Gründonnerstag in Wort und Bild

Liebe Pfarrgemeinde, liebe Freunde der Pfarre Heilige Familie in der Vogelweide!

Ein Testament ist eine Bekundung des letzten Willens einer Person angesichts des nahenden Todes. Manchmal geht es dabei um die Verwendung der Erbschaft, manchmal sind das ganz wichtige Aufgaben für Familienmitglieder und Freunde. In der Regel wird der letzte Wille eines Menschen respektiert und in ehrenhaften Familien wird er immer als Auftrag für die nachkommenden Generationen gesehen.

Das letzte Abendmahl kann man das Testament Jesu nennen. Das „gewandelte Paschafest“ Jesu mit seinen Freunden, das wir besonders am Gründonnerstag feiern, ist für uns der Ausdruck seines letzten Willens an uns. Wir sind die Erben. Frauen und Männer, Jugendliche und Kinder, die sich bemühen, Jesus nachzufolgen, haben den Auftrag seinen Willen umzusetzen, ihn weiter zu tragen, Menschen dafür zu begeistern.

Der Bund und der Dienst sind die Stichworte, die uns am Gründonnerstag beschäftigen sollten. Als Symbole dafür haben wir ein Freundschaftsband – für unsere Verbindung mit Gott, den Kelch – für die Eucharistiefeier und unsere CTK-Solidaritätskerze – als Zeichen unseres Dienstens an den Schwächsten in der Gesellschaft aufgestellt.

Der Bund zwischen Gott und Mensch spielt in der Bibel eine wichtige Rolle. Gott mit seinem Willen zu einer segensreichen Beziehung mit den Menschen bietet sich immer wieder an: dem Noach, dem Abraham, dem Mose und dadurch auch dem ganzen Volk. Gotteserwartung bedeutet, den Bund zu leben, sich an ihn zu halten und Gott als den einzigen anzubeten.

Im Leben, im Sterben und in der Auferweckung Jesu hat dieser Bund eine neue Kraft bekommen. Die Eucharistie ist eine ständige Erneuerung und Vergegenwärtigung dieses Bundes. Die Feier des Todes Jesu Christi zur Vergebung der Sünden versöhnt uns mit Gott – real und gegenwärtig. Die Hingabe Jesu bewegt uns, seine Haltung anzunehmen, die Spirale der Gewalt und der Macht in der Welt zu durchbrechen, sich selbst zu einem dienenden Menschen zu machen.

Und die Fußwaschung ist ein Zeichen dieser Bereitschaft, der Bereitschaft zum Dienst an den Mitmenschen. Jesus verbündet sich nicht mit den Machthabern, um die Welt zu verändern, sondern mit Menschen, wie dir und mir. Wenn wir Gottes Wege gehen, wenn wir seine Geheimnisse des Lebens, des Sterbens, der Auferstehung und der Verherrlichung feiern, wenn sich unsere Augen, unsere Herzen und Hände öffnen; auch für den arbeitsuchenden Nachbarn, auch für die einsame Nachbarin, auch für die überforderte Mutter, aber auch für die hungernden in Afrika und für die im Krieg in Syrien, dann handeln wir im Sinne des Gründonnerstags.

Ich wünsche uns allen, dass sich der letzte Wille Jesu durch uns erfüllt und der Bund Gottes mit den Menschen auch in diesen Tagen eine neue Kraft bekommt.

Text: Slawomir Dadas
Fotos: Zofia Gorgol, Heinz Malzer

 

Livestream  zum Nachsehen Gründonnerstag https://youtu.be/fF8WslQt1tg