Stellen Sie sich vor, Gott hat die Geburt Jesu für Dezember 2020 in Österreich geplant.
Da würde einiges schiefgehen. Maria und Josef könnten zwar einreisen, aber sie könnten erst nach der Quarantäne schauen, welche der Geburtenstationen noch nicht zu einer Covidstation umgewandelt worden ist. Möglicherweise wäre das eine Hausgeburt, von der niemand etwas erfahren würde. Der Besuch der Hirten wäre unmöglich, weil es eine Ausgangsperre gibt; von Schafen, Ochs und Esel überhaupt keine Rede mehr und die Sterndeuter aus dem Orient hätten sowieso kein Visum bekommen. Jesus müsste auf die Geschenke verzichten, weil Amazon keine Garantie für die Zustellung von solchen Kostbarkeiten wie Gold, Weihrauch und Myrrhe übernimmt. Was würde dann vom Weihnachtsfest bleiben? Fast nichts, oder doch etwas?
Engelsbesuche noch erlaubt
Da die Bundesregierung noch keine Einschränkungen für Engelsbesuche ausgesprochen hat, wäre zumindest der himmlische Chor mit dem Gesang möglich: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen, mit denen Gott eine Freude hat“. Es würde also die Botschaft bleiben, dass Gott einen Platz in unserem Leben bekommen sollte und dass Menschen, die nach seinem Willen leben, mit Frieden beschenkt werden. Und gerade dieses „Überbleibsel“ von einer üblichen Weihnachtsdarstellung trifft den tiefen Sinn von Weihnachten und möchte uns einladen, das Weihnachtsfest in diesem Geist zu gestalten.
Gott will mit uns sein
So schön die romantischen Darstellungen der Krippe sind, sind sie nichts wert, wenn sie uns nicht zu Jesus führen. So gut der Adventkranz riecht und seine Kerzen die Dunkelheit erhellen, sind sie nichts wert, wenn sie die Menschen nicht näher zusammenbringen. So kostbar die Geschenke zu Weihnachten sein können, sind sie nichts wert, wenn sie nicht als Zeichen der Liebe, der Verbundenheit und der Dankbarkeit für einander gereicht werden.
Weihnachten ist vor allem ein Fest der Botschaft, dass Gott mit uns sein will, weil er uns das Beste wünscht und uns in Jesus Christus den Weg zum Frieden, zur Menschlichkeit, zu mehr Wärme in der Welt zeigt.
Vorletzter Aufruf zur Vorbereitung
Darum ist der dritte Adventsonntag der vorletzte Aufruf zur Vorbereitung auf Weihnachten. Einerseits bewegt er uns zur Freude, weil das Fest der Begegnung zwischen Gott und Mensch schon ganz nahe ist, andererseits zeigt er uns im Evangelium Johannes den Täufer, der die Menschen zur Umkehr aufgerufen hat. Beides ist im Leben und insbesondere vor Weihnachten ganz wichtig: Freude, dass Gott auch bei mir daheim zu Gast sein möchte, dass er mit seinem Licht der Hoffnung auch unsere dunklen Tage hell machen will; Umkehr, damit ich mich von allem abwende, was zwischen mir und ihm und zwischen mir und meinen Nächsten steht.
Wenn ich genau dieser Spur nachgehe, dann ist die Darstellung der Geburt Jesu nicht entscheidend. Denn dort, wo nicht Ochs und Esel, nicht Hirten und Könige, sondern Jesus in der Beziehung zu mir im Mittelpunkt des Weihnachtsfestes steht, dort ist er bei mir angekommen, dort ist er in mir geboren.
Predigtgedanken zum 3. Adventsonntag von Pfarrer Slawomir Dadas / Bezirksrundschau