Klimawandel in der Kirche

Schwestern und Brüder im Herrn!

Vielen Menschen werden im Leben ein oder mehrere Höhepunkte geschenkt:
– auf einem Berggipfel stehen bei strahlendem Wetter;
– die Matura geschafft zu haben;
– eine schwere Erkrankung überlebt;
– einen sportlichen Sieg geschafft;
– den Partner für´s Leben gefunden;
– ein Kind hat das langersehnte Geschenk bekommen;
– das erste Kind in den Armen halten dürfen, usw.
Auf jeden Höhepunkt folgt aber der Abstieg zum Alltag!

Im Evangelium wird berichtet, dass Jesus Petrus, Jakobus und Johannes auf einen hohen Berg mitnimmt. Dort erleben die 3 die Verklärung Jesu. Sie sind überwältigt und Petrus will 3 Hütten bauen, sich auf dem Berg niederlassen. Doch mit Jesus müssen sie wieder hinabsteigen uns Tal, in den Alltag mit seinen Mühen.

Dieses Evangelium hat auch mit unserer Kirche zu tun. Erst waren es kleine Gruppen von Glaubenden; durch die Mühen der Apostel und anderer verbreitete sich der Glaube an den Auferstandenen und wurde schließlich im Römischen Reich zur Staatsreligion. Im Laufe der Jahrhunderte wurden alle Ämter und Befugnisse vom Papst, den Bischöfen und Priestern übernommen. Die Kirche war dadurch mächtig, abgehoben von den Menschen. Dort oder da zeigten sich aber auch Risse: die Trennung in West- und Ostkirche, schließlich auch die Abtrennung der Lutherander und Calvinisten.

Einzelpersonen waren mit dieser Machtfülle und Selbstverherrlichung nicht einverstanden und gingen eigene Wege. Ich denke dabei an den Hl. Franziskus; auch entstanden damals bestimmte Ordensgemeinschaften.

Die Verantwortlichen in Rom und anderswo haben Paläste und Kirchen gebaut und es verabsäumt, vom Berg herunter zu steigen und zum Dienst bereit zu sein. Dabei heißt es schon im 1. Petrusbrief: „Dient einander, mit der mit der Gnadengabe, die er empfangen hat.“ Und von Bischof Jacques Gaillot stammt ein Buch mit dem Titel: „Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts!“ Er wurde seines Amtes enthoben. der belgische Priester Joseph Cardijn hat vor ca. 100 Jahren die CAJ (Christliche Arbeiterjugend) gegründet, Papst Johannes XXIII hat mutig ein Konzil einberufen und Papst Franziskus bemüht sich um Veränderung. Aber noch immer liebt vieles im Argen; es hat in unserer Kirche kein wirklicher Klimawandel bisher stattgefunden. Nur dort oder da ist ein Wölkchen weniger zu sehen!

Durch die Taufe haben aber alle Christen die gleiche Berufungswürde. Es gibt nur – wie in jeder Gemeinschaft – eben verschiedene Aufgaben und Dienste. Einerseits will die Kirchenleitung auch heute manches nicht abgeben, was sie sich in Jahrhunderten angeeignet hat, andererseits findet man in der Christengemeinde für manche Aufgaben keine neuen Mitarbeiter, bei uns z. B. für die Caritas-Haussammlung oder für den Dienst als Diakon.

In der Lesung hörten wir von Abraham. Er war alt, reich, sesshaft und kinderlos. Von ihm verlangt Gott, dass er sich von allem löst und auf Unbekanntes zugeht. Gott ruft auch uns persönlich und unsere Kirche: Wir sollen es wagen unsere Lebensgewohnheiten zu ändern und uns für Schwächere einsetzen. Kirche Jesu zu sein heißt nicht Hütten zu bauen und sich häuslich niederzulassen, sondern zu den Menschen zu gehen und diesen zu dienen. Jesus hat es uns vorgelebt!

Die kfb gibt uns heute ein Beispiel dafür: Sie unterstützt in diesem Jahr arme Gruppen im Nordosten Indiens, damit diese ihr Leben gemeinsam gestalten und verbessern können. Es ist  gut, dass wir Menschen nicht nur rechnen und planen können, sondern auch großzügig sein dürfen. Jede/jeder von uns persönlich und die Christen gemeinsam sollen – so wie Abraham – zum Segen für andere werden! Dazu braucht es aber noch einen großen Klimawandel in der Kirchenleitung und auch bei uns Christen.

Den Weg Jesu gehen bedeutet Höhen und Tiefen erleben, und verlangt auch Mut, den Abraham hatte. Gott ist mit uns, er will uns bereit machen für neue Wege!

Josef Bernögger
Diakon