Werte sind die Dinge, die dem Menschen am meisten am Herzen liegen. So sind sie abhängig von unseren Bedürfnissen, unseren Möglichkeiten, von den Angeboten, die uns das Leben schenkt.
In meiner frühesten Erinnerung, kurz nach dem Krieg, waren hohe Werte das Sattwerden, eine Schlafstätte zu haben, Heizmaterial zu beschaffen um Wärme zu bekommen oder aus alter Kleidung wieder neue zu basteln. Dann, ich war Nutznießer davon, war es für viele Eltern ein sehr hoher Wert, den Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen.
Mit der Zeit wurde es „leichter“, die Werte verlagerten sich. Urlaub, eigenes Auto, eine größere Wohnung, ein eigener Garten wurden zu Statussymbolen der Wirtschaftswunderzeit. Und mit dem wirtschaftlichen Aufschwung kam das das wirtschaftliche Denken: Werte waren jetzt Karriere, Wohlstand, Erfolg, sinnliche Befriedigung, Freizeit.
Werte ändern sich, wandeln sich ganz automatisch nach unseren Lebenssituationen.
Aber es gibt auch einige Werte, die nicht änderbar sind, oder besser, wo es für den Menschen, für die Menschheit ganz schlecht ausgeht, wenn diese Werte in den Hintergrund gegenüber den aktuellen, angesagten Werten treten. Für mich sind das im Grund die christlichen Werte, die Werte, die wir in der Botschaft Jesu finden. Die Werte, die letztlich im Doppelgebot kumulieren: „liebe Gott aus ganzem Herzen, und deinen Nächsten wie dich selbst“.
Ins tägliche Leben übersetzt sind das Werte wie Freundschaft, Liebe, Zuneigung. Ein grundsätzliches Vertrauen. Achtung und Respekt voreinander, Zuverlässigkeit.
Wenn sich der Wertewandel darin erschöpft, dass im Vergleich zu 1990 heute der Wert „Freunde und Bekannte“ sowie „Freizeit“ höher eingeschätzt wird als der Wert „Arbeit“, dann ist das für Sozialwissenschaftler interessant. Ist es das auch für unser Leben?
Oft wird unterstellt, dass wir Menschen für die „christlichen“ Werte nicht mehr empfänglich, nicht mehr aufgeschlossen sind, sei es aus Bequemlichkeit, sei es aus Kalkül, aus Suche nach dem eigenen Vorteil. Ich bin überzeugt, dass das nicht stimmt. Ein Beispiel, uns noch allen gegenwärtig, ist das Jahr 2015, die sogenannte Flüchtlingskrise.
Der Staat war überfordert. Die Menschen kamen zu Hunderten und zu Tausenden. Sie wurden aufgenommen, mit dem Nötigsten versorgt, es wurde Essen und Trinken beigestellt, Kleidung und Schuhe wurden gespendet. Spielzeug für die Kinder war genauso da wie die gesundheitliche Betreuung. Alles fast ohne Staat Aber dafür mit ganz vielen Menschen, die sich ehrenamtlich zur Verfügung gestellt hatten.
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat damals gesagt „Wir schaffen das“. Der Satz hat auch für uns gegolten. Wir haben es geschafft.
Und eigentlich könnten wir, Österreich, Deutschland, Schweden – die Länder, die die größte Last dieser Katastrophe getragen haben, wirklich stolz darauf sein. Wir haben es geschafft, dabei menschlich gehandelt, ganz im Sinn der Lehre Jesu.
Heute wird Angela Merkel für diesen Satz verhöhnt Heute werden Waffen in Stellung gebracht. Heute heißt es auch bei uns, 2015 darf sich nicht wiederholen.. Was davon darf sich nicht wiederholen? Die Hilfe, die Menschen Menschen gegeben haben? Nein, aber konkrete, selbstverständliche Nächstenliebe ist gefährlich, ist nicht lenkbar, ist nicht beherrschbar. Sie muss daher durch abstrakte, theoretische Nächstenliebe ersetzt werden. Mit etwas, das die Liebe, die in uns steckt, verdecken, verdunkeln soll.
Im Evangelium fordert Jesus einen Blinden auf, sich die Augen im Teich Schiloach zu waschen. Darauf wird er sehend. Wir brauchen auch so einen Teich Schiloach, der uns wieder klarer sehen lässt. Einen „Teich“ der Ruhe, der Stille, der Besinnung, in dem wir uns die Augen waschen können, damit wir wieder sehen. Mit einem klaren Blick auf das Gebot Jesu: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“
Rudolf Bittmann Diakon
Ein Gedanke zu „Klimawandel – Wandel der Werte“
Es ist wirklich schlimm, wenn die Leute mit denen man zwangsläufig verbunden ist, nicht sehend sondern blind sind. Über christliche und menschliche Werte braucht man garne nicht reden. Sowieso ist ja „DER“ Gott an allem Schuld an allem, was sie einschränkt bzw. worüber man nur normal reden möchte (sozial ist ein Fremdwort, also bin ich auf der Suche nach ANORMALEN, die keine Berührungsängste haben.
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