Ich komme beruflich aus der Informationstechnologie, der „IT“, und ich habe daher einen großen Teil meines Lebens an und mit Computern gearbeitet. Eine wenig bekannte Eigenschaft eines Computers ist, dass er in seiner Leistungsfähigkeit mit der Zeit immer schlechter wird. Das ist einfach so, systemimmanent und völlig unabhängig davon, ob es sich um einen Großrechner oder einen Minicomputer handelt. Grund dafür ist unter anderem, dass bei allen Prozessen, die da ablaufen, immer ein paar Daten sinnlos gespeichert bleiben. Das „Hirn“ des Computers wird immer voller mit unnützen Dingen und die Leistung damit immer schlechter. Spannend ist, dass das so langsam vor sich geht, dass man es gar nicht merkt.
Manchmal tritt dann eine Störung auf, ein großer Datenverlust etwa. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder wird aus der Datensicherung der alte Zustand wieder hergestellt. Damit bleiben, dem Benutzer weiterhin unbewusst, auch die alten Schwächen. Oder aber es wird die Gelegenheit genutzt zum Überdenken der Konfiguration, zum Aufräumen, zum Neuausstatten, zum Aktualisieren. Ein etwas anstrengender, aufwendiger und manchmal schmerzlicher Vorgang.
Jede Organisation, auch eine Pfarrgemeinde, hat ganz ähnliche Merkmale wie so ein Computer. Mit der Zeit sind die Gleise ein- und abgefahren, die Abläufe sind gewohnt und werden starr. Die Kommunikation und Innovation schläft ein nach dem Motto „es war ja immer so“. Es schleicht sich Müdigkeit ein. Die alten Gewohnheiten bleiben und für Änderungen fehlen Ressourcen und Kraft. Neues hat keinen Platz. Und, weil das so schleichend geht, merkt’s auch keiner.
Bis ein gravierendes Ereignis eintritt, das alles ändert.
So ein Ereignis gab es mit der Pandemie jetzt die letzten eineinhalb Jahre. Genauso wie beim Computercrash gibt es zwei Möglichkeiten. Man könnte jetzt sozusagen die Datensicherung hervorholen. Alles wird wieder in den Zustand gesetzt, wie er vor eineinhalb Jahren war und es wird getan, als ob es Corona nie gegeben hätte. Das wäre einfach, bequem und schmerzlos. Den Sand, der natürlich dann auch im Getriebe bleibt, der wird ja weiterhin nicht bemerkt.
Aber, und jetzt komme ich ganz konkret zu uns, zur Pfarrgemeinde Heilige Familie, wir könnten die Gelegenheit auch nutzen. Und mit „wir“ sind wir alle gemeint, jedes einzelne Mitglied unserer Pfarrgemeinde. Nachdenken darüber, was hat Ihnen in dieser Zeit des Notbetriebs am meisten gefehlt, wo haben Sie eine Lücke gespürt, was ist Ihnen für Ihr Leben abgegangen? Aber auch, was haben Sie in dieser Zeit positiv erlebt? Was sollte beibehalten werden, welche Versuche, die Seelsorge aus der Not heraus anders zu gestalten haben Ihnen gefallen, haben etwas bewirkt in Ihnen? Und, ganz wichtig, wo wollten Sie eigentlich schon immer mittun, mitgestalten in der Pfarre und hatten nicht die Möglichkeit, den Mut oder fanden nicht den Platz?
Bitte sagen Sie uns, was Ihnen einfällt, schreiben Sie es auf und werfen Sie es in die bereitgestellte Box. Oder kontaktieren Sie die Seelsorger persönlich, Sie können uns einfach über das Pfarrbüro erreichen. Reden Sie mit einem Pfarrgemeinderat oder reden Sie mit jemandem, der einen Seelsorger kennt und es dem weitergibt.
Die Pandemie ist/war furchtbar. Aber wir können den Einschnitt, den sie in unserem Leben verursacht hat, nutzen, um wieder neu Gemeinde, Pfarrgemeinde zu werden.
Rudolf Bittmann Diakon