebenshaltung zu eigenen zu machen. Mit Jesus, dem Brot des Lebens verbunden zu sein, heißt für uns, nach seinem Vorbild mit den Menschen, mit der Natur, mit der Zukunft umzugehen; es heißt das Leben so zu gestalten, dass wir das Heil erfahren und zum Heil für die Welt werden, dass wir uns von Gott segnen lassen und den Segen weiter geben. Ich wünsche uns allen, dass wir uns für die Gaben des Geistes, für die Weisheit und Einsicht öffnen, und aus ihnen unser Leben gestalten. Ich wünsche uns, dass wir mit dem Blick in die Zukunft unsere Entscheidungen treffen und dadurch auf dem Weg zur ewigen Gemeinschaft mit Christus bleiben.
Slawomir Dadas Pfarrer