Maiandacht zum Magnificat

Bei dieser Maiandacht stand nicht die demütige Maria im Mittelpunkt, sondern Maria als machtvolle und provokante Frau mit ihrem Magnificat, mit besonderer musikalischer Umrahmung von Eveline.

Maria ist eine einfache und demütige Frau, aber sie spricht auch machtvolle und provokante Worte: „Gott stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen“.

Manchmal fühlen auch wir uns erniedrigt, schlecht behandelt, gedemütigt.

Manchmal aber sind wir es, die andere erniedrigen, klein halten, demütigen.

Wir betrachteten das Bild „Zeitrad“ aus der Nationalbibliothek in Wien. Das Rad der Zeit ist Zeichen für das ganze Leben. Das erste Männchen strebt nach der Macht und sagt: „Ich werde herrschen“.
Das zweite Männchen thront auf den Rad, gekleidet in Purpur und mit den königlichen Insignien und sagt: „Ich bin ein Herrscher!“
Das dritte Männchen stürzt vom Rad und sagt: „Ich habe geherrscht.“
Und das vierte Männchen liegt unter dem Rad und sagt: „Ich bin ohne jegliche Herrschaft“

Ich drehe das Rad als Sinnbild für mein Leben. Ich schaue auf mein Leben, auf mein Auf und Ab bezüglich der Macht, die ich habe.

Nach welcher Macht strebe ich? In welchen Bereichen habe ich Macht? In welchen Bereichen wäre es gut, wenn wir Christen uns unserer Macht mehr bewusst wären? Wann übe ich zu viel Macht aus, z.B., wenn Eltern ihre Kinder schlagen, weil sie wütend sind. Die Kinder aber sind wehrlos, machtlos. Wer hat die Macht die Kinder in ihrer Hilflosigkeit zu unterstützen, ihnen zu helfen?

Wann und wo fühle ich mich erniedrigt? Von wem lasse ich mich beherrschen? Warum kann ich mich nicht wehren? In welchen Bereichen sollte ich mich von Gott erhöhen lassen?
(Ideen von W. Hofsümmer)

 

Text und Foto: Birgit Raffelsberger