Im Fastenimpuls am 19.03.2019 widmete sich Pfarrer Slawomir Dadas dem Thema „Schöpfung – die Gabe Gottes, die Aufgabe des Menschen“.
Ökologische Krise
Der Mensch nimmt sich vielfach das Recht heraus, die Erde als sein Eigentum zu betrachten und sie zu beherrschen. Papst Franziskus weist in seiner Enzyklika „Laudato si“ darauf hin, dass es unweigerlich zu einem Verbrauch der Schöpfung führt, wenn der Mensch davon ausgeht, dass es über ihm keine höhere Existenz gibt.
Jeder von uns ist für die Schöpfung verantwortlich. Umweltverschmutzung und unsere Wegwerfgesellschaft führen zum Klimawandel und zur Zerstörung der Lebensgrundlagen. Armut und Migration sind die Folge. Wo Trinkwasserknappheit herrscht, mangelt es an einem fundamentalen Menschenrecht, nämlich jenem zu überleben. Für soziale Ungerechtigkeit in der Verteilung der Güter und politische Untätigkeit in Umwelt- und Klimafragen können zwei mögliche Ursachen herausgegriffen werden:
- religiöse Ursachen: ein falsches Verständnis/eine falsche Auslegung der Bibel, wenn es heißt „unterwerft die Erde und herrscht“
- materialistische Ursachen: die Welt wird als Objekt betrachtet, das es zu beherrschen gilt
Schöpfungsbericht
Der Schöpfungsbericht ist als Reflexion von Menschen zu sehen. Dabei geht es um den Ursprung allen Seins, dem Moment, vor dem es keine Wirklichkeit gab. Während die Religion diesen Moment Gott dem Schöpfer zuschreibt, geht man in der Wissenschaft davon aus, dass sich alles aus sich heraus entwickelt hat.
In der Schöpfung werden Beziehungsebenen (Gott – Mensch, Mensch – Mensch, Mensch – weitere Schöpfung) erkennbar. Die Schöpfung ist eine Gabe Gottes, als Geschenk für uns Menschen. Unsere Aufgabe ist es, dieses Geschenk, diese Gabe, zu schützen. Das Paradies ist dort, wo es Ausgleich, Friede und Gerechtigkeit für alle/alles gibt.
Die Bibel führt die Zerstörung der Schöpfung auf die Sündhaftigkeit des Menschen zurück. Im Alten Testament wird die Schöpfung als Akt der Liebe Gottes und des Schenkens betrachtet. Sie ist kein Ergebnis der willkürlichen Allmacht Gottes. So erlebt das Volk Israel die Schöpfung als Teil der eigenen Heilsgeschichte. Die Schöpfung wird als Sprache Gottes zu den Menschen gesehen z. B. biblische Plagen. Im Neuen Testament wird die Schöpfung durch Jesus und die in diesem Zusammenhang erwartete neue Schöpfung dargestellt. Jesus steht über der Schöpfung, ihm kommt eine besondere Aufgabe zu, indem er die Grenzen der Schöpfung beherrscht. Mit der „Vermehrung der Brote“ beispielsweise wird offenkundig, dass für alle genug da ist, wenn man teilt. Durch „Heilungen“ werden Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen, getröstet, geheilt und in die Gesellschaft integriert. Jesus ist die besondere Sprache Gottes („Das Wort ist Fleisch geworden“). Er ist die Ikone der „neuen Schöpfung“. Die göttliche Wirklichkeit leuchtet durch ihn hindurch.
Schöpfung als Geschenk Gottes
Wir müssen wieder lernen die Schöpfung als Gabe, als Geschenk Gottes zu betrachten. Es geht darum, wie wir mit diesem Geschenk umgehen. Unsere Aufgabe ist es, uns als Teil der Schöpfung zu sehen und sie nicht als unser Eigentum zu betrachten. Gemeinsam müssen wir dazu beitragen, dass sich die Schöpfung in ihrer Gesamtheit erholt. Wir müssen uns daher verstärkt auch jenen Menschen zuwenden, deren Lebensgrundlagen bedroht sind, damit ein gutes Leben für uns alle und für nachfolgende Generationen sichergestellt ist. Es geht um einen respektvollen Umgang mit der Gabe Gottes, die wir als Einzelne unter Rücksichtnahme auf unsere Mitmenschen und unsere Umwelt gestalten dürfen.
Text: Birgit Breitwieser