Die Familie Jesu

Schwestern und Brüder im Herrn!
Seit dem Jahr 1920 wird das heutige Fest gefeiert. Jeder Mensch wird in eine Familie hineingeboren, die er sich nicht aussuchen kann. Das Neugeborene ist zum Überleben unfähig. Die Eltern oder auch andere Personen tragen dazu bei, dass Heranwachsende zu glücklichen Menschen werden können. Liebe, Vertrauen und Hoffnung sind dazu nötig, aber auch die Erfahrung von Grenzen und Problemen gehören dazu. Alle Eltern wissen, dass diese Aufgabe nicht leicht ist!

Auch Jesus wurde in eine Familie hineingeboren. Die Evangelisten berichten nicht viel über diese Familie: Geburt in Bethlehem, Flucht nach Ägypten, Wallfahrt nach Jerusalem. Diese Familie war oft bedroht!

Warum hören wir vom Evangelisten Lukas diese Begebenheit im Tempel? Mich hat es sofort an die Probleme mit den Pubertierenden in unseren Familien erinnert, wo Eltern entsetzt sind über den Ton ihrer Heranwachsenden, das Kinderzimmer nicht mehr sehen können, oder auch verzweifelt sind.

Dem Evangelisten Lukas geht es darum, dass bei Jesus die Beziehung zu Gott wichtiger wird als zu Maria und Josef. Er beginnt seinen eigenen Lebensweg! Er ist kein Kind mehr, er nabelt sich ab! Auf die Sorge von Maria antwortet er nur: „Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich bei meinem Vater sein muss?“ Da, wo ich jetzt bin, da gehöre ich hin, meint er! Müssen nicht alle Eltern und Kinder dieses Loslösen voneinander bewältigen?

In beiden Lesungen hören wir – der damaligen Zeit entsprechende – Hinweise, wie gutes Zusammenleben in einer Familie gelingen kann. Manche Ratschläge sind heute genauso aktuell wie damals. Jede Phase in unserem Leben will bewältigt werden und schenkt uns neue Einsichten. Bei Kahlil Gibran heißt es: Eure Kinder gehören nicht euch, sie sind euch nur anvertraut. Versucht nicht, sie euch gleich zu machen! D. h., wir sollen ihnen zum Leben verhelfen und Gott dabei einbinden. Gottes Wege sind allerdings oft nicht unsere! Ein Jugendlicher wurde von seinem Vater zur KAJ in die Pfarre Hl. Familie geschickt, und da hat sich das angebahnt, was er heute ist: ein Ordenspriester!

Durch die Taufe gehören wir Christen alle zur Familie Gottes. Er steht uns zur Seite, damit wir das Leben in Fülle haben. Gottes guter Segen sei auch im kommenden Jahr bei unseren Familien und uns allen!

Josef Bernögger
Diakon