Liebe Schwestern und Brüder,
gleich dreimal hören wir im Sonntagsevangelium die Zusage „Fürchtet euch nicht!“ (Mt 10,26-33). So stellt sich in der aktuellen Situation vielleicht besonders die Frage: Habe ich ein solchen Zuspruch in meinem Leben bereits erfahren oder ihn Menschen in meinem Umfeld mitgegeben können?
Eine erste Reaktion kann ganz unterschiedlich ausfallen. Hier handelt es sich bloß um eine scheinbare Behauptung, die kaum etwas mit dem reellen Leben im Alltag zu tun hat. Aber nein, das trifft ja genau zu, es spiegelt die konkrete Nachfolge Jesu wieder! Wir können wirklich Zeugnis geben für diese besondere Zusage der Gegenwart und Hilfe Gottes auch in persönlichen Leben.
Aber lässt sich diese Frage wirklich so rasch und einfach beantworten? Vergangen Sonntag hörten wir von der großen Aussendung der Jüngerinnen und Jünger Jesu alle Krankheiten und Leiden zu heilen; eine sehr schöne und erfüllende Aufgabe, die viele Menschen auf die jeweilige ganz unterschiedliche und konkrete Art immer wieder zum Vorschein bringen. Im persönlichen Leben finden wir auch einzelne schöne Beispiele.
Heute werden jedoch in diesem Gesendet-sein auch schwierige und schmerzhafte Zusammenhänge sichtbar. Zu einem ersten Ansporn, auf die erfüllende Freude und Wirklichkeit Gottes hinzuweisen und in konkreter Hilfe durch die Kraft des Heiligen Geistes auch sichtbar werden zu lassen, kommen einige Herausforderungen und Hürden hinzu. Sie weisen jedoch die unterschiedlichen Ereignisse im Leben eines jeden Menschen auf. Vom glücklichsten und schönsten Moment bis zu Leid und Not reichen die Erfahrungen. Denn besonders in scheinbar aussichtslosen Momenten können wir aus dem Glauben auf die stärkende und schützende Geborgenheit der Gegenwart Gotten vertrauen.
Die besondere Zusage Gottes hat auch der Prophet Jeremia immer wieder erlebt. In der Bibelstelle zu diesem Sonntag (Jer 20,10-13) ist er überzeugt geblieben von dem was er sagen musste, weil es wahr war. Und in den folgenden Ereignissen der Geschichte sind seine Ankündigungen tatsächlich eingetreten. Das Unrecht, vor dem er warnte, führte schließlich in die Katastrophe; er selbst entging der Vertreibung. Es war kein Triumph für ihn, recht gehabt zu haben, trotzdem blieb sein feuriger Ansporn gerade im Mitleid für die Menschen seines Volkes lebendig. So kommt in diesem Beispiel die Bereitschaft einzustehen für das, was gesagt werden muss, und die brennende Sorge um ein gutes Leben für alle sehr deutlich ins Blickfeld.
Der besonders stärkende Zuspruch „Fürchte dich nicht!“ kann auch in meinem Leben immer wieder sichtbar werden. Hier gibt die Wirklichkeit und Gegenwart der Liebe Gottes uns ein besonders Zeugnis. Und diese persönlich erfahren spornt an zum Weiterschenken im konkreten Verhalten, dort wo ich gerade bin. Als Christinnen und Christen haben wir den Auftrag, die frohe Botschaft furchtlos zu verkünden und aus ihrer Kraft das Leben zu gestalten.
Johannes Hofer Kaplan