Österliche Ritter

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

im Jahr 2020 wurde eine Umfrage über die Religiosität der Österreicher veröffentlicht. Auf die Frage, ob „Die Auferstehung von Jesus Christus meinem Tod einen Sinn gibt“ antworteten nur 36 Prozent mit ja. Es scheint, dass viele Menschen die Auferstehung nicht mit ihrem Leben und mit ihrem Tod verbinden können. Für viele ist es ein christliches Fest ohne einen konkreten Bezug zu ihrem Alltag. Die theologischen Inhalte, die damit verbunden wären: also der Tod, das Gericht über die Sünde und in Konsequenz die Entscheidung für ein ewiges Leben mit Gott oder ohne ihn, sind scheinbar verloren gegangen.

Es stellt sich also die Frage, warum wir, die aktiven und überzeugten Christen, nicht imstande sind, die Botschaft der Auferstehung besser zu bezeugen. Strahlen wir es zu wenig aus, dass der Glaube an die Auferstehung Jesu uns verändert und zu Menschen der Freude und der Hoffnung macht?

Am Palmsonntag haben wir einige Kinder zu österlichen Rittern ernannt, weil sie im Sinne der Botschaft der Auferstehung einige Aufgaben erfüllen mussten. Aber war das nur ein Kinderspiel? Sollen nicht auch wir Erwachsene österliche Menschen sein, so österliche Ritter, die für ein österliches Leben einstehen? Ich glaube schon und darum möchte ich jetzt auf ein paar Eigenschaften eines österlichen Menschen hinweisen.

Ein österlicher Mensch ist zuerst ein Mensch eines tiefen Gottvertrauens und einer tiefen Gottverbundenheit. Jesus hat sein ganzes Leben auf Gott ausgerichtet. Er hat öfters betont, dass er in allem den Willen des Vaters sucht, um diesen Willen zu erfüllen. Auch wir sind eingeladen, das Leben auf dem Fundament Gott zu bauen, ihm mehr zu vertrauen, als allen menschlichen und materiellen Absicherungen des Lebens.

Ein österlicher Mensch ist auch ein Friedensbote. Jesus hat sich immer gegen alle Formen der Gewalt ausgesprochen: gegen die Ausgrenzung, gegen die Rachsucht, gegen Parteibildungen, um andere zu unterdrücken. Als österliche Menschen sollten wir die Träger der Vergebung und der Versöhnung sein; im Kleinen in der Familie und in der Nachbarschaft, aber auch im großen, wo unsere Stimme und unsere Tat gefragt sind. Wir sollten immer für die Schwachen Partei ergreifen, besonders dort, wo Menschen ausgenutzt und ausgebeutet, wo sie an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden.

Ein österlicher Mensch ist ein Bote des Lebens. Für Christus war jedes Leben gleich viel Wert: auch das Leben, das damals in die gesellschaftlichen Normen nicht ganz hinein gepasst hat und dadurch abgelehnt und gemieden wurde. Auch wir müssen uns auf die Seite des Lebens stellen; egal ob es produktiv ist oder nicht, egal ob es der Gesellschaft mehr bringt oder sie mehr kostet, egal, ob es unseren Moralvorstellungen entspricht oder ob es uns herausfordert.

Endlich ist ein österlicher Mensch ein Mensch der Gemeinschaft gegen jede Form des Egoismus und Individualismus. Christus hat die Gemeinschaft der Kirche gestiftet, weil der Glaube nur in der Gemeinschaft gelebt und weitergegeben werden kann. Wir sind das Volk Gottes, das den Schatz des Glaubens übernommen hat und ihn an die nächste Generation weiter tragen muss. So sind die österlichen Menschen immer dazu verpflichtet, zum Aufbau der Gemeinschaft beizutragen und sie mit ihren Talenten und Begabungen zu stärken.

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

die Auferstehung ist kein Fest einer Nacht und kein Fest des Frühlingsbrauchtums. Die Auferstehung betrifft mein Leben schon hier auf der Erde, weil Gott ja zu mir sagt; mit allen meinen Zweifeln und Kreuzen, die ich zu tragen habe; mit der ganzen Ablehnung und der Erniedrigung, die ich erfahre. Die Auferstehung betrifft mein Leben, weil Gott ja zu mir sagt, auch über den Tod hinaus, und mir dadurch die Zusage des ewigen Lebens im Reich des Friedens gibt.

Ich wünsche uns allen, dass uns das JA Gottes zur unserem Jetzt und zu unserer Zukunft mit Freude und Mut erfüllt. Ich wünsche uns, dass man in unserem Alltag erkennt, dass uns die Botschaft der Auferstehung verändert und zu österlichen Menschen gemacht hat. Ich wünsche uns, dass wir als Zeugen der Auferstehung leben und dadurch den Menschen helfen, die Bedeutung der Auferstehung für sich zu erkennen.

Slawomir Dadas
Pfarrer