Donnerstag
Zum Glück ist die Hotelrechnung schon bezahlt. Den Preis für die konsumierten Getränke sahen wir der noblen Unterkunft als angemessen an und haben sie bereits am Vorabend beglichen. Eine lange Fahrt führt uns nun in den Süden durch die Niedere Tatra in das Gebiet, das durch den Bergbau bekannt und reich wurde. Über Ruzomberok (Rosenberg), die Donovaly-Passhöhe (Skigebiet) und große Wälder kommen wir nach Banska Bystrica, dem früheren Neusohl, am Rande zum slovak. Erzgebirge, mit ca. 80.000 Einwohnern. Ein großes Denkmal in Form einer gespaltenen Hirtenkappe erinnert an den Nationalaufstand 1944 der Slowaken gegen die Regierung des von den Nazis gestützten Präsidenten Josef Tiso. (1939 bis 1945 unabhängiger Nationalstaat Slovakei) Daneben ein ausgedienter sowjetischer Bomber.
Der langgstreckte große Marktplatz mit klassizistischer Jesuitenkirche, Mariensäule und einem schwarzen Obelisk zum Gedenken an den Aufstand, der hier begann, ist von schönen Bürgerhäusern aus der Renaissancezeit und dem bischöfl. Palais umgeben. Die reiche Familie Thurzo hatte auch hier ein prächtiges Haus mit Sgraffitofassade. Heute ist es ein Museum. Am Nordostende einzelnstehender Uhrturm von 1552. Er wird auch als schiefer Turm bezeichnet. Die Abweichung vom Lot beträgt 68 cm. Man kann ihn jedoch bis zu einer Aussichtsplattform besteigen. Neben dem im Renaissancestil umgebauten ehemaligen Rathaus steht die Stadtburg mit einem großen Wehrturm, dahinter die Marienkirche, an der Außenwand mit einer bemerkenswerten Ölbergdarstellung aus dem 15. Jh. Nach einem Brand wurde die Kirche barockisiert. In der Barbarakapelle blieb ein großartiger gotischer Schnitzaltar des Meisters Paul von Leutschau erhalten. Im Schrein die hl. Maria mit dem Jesuskind, die hl. Barbara und der hl. Hieronymus. In der Predella Jesus mit den Nothelfern. Das bronzene Taufbecken von 1476, ein Meisterwerk der Gusskunst, wurde bunt bemalt. An die benachbarte Hl. Kreuzkirche schließt das Mathiashaus, ehemals Residenz des ungar. Königs Mathias Corvinus, an.
Am Nachmittag fahren wir zu der nahe gelegenen Artikularkirche von Hronsek. Als wir ankommen, vollführt eine Saab-Gripen wegen einer geplanten Flugshow gerade Steigübungen und erzeugt einen gewaltigen Lärm. (Ein Ankauf diseses Fliegers war auch in Österreich im Gespräch gewesen, letztlich hatte man sich aber für den Eurofighter entschieden) Die neben vier großen Linden stehende Holzkirche wurde nach der Baubewilligung von aus Norddeutschland und Schweden rückgekehrten Protestanten, ehemaligen Werftarbeitern, in einem Jahr errichtet und erinnert insbesondere an der Decke an umgedrehte Schiffsrümpfe. Sie enthält schöne barocke Altäre und auch ein großes Bild mit der Darstellung von Maria Verkündigung.
Über Zvolen (Altsohl) geht es dann durch eine stark bewaldete Gegend steil ansteigend zur alten von deutschen Bergarbeitern im 12. und 13. Jh. gegründeten Stadt Banska Stiavnica, ehemals Schemnitz. Es wurde hier hpts. nach Gold und Silber geschürft. Unter Kaiser Ferdinand I. waren die Fugger aus Augsburg Pächter der Minen. Hussiten- und Türkenkriege führten dann zum wirtschaftlichen Niedergang der reichen Stadt. 1735 wurde dennoch die erste Bergbauschule und spätere Akademie gegründet. Von weitem sichtbar ist der wunderschön auf einem Hügel angelegte Kalvarienberg mit der doppeltürmigen Kirche. Er gilt als einer schönsten barocken Kalvarienberge in Europa. Die Besichtigung der Stadt ist durch ihre terrassenförmige Anlage und auch die die heutige Hitze von ca. 30° etwas mühsam.
Über eine lange Holzstiege gehen wir vom Neuen Schloss, das ebenso wie das Alte Schloss (zuvor Pfarrkirche) gegen die Türken als Festung erbaut wurde, an der Bergbauakademie vorbei zur Kirche Maria Himmelfahrt hinab. Sie ist klassizistisch gestaltet, beeindruckend ist die an einen Schiffskörper erinnernde Gestaltung der Orgelempore. Prächtige Dreifaltigkeitssäule. Rathaus mit barockem Turm. Daneben die gotische Katharinenkirche, dieser gegenüber das schöne Hellenbachhaus. Katharinenkapelle mit schönem Portal von 1555. Bergbaumuseum. Synagoge von 1892. Viele schöne Bürgerhäuser.
Zurück zum Neuen Schloss und lange Fahrt nach Südwesten, wo wir bei Nitra die ungar. Tiefebene mit den riesigen bereits abgeernteten Getreide- und den Maisfeldern erreichen und schließlich nach Pressburg zum an der Donau gelegenen Park Inn Hotel gelangen.
Reisebericht: Hans und Magdalena Kalchmair Fotos: Ingrid Scherney