Ziemlich markige Worte finden wir bei Jesaja: „Ich bin es satt. Ich habe keinen Gefallen daran. Lasst euer Schöngetue, eure Festversammlungen, eure Gottesdienste, Konzerte, euer Weihnachtsoratorium, eure Kunst, eure schönen Hochzeiten – lasst das. Meine Seele ist Feind euren Festen: Und wenn ihr feiert – dann verberge ich mein Angesicht. Gerechtigkeit ist das Kriterium.“
Heute würde Jesaja sagen: Kümmert euch um die Flüchtlinge und Asylsuchenden, nehmet den Kranken die Angst, die Angst haben allein zu sterben. Dämpft euren überzogenen Lebensstil. Nimm das Fahrrad, statt dem Auto. Seid nicht geizig. Arbeitet für ein friedliches Miteinander aller Religionen in eurer Stadt.
Es geht um eine andere Haltung beim Feiern der Liturgie. Wenn ich vor Gott stehe werde ich bescheiden. Ob die Liturgie in einer Kathedrale oder auf einer Müllhalde in Kalkutta gefeiert wird: Vor Gott werde ich demütig, bescheiden und still.
Ich überlasse mich Gott, so nennt es Charles des Foucauld:
Mein Vater, ich überlasse mich dir.
In deine Hände lege ich meine Seele.
Ich gebe sie dir, mein Gott,
mit der ganzen Liebe meines Herzens, weil ich dich liebe,
und weil diese Liebe mich treibt, mich dir hinzugeben,
mich in deine Hände zu legen, ohne Maß, mit einem grenzenlosen Vertrauen,
denn du bist mein Vater.
Gottesdienst heißt : Gott dient mir. Er kommt mir entgegen mit Liebe, Hoffnung, Trost, Heilung, Vergebung, ewigem Leben, Frieden, Herrlichkeit, Gerechtigkeit, Gelobtem Land.
Das Wissen um diese Geschenke motiviert mich zu Danksagung, zu Gottesdienst. Ich gebe meinen Leib hin, das heißt mein ganzes Menschsein, meine Fähigkeiten, mein Herz, meinen Verstand, die Hände, die Gedanken, die Einstellungen, … Ich gebe die Kontrolle über all diese Dinge Gott, weil ich weiß, dass sie bei ihm in guten Händen sind.
Text: Birgit Raffelsberger Fotos: Ingrid Scherney