Freitag
Um 1/2 9 Uhr feiern wir in dem nur wenige Schritte entfernten Dom St. Martin die heilige Messe. In der gotischen Hallenkirche wurden von 1563 bis 1830 die aus dem Hause Habsburg stammenden ungar. Könige gekrönt (z. B. 1740 Maria Theresia). Zuletzt war es Ferdinand (der Gütige), Onkel und Vorgänger von Kaiser Franz Josef. An der Turmspitze befindet sich eine vergoldete Nachbildung der Stefanskrone. Im südl. Seitenschiff stellt ein von dem großen Wiener Künstler Georg Raphael Donner geschaffener Bleiguss den für einen Bettler seinen Mantel teilenden hl. Martin in ungar. Tracht dar. Bemerkenswert sind in der überwiegend neugotisch veränderten Kirche u. a. ein Taufbecken von 1403, die musizierenden Fabeltiere am Chorgestühl und ein Bild des seligen Kaiser Karls. Aufmerksamkeit findet auch an der Außenseite ein runder Treppenturm mit angefügtem ins Freie führenden Abtritt.
Es geht dann hinauf zur hpts. unter Kaiser Sigismund zur Türkenabwehr ausgebauten mächtigen viertürmigen Burg. Maria Theresia nahm hier gerne Aufenthalt und hatte sie zu einer prächtigen Residenz ausbauen lassen. Später diente sie als Priesterseminar und anschließend als Kaserne. 1811 fiel sie einem verheerenden Brand zum Opfer. Lange Ruine, begann man erst 1953 mit den Wiederherstellungsarbeiten. Von hier hat man einen guten Überblick über die Stadt. Am Platz vor dem Eingang steht ein neues Denkmal für Swatopluk, Fürst des großmährischen Reiches, das mit seinem Tode 894 ebenfalls sein Ende fand. Im südwestl. Turm, dem Kronturm, wurden von 1572 bis 1784 die ungar. Kronjuwelen aufbewahrt. Mitten im Innenhof ist eine große Eisentribüne mit beidseitiger Sitzgelegenheit aufgebaut. Es werden hier Shakespearedramen aufgeführt. Die Führung durch die Burgräume befasst sich hptsl. mit der Darstellung der Burggeschichte. Auf der barocken Stiege stellen wir uns dann zum Gruppenfoto auf.
Anschließend haben wir noch die Gelegenheit den an der Rückseite der Burg unter Maria Theresia in Terrassen angelegten und erst in den letzten Jahren rekonstruierten barocken Garten zu bewundern. An der Restaurierung der umgebenden ehemaligen Kasernenräume wird gerade gearbeitet. Einige steigen auch zu dem tiefen Burgbrunnen hinab.
Nach einer 50minütigen Fahrt nach Nordosten sind wir in Trnava oder Tyrnau, das wegen seiner vielen Kirchen auch kleines slowak. Rom genannt wird. Stadtmauer. Stadtturm am langen Hauptplatz. Pestsäule mit Krönung Mariens, den Pestheiligen und der hl. Rosalia im Sockel. Mariensäule. Franziskanerkirche mit sehr schöner barocker Innengestaltung (an der Kanzel die vier großen abendländischen Kirchenlehrer) Besichtigung der gotischen Domkirche St. Nikolaus mit zwei klobig wirkenden Turmhelmen aus dem 18. Jh. Großes barockes Chorgestühl und von Lucas von Hildebrandt erbaute Kapelle mit dem tränenden Gnadenbild der hl. Maria von Trnava.
Auf dem Rückweg nach Pressburg machen wir am Rande der kleinen Karpaten in der kleinen Stadt Modra, einem bekannten Weinbaugebiet mit Weinbauschule, Halt. Durch das Stadttor gehen wir, vorbei an einem Denkmal von Ludevit Stur, Schriftsteller, Politiker und Schöpfer der heutigen slowakischen Schriftsprache, zu einem Weinbauern, der seinen von den Kommunisten enteigneten Besitz nach der Wende wieder erhalten und nach der Misswirtschaft, die nur auf Menge bedacht war, nun auf Qualität setzt, und kehren zur Weinverkostung ein. 6 verschiedene Sorten werden vorgestellt, für sehr gut befunden und anschließend auch etliche Flaschen eingekauft. Modra hat sich auch einen großen Ruf durch die Herstellung von Majolika erworben. Insbesondere wird die Tradition der typischen Habaner-Fayencen hochgehalten. Bei den Habanern handelte es sich um die evangel. Täuferbewegung der Hutterer, die sich im 16. und 17. Jh. nach ihrer Vertreibung aus Deutschland in der Slowakei und auch in Siebenbürgen niedergelassen hatten. In der Manufaktur von Renata Hermysová können wir die Kunstwerke bewundern und einem Meister bei der Töpferei zusehen. Nach einigem Drängen opfert sich Hermine und versucht sich in der so einfach erscheinenden Kunst des Töpferns. Die Kaufgelegenheit wird natürlich auch genützt.
Zum Abendessen geht es dann in die nahe gelegene Gemeinde Limbach, die ebenfalls wegen ihrer Weingärten schon lange gerühmt wird und deshalb wegen der besseren Vermarktung ihren alten deutschen Namen behalten durfte. Vier in die Landestracht gekleidete Damen und ein Herr, unterhalten uns durch ihren Gesang und Spiel mit Geigen und einer Harmonika. Zur Ente mit Blaukraut, Semmelrolle und Palatschinken wird uns ein Limbach Silvaner (bezahlbar) empfohlen. Für unseren erlesenen Geschmack ist er allerdings weder ausreichend gekühlt, noch hat er ein entsprechendes Aroma.
Reisebericht: Magdalena und Hans Kalchmair Fotos: Ingrid Scherney