Predigt anlässlich der Ehejubilarfeier

Liebe Jubelpaare,

schauen Sie sich bitte ganz kurz Ihre eigenen Hände an. Und jetzt die Hände Ihrer Partnerin, Ihres Partners. Sie haben verschieden Formen, die Finger sind unterschiedlich lang, die Handlinien sind bei niemand gleich. All das sollte etwas über Sie aussagen. Denn die Hände haben nicht nur eine große Bedeutung in unserem alltäglichen Leben, sondern sie sind auch für viele Denker und Kulturen vom großem Interesse. Die alten Griechen glaubten, den Charakter eines Menschen in der Hand erkennen zu können. Der Philosoph Aristoteles war davon überzeugt, dass die Hand eines Menschen seine Seele wiederspiegelt. Viele Wahrsager und Heiler glaubten, aus der Hand das Schicksal herauslesen zu können und sogar eine Prognose für die Zukunft zu erstellen.

Ich weiß nicht, ob Sie vor Ihrer Hochzeit Ihre Liebeslinie oder Herzlinie haben anschauen lassen und diese Ihnen die Gewissheit gab, dass Sie mit Ihrer Entscheidung richtig liegen. Ich bin aber sicher, dass Sie auch aufgrund Ihrer Hände da sind; aber nicht als eine Schicksalsgemeinschaft, sondern weil Sie Ihre Hände im Leben richtig eingesetzt haben.

Eine Ehe, egal ob sie 25, 40, 45, 50 oder 60Jahre hält, braucht keine Wahrsager und keine Sterne, die sie halten sollten, sondern Hände. Hände, die zärtlich sein können aber auch Hände, die zupacken. Hände die entspannt hängen und Hände, die ihre Muskeln spannen. Hände die tragen und Hände die halten. Eine Ehe, die in guten und schlechten Tagen bestehen will, braucht keine Hände, die wegstoßen, die festhalten, die erdrücken. Sie braucht Hände, die das Gespür, die Sensibilität für den anderen zum Ausdruck bringen; Hände, die in der Umarmung Freiheit lassen, Hände die beim Tragen das Gefühl der Sicherheit und nicht der Schwäche des anderen vermitteln, Hände die beim Halten Freude schenken.

In den Jahren, in denen Sie miteinander Hand in Hand durchs Leben gegangen sind, waren Sie für einander Stütze, Kraft, Herausforderung und ein Grund zur Weiterentwicklung. Jetzt schauen Sie auf viele Jahre zurück. Vieles erfüllt Sie mit Recht mit Stolz, und Sie genießen das als Früchte Ihres Lebens. Vieles entwickelte sich ganz anders, als Sie gedacht haben und es ist trotzdem gut. Vieles ist noch in der Entwicklung, und Sie schauen gespannt und manchmal unruhig darauf, was daraus wird. All das entspringt Ihrem gemeinsamen Leben.

All das ist Ihr gemeinsamer Weg an der Seite, an der Hand eines anderen Menschen, um selber Liebe zu teilen und Liebe zu empfangen. All das ist Ihre gemeinsame Geschichte, die Sie bereichert und auf viele neue Aspekte des Lebens aufmerksam gemacht hat. All das ist aber auch Ihr gemeinsamer Weg mit Gott, der ebenfalls mit Ihnen Hand in Hand gegangen ist, um Sie zu stützen, aufzurichten, das Gefühl zu geben, dass das Unmögliche mit ihm möglich und erreichbar ist.

Liebe Jubelpaare,
ich gratuliere Ihnen von Herzen zu Ihrem Ehejubiläum, das Sie in diesem Jahr feiern. Den Männern gratuliere ich zu Ihren Ehefrauen, den Frauen zu Ihren Ehemännern und Ihnen gemeinsamen zu Ihrer Ausdauer auf dem Lebensweg.

Symbolisch möchte Ich Ihnen Salz und Brot schenken, die Zeichen des Wohlstands und der Lebenswürze. Denn das Brot als Grundnahrungsmittel ist in unseren Breiten das Symbol der Arbeit, um das Leben zu erhalten, um es wachsen zu lassen und zu ernähren. Das Salz als Konservierungsmittel war immer etwas Kostbares und richtete den Blick in die Zukunft, auf die Kräfte, die das Leben und das Glück bewahren, und es schmackhaft machen. Mit diesen Zeichen wünsche ich Ihnen noch viele gemeinsame Jahre in Gesundheit und Zufriedenheit, in dem Gefühl, dass Ihr gemeinsames Leben Ihnen selbst und den anderen viel Segen gebracht hat.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich weiterhin gegenseitig auf Ihre Hände verlassen können und noch miteinander viel Freude erfahren und noch viele gute Jahre Hand in Hand gehen.

Slawomir Dadas
Pfarrer