Bibel – Quelle des Glaubens

In seinem Vortrag am 24.01.2019 widmete sich Pfarrer Slawomir Dadas dem Thema „Bibel – Quelle des Glaubens“.

Um zu klären, ob die Bibel Quelle des Glaubens für uns persönlich sein kann, muss man sich zunächst mit dem Begriff „Glaube“ auseinandersetzen.

Wissen beruht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und Inhalten. Die Glaubensfrage in der Bibel ist keine Frage der Existenz von Gott. Es geht nicht um Inhalte oder darum, ob diese stimmig sind oder nicht, sondern um eine Lebenshaltung.

Glaube im passiven Sinn meint das Ergriffensein von Gott in der eigenen ganzen Existenz.

Glaube im aktiven Sinn meint die Aufgeschlossenheit gegenüber dem Willen Gottes und die Bereitschaft das eigene Leben entsprechend zu gestalten.

Im Alten Testament wird Glaube häufig im Zusammenhang mit Lebenskrisen und Situationen, die Entscheidungen erfordern, erkennbar. Diese Krisen bieten die Chance, das Leben wieder neu auf Gott auszurichten. Im Neuen Testament verändert sich der Zugang zum Glaubensbegriff. Im Wirken der Apostel und JüngerInnen wird Glaube mit dem Missionsgedanken verbunden. Die Verbreitung der Botschaft Jesu und damit des Heiles Gottes steht im Vordergrund.

„Dein Glaube hat dir geholfen“, heißt es immer wieder bei Jesus. Dabei geht es um den Glauben, dass Gott Heil wirken kann durch unser Ja-Sagen zu ihm, zu seinem Wirken in unserem Leben. Wir sind also Empfänger von Gottes Heil und dürfen auf dieses Heil in unserem Leben vertrauen.

Entscheidend für uns ist es, nicht im kindlichen Glauben zu verharren, sondern im Glauben zu „pubertieren“. Man ist immer wieder gefordert, an seinem eigenen Bild Gottes zu arbeiten, neue Wege zu gehen und Gott für sich selbst immer wieder neu zu entdecken.

 

Bibel als Quelle des Glaubens

Die Bibel stellt kein Buch des Wissens, keine Informationsquelle dar, sondern ist vielmehr ein Buch des Vertrauens, das uns in allen Bereichen des Lebens begleiten kann, wenn man sich von ihr berühren lässt.

  • Gott ist der Ursprung von allem: Quelle ist die Schöpfungsgeschichte, die nicht etwa als „Tagebuch“ Gottes gesehen werden darf. Vielmehr wohnt allem ein besonderer Sinn und Wert, eine Ordnung inne.
  • Gott begleitet die Menschen: Abraham beispielsweise ist ein Suchender, der darauf vertraut, dass ihn Gott begleitet.
  • Gott sieht die Not der Menschen: Mose befreit im Vertrauen auf Gott das Volk Israel aus der Knechtschaft in Ägypten.
  • Gott ist uns nahe und begleitet uns: Zu Weihnachten erfahren wir die Menschwerdung Gottes.
  • Gott ist anders als die Menschen: Jesus ist Liebe und Barmherzigkeit. Wo Menschen an ihre eigenen Grenzen stoßen, geht Gott einen Schritt weiter und ist barmherzig.
  • Gott beruft zur Fülle des Lebens: z. B. „Seelig, die Weinenden, denn sie werden getröstet“ – bezieht sich nicht auf das Jenseits. Wer sich im Sinne Gottes für andere einsetzt, wird Gott im Hier und Jetzt erleben. Wer dem Ruf nach Liebe, Frieden und Barmherzigkeit folgt, folgt der Botschaft Jesu.
  • Gott führt alles zum Guten: Quelle ist die Auferstehungsgeschichte; die Gewissheit, dass nach dem Karfreitag mit all seinem Leiden ein Ostersonntag mit der Auferstehung folgt. Gott führt an Jesus alles zum Guten.

 

Wie kann die Bibel zur Quelle des eigenen Glaubens werden?

Psalmen, als Gebete jener Menschen, die eine besondere Beziehung zu Gott hatten und diese Beziehung in verschiedenen Lebenslagen zum Ausdruck brachten, können auch für uns Wege aufzeigen, um Gott zu spüren und zu erfahren.

Im Neuen Testament kann man das Bild Jesu für sich selbst entdecken. Der Aufruf zur Nachfolge kann zur Belebung des eigenen Glaubens führen.

Für uns als Pfarrgemeinde können die Apostelgeschichte und die Briefe des Paulus beispielsweise immer wieder als Quelle der Erneuerung unserer Beziehungen dienen.

Die Apokalypse ist nicht als Bedrohung für die Menschen zu sehen, sondern vielmehr als das Versprechen der Vollendung durch Gott.

 

Ob und inwieweit die Bibel Quelle unseres eigenen Glaubens sein kann, hängt von unserer Bereitschaft ab, uns von ihr berühren zu lassen. Wer sich in die Geschichte Gottes hineindenkt, wird selbst ein Teil von ihr. Wenn wir die Bibel als Beziehungsbuch lesen, kann sie uns auch beim Aufbau unserer eigenen Beziehungen helfen.

 

Das folgende Beispiel kann uns helfen, die Bibel heute als Quelle des eigenen Glaubens zu erfahren.

Psalm 8:

… HERR, unser Herr wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde, der du deine Hoheit gebreitet hast über den Himmel. Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge hast du ein Bollwerk errichtet wegen deiner Gegner, um zum Einhalten zu bringen Feind und Rächer. Seh ich deine Himmel, die Werke deiner Finger, Mond und Sterne, die du befestigst:

Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst. Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, du hast ihn gekrönt mit Pracht und Herrlichkeit. Du hast ihn als Herrscher eingesetzt über die Werke deiner Hände, alles hast du gelegt unter seine Füße: Schafe und Rinder, sie alle und auch die wilden Tiere, die Vögel des Himmels und die Fische im Meer, was auf den Pfaden der Meere dahinzieht. HERR, unser Herr, wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde!“

Bearbeitung des Textes

Man könnte sich dazu die Frage stellen: Wo erlebe ich Gott, die Schöpfung? Wie lasse ich dies alles auf mich wirken?

Eine weitere Möglichkeit um sich vom Text berühren zu lassen, besteht darin, ihn zu personalisieren:  …. Was bin ich, dass du meiner gedenkst, des Menschen Kind, dass du dich meiner annimmst? Du hast mich nur wenig geringer gemacht als Gott, du hast mich gekrönt mit Pracht und Herrlichkeit. Du hast mich als Herrscher eingesetzt über die Werke deiner Hände, alles hast du gelegt unter meine Füße: ……….

So wird der Psalm zum eigenen Gebet und es entsteht dabei eine Beziehung zu Gott, der eine große Kraft für das eigene Leben entspringen kann. Das Gebet wird zur Quelle des Glaubens.

Fotos: Reinhold Wöginger
Text: Birgit Breitwieser