Schwestern und Brüder im Glauben!
Wer sich im Leben besonders einsetzt, der hofft auf Anerkennung, vielleicht auf eine Auszeichnung, öfters auch auf Machtgewinn und Ansehen. Diese Hoffnung ist sehr menschlich, ist berechtigt und wird im Arbeitsleben und auch in der Kirche gewürdigt. Manchmal wird dieser Wunsch nicht erfüllt, auch entwickelt sich mancher Machtgewinn ins Negative – d. h. gegen die anderen.
Das Streben nach oben beginnt heute schon in der Volksschule. Eltern fordern von ihrem Kind und den Lehrern sehr gute Noten, damit die Matura möglich wird, gleichgültig, welche Fähigkeiten oder Wünsche das Kind hat. Viel Geld wird ausgegeben, um ja gut dazustehen! Was bringt es??
Im Evangelium hören wir von den Wünschen der Apostel Jakobus und Johannes: Sie möchten einen Ehrenplatz an der Seite Jesu. Sie denken wohl: Wenn er an die Macht kommt, braucht er tüchtige Mitarbeiter, Berater und Fachleute. Und wir beide sind genau di Richtigen, haben alles verlassen, Mut und Ausdauer bewiesen, werden „Donnersöhne“ genannt. Die zehn anderen Apostel murren, fühlen sich benachteiligt.
Jesus wird über dieses Machtdenken erschrocken gewesen sein, über das Nichtverstehen seiner Botschaft. Er kann den Wunsch der beiden nicht erfüllen, denn im Reiche Gottes gelten andere Kriterien als im menschlichen Leben. Jesus ging in Liebe auf die Menschen zu und bot seinen Mitarbeitern eine andere Art zu leben an, mit Gegnern und Gewalt umzugehen. Die Jünger dachten an Pracht und Macht, Jesus an den Dienst für alle und an seinen Tod.
Jesus erinnert daran, wie übel manche Herrscher ihre Macht ausüben und sagt: „Bei euch soll es nicht so sein!“ In den vergangenen 2000 Jahren hat sich das leider immer wieder ereignet. Beispiele dafür, sowohl in Staat und Kirche, fallen Ihnen sicher ein. Am 17. 10. sind es 42 Jahre, dass Mutter Teresa für ihre Arbeit an den Ärmsten in Indien den Friedensnobelpreis erhielt. Sie hat die Botschaft Jesu verstanden und danach gelebt, wie viele andere auch.
Auch wir sind eingeladen, in die Schule Jesus zu gehen. Jesu einzige Macht ist die Liebe. Wer mit Liebe zu den Menschen geht, dem ist ein Platz im Hause Gottes sicher. Das Evangelium mahnt uns, nicht nach Macht für uns zu streben, sondern in der Spur Jesu zu bleiben, zum Dienen bereit zu sein.
In der Gemeinschaft der Christen gibt es bis heute den Zwist zwischen dem Dienen und der Machtausübung, z. B. in Korinth, bei manchen Päpsten usw.
Freilich, Macht ist auch notwendig! Ob in der Familie, im Verein, im Staat oder in der Kirche kommt es aber darauf an, wie damit umgegangen wird. Wir haben alle unterschiedliche Begabungen und Fähigkeiten, und diese sollen zum Wohl aller eingesetzt werden. Das gilt auch in der christlichen Gemeinde für alle Mitglieder. Freilich erlebt man dabei nicht nur Lob sondern auch Widerstand und manchen Verzicht. In der politischen Gemeinde und im Staat sollte es auch so verlaufen – zum Wohl aller! Würde das nicht auch jene anregen, die abseits stehen???
Von P. Alfred Delp, der während des 2. Weltkrieges hingerichtet wurde, stammt folgende Aussage: „Wenn durch einen Menschen ein wenig mehr Liebe und Güte, ein wenig mehr Licht und Wahrheit in der Welt war, hat sein Leben einen Sinn gehabt.“
Genau dazu sollte Jesus seine Apostel und will er uns heute einladen. Vertrauen wir ihm??
Josef Bernögger Diakon