Als Gemeinschaft miteinander verbunden sein

„Schwestern und Brüder! Ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch dann überliefert habe: Jesus, der Herr, nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und sagte: Das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis! Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut. Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis! Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.“  1 Kor11, 23-26

Liebe Schwestern, liebe Brüder,
im letzten Jahr ist die Gemeinschaft zu einem der wichtigsten Themen der Gesellschaft geworden. Sie wurde zwischen Isolation im Privaten und Fast-Normalleben in der Industrie gestaltet. Die Entscheidungen, die im Namen der Rettung der Gemeinschaft getroffen wurden, haben einzelne Personen und Beziehungen auf die Probe gestellt. Ich beabsichtige hier keine Polemik mit den vorgenommenen Maßnahmen, ich traue mich nicht zu beurteilen, was alles richtig oder falsch war. Denn das Richtige oder das Falsche hängt von dem Blickwinkel des Betrachters ab. Wenn ich mich auf die Erhaltung des Systems konzentriere, dann war wahrscheinlich das meiste richtig; wenn ich aber zuerst an das Wohlergehen der Menschen denke, dann habe ich so meine Bedenken. Denn für mich ist die Gemeinschaft zuerst nicht ein System, sondern einzelne Personen, die miteinander verbunden und füreinander verantwortlich sein sollten.

Auf dem Hintergrund des letzten Jahres gibt es auch immer wieder Diskussionen, wie weit sich die Kirche verändern und in welche Richtung entwickeln wird. Es werden solche Fragen gestellt wie: Gewinnen wir alle Menschen, die vor der Pandemie da waren, wieder zurück? Werden viele entdecken, dass ein Fernsehgottesdienst eine echte Begegnung mit der feiernden Livegemeinde nicht ersetzen kann? Werden Pfarrgruppen oder einzelne Personen, die derzeit auf eine Art Sabbatical untergetaucht sind, in der Pfarre wiederum gut starten und einen Anschluss finden können?

Diese Fragen müssen – ganz anders als in der gesellschaftspolitischen Debatte – nicht vom System her beantwortet werden, sondern vom Wesen unserer Gemeinschaft. Es geht nicht um die Frage, ob wir alles Bisherige noch erhalten können, sondern ob wir als Gemeinschaft weiterhin mit Gott und in Sorge füreinander und für die Schwächsten in der Gesellschaft verbunden sind. Uns muss es darum gehen, dass wir nicht ein System erhalten wollen – was in der Wirtschaft oder in der Politik sehr wohl eine Rolle spielt – sondern darum, dass wir bei Jesus und bei seiner Botschaft bleiben.

Eucharistie, deren Einsetzung wir heute feiern, ist diese Botschaft. Sie ist die Verdichtung unseres Glaubens, weil es bei ihr um die Begegnung mit dem lebendigen Gott und mit den Menschen geht; mit Gott, der uns befreit, heilt, mit seinem Wort und mit Christi Leib stärkt und mit den Menschen, die keine Fremden sind, sondern Schwestern und Brüder im Glauben. Eucharistie ist die Verdichtung des Glaubens, weil sie nicht für sich als Kult da steht, sondern als lebendiges Geschehen, das als Sendung zu verstehen ist. Die Teilnehmenden an der Eucharistie werden gesendet, um die Welt im Sinne Gottes zu verändern: um Liebe und Vergebung zu bringen, wo Hass herrscht, um Heil und Einheit zu leben, wo Unheil und Zerstörung gepredigt werden.

Liebe Schwestern, liebe Brüder,
Eucharistie ist Gemeinschaft um des Menschen willen. Eucharistie ist die Verdichtung und Vertiefung des Glaubens. Eucharistie ist Sendung. Ich wünsche uns allen, dass wir weiterhin die Eucharistie als das Zentrum unseres Glaubens sehen und leben. Ich wünsche uns, dass wir aus der Gemeinschaft mit Christus zur Gemeinschaft mit anderen Menschen gelangen, nicht um Systeme zu erhalten, sondern um die Menschen unserer Zeit ein wenig vom Heil Gottes spüren zu lassen.

Slawomir Dadas
Pfarrer