Schwestern und Brüder im Herrn!
Überall, wo Menschen leben oder zusammenarbeiten, geht es darum, dass alle zusammenhelfen und an einem Strang ziehen: in der Familie, im Verein oder Betrieb, in der Kirche usw.
Das gelingt nicht immer, weil es mühsam ist, uns auch oft überfordert. Jung Verliebte oder Verheiratete haben oft den Traum von völliger Harmonie und Übereinstimmung, was nicht möglich ist. Sie müssen die Eigenart des anderen und die Verschiedenheit akzeptieren, um leben zu können. Was trägt, ist das gemeinsame Ziel!
Jesus selbst hat die unterschiedlichen Meinungen seiner 12 Apostel erlebt und der Evangelist schreibt aus der Erfahrung heraus, dass Meinungsverschiedenheiten zu Spaltung führen können. (Petrus – Paulus; Gemeinde in Korinth: Ich glaube an Petrus/Paulus/Apollos/usw.) In der heutigen Lesung hören wir vom „Baum des Lebens“: Jesus ist Wurzel und Stamm. Der Baum ist mit dem Untergrund, ist mit Gott fest verbunden. Sollen nicht alle Christen ein Teil dieses Baumes sein?? Ist es nicht dieser „Stamm“, der uns „eins“ sein lässt??
Durch das Geschick eines Gärtners gedeihen manchmal auf einem Obstbaum verschiedene Früchte. Darf das beim „Baum des Lebens“ nicht auch so sein??
Im Evangelium hören wir die Bitte Jesu an den Vater um die Einheit aller, die sich zu Gott bekennen: zusammengeführt durch den Geist Gottes, berufen zu einer gemeinsamen Hoffnung! Nicht mehr Jude/Grieche, Österreicher/Ukrainer, Farbiger/Weißer, sondern „eins sein“ in Gott, mit ihm verbunden sein. Durch das Wasser der Taufe gehören alle Christen zusammen.
Bei uns Christen gibt es heute vier Großkirchen und Tausende Kleinkirchen! Eben hat sich die ukrainische von der russisch-orthodoxen Kirche getrennt. Oft herrscht wenig Miteinander, sondern auch ein Gegeneinander! Das entspricht nicht dem Wunsch Jesu, sondern führt zum Ärgernis in der Welt. Die feierliche Liturgie der Ostkirche oder die Liebe zur Bibel in den Kirchen der Reformation haben ihren Wert und können auch uns bereichern, wenn wir dabei das Gemeinsame sehen: Gott als den Schöpfer der Welt.
Jesus ist in Liebe mit Gott verbunden und er begegnete den Menschen von damals auch in Liebe. Wer Christ sein will, muss ihm dabei nachfolgen. In Liebe mit den Mitmenschen und mit Gott durchs Leben gehen, das ist unsere Aufgabe. Das ist nicht immer leicht, aber die Welt hat es bitter nötig!
Bitten wir in diesen Tagen Gott um sein Geschenk der Liebe und um seinen Geist!
Josef Bernögger Diakon