Schwestern und Brüder im Herrn!
Nach den politischen Problemen und den persönlichen Differenzen in der österreichischen Bundesregierung mahnte der Bundespräsident letztes Wochenende die politischen Parteien, auf Österreich zu schauen und keine Wahlpropaganda zu betreiben. Am Montag musste er dann die gegenteilige Entscheidung zur Kenntnis nehmen und danach handeln. Jede/jeder von uns kennt das auch von der Familie, vom Betrieb, vom Verein, usw. Oft ist das schlimm!
Das Thema der drei Bibelstellen (7. Sonntag der Osterzeit) ist der Blick auf Gott. Im Evangelium (Joh 17, 20-26) hören wir Jesu Bitte an den Vater: „Alle sollen eins sein, wie er mit dem Vater eins ist!“. Jesus hatte schon die Uneinigkeit bei seinen Jüngern kennen gelernt (Wer ist der Größte? Zwei möchten bei ihm sitzen!) Auch der Evangelist Johannes schreibt sein Evangelium aus der Erfahrung heraus, dass Spaltung eine ständige Gefahr bedeutet. An vielen Stellen der Bibel wird über Streit unter Christen berichtet (Petrus-Paulus: Jude werden?! / Korinth: Ich glaube an Paulus, Apollos, Petrus, Christus, usw.). Das alles hat später vier große Christengruppen und hunderte kleine entstehen lassen. Bis heute verdunkelt diese Zerrissenheit der Christen die Botschaft Jesu und seine Sendung.
Das Gegeneinander von Volksgruppen oder ganzen Völkern – unter ihnen auch Christen – entspricht nicht dem Willen Gottes! Die Einheit der Menschen ist mühsam und stets in Gefahr, aber sie ist lebensnotwendig, ist von Gott geschenkt! Ist unsere Aufgabe! Nicht die Wirtschaft, der Profit, der Weltmarkt werden uns einen, sondern eine gemeinsame Moral, gemeinsame Ideale und Werte! Dabei darf es verschiedene Meinungen geben, aber alle Menschen der verschiedensten Hautfarbe oder Sprache oder Religion, ob „Ureinwohner“ oder Asylant, Sesshafte oder Flüchtlinge, ob reich oder arm sollen „eins sein“.
Jesus betet, damit die Christen vom Weg des Glaubens nicht abirren und in Liebe zusammenstehen. Dieser Weg führt zu Gott, der die Liebe ist! Jesus ist in Liebe mit Gott verbunden und er begegnete auch den Außenseitern der damaligen Gesellschaft mit Liebe. Unsere Aufgabe ist es, ihm dabei nachzufolgen. „Eins sein“ entsteht einzig aus dem Tun der Liebe und ist Geschenk Gottes. Wir müssen uns fragen lassen: Sind wir bereit, uns von Gottes Geist führen zu lassen und uns um Einheit zu bemühen?
Josef Bernögger Diakon