Ich komme an.
Ein steiniger, schmaler Pfad am Berghang, eine Linkskurve und dann ist es sichtbar das Ziel. Nach 300km bergauf, bergab liegt das Benediktiner Kloster Monte Cassino vor mir, eindrucksvoll auf dem Berg noch ca. 5 km entfernt.
Die Abtei wurde der Überlieferung nach 529 vom hl. Benedikt gegründet. Er ist auch dort begraben. Sie wurde oftmals zerstört, durch Kriege und Erdbeben. Am 15. Februar 1944 in der Schlussphase des 2. Weltkrieges wurde sie binnen 3 Stunden durch die Bomben in ein Trümmerfeld verwandelt. Der originalgetreue Wiederaufbau dauerte von 1948 – 1956.
Ich bin neugierig auf diesen Ort. Am Torbogen des Klosters steht Pax – Friede. Das Gebäude ist imposant, riesig und von überall sieht man in die Weite des Liri Tals. Beim Eingang ist eine Info Stelle, dort meldet man sich als Pilgerin. Sie wollen den Pilgerpass sehen und schreiben eine Urkunde. Ich habe mir ja nicht viel erwartet, aber beim Ziel eines Pilgerweges könnten sie wenigstens „willkommen“ sagen. Hier ist alles völlig unpersönlich.
Ich sehe mir das Kloster, die Kirche und die Grabstätte vom hl. Benedikt und seiner Schwester der hl. Scholastika an. Alles ist so prunkvoll, dass es nicht mehr zu übertreffen ist. Erdrückend und ich werde richtig traurig. Hier haben sie Parkplatzwächter, einen der beim WC kassiert, Securities die aufpassen damit sich alle richtig benehmen, Museumswärter aber keinen der auf die Menschen zugeht. Vor dem Kloster treffe ich die 3 Pilger aus Florenz mit denen ich gestern beisammen war, die sind auch enttäuscht.
Ja gut dass ich am Weg täglich das „Hören“ und „Ankommen“ gelebt habe. Ich bin angekommen in der vielfältigen Natur und viel Dankbarkeit ist entstanden. Täglich habe ich geübt am jetzigen Weg anzukommen so wie er war. Leicht, schön, entspannend, schwierig, fordernd, mühsam, zu lang….
Angekommen bin ich auch bei vielen Menschen. Bei denen die mir begegnet sind und meinen Weg bereichert haben und bei denen für die ich gebetet habe mit denen ich sehr verbunden war. Und bei meinen körperlichen Fähigkeiten und Grenzen, bei meiner Neugierde auf Neues aber auch bei Ängsten und Unsicherheiten bin ich angekommen.
Ja und Gott ist bei mir angekommen, immer wieder, dafür bin ich dankbar und kann am Schluss sagen: „Es ist gut dass ich diesen Weg gegangen bin!“
Danke an alle die mich begleitet haben. Gabi
Pilgerbericht: Gabi Niederschick