Schwestern und Brüder im Herrn!
Vom amerikanischen Schriftsteller Mark Twain stammt der Ausspruch: „Mir bereiten nicht jene Bibelstellen Kopfzerbrechen, die ich nicht ganz begreife, sondern jene, welche ich sehr gut verstehe“. Ich meine, die eben gehörte Stelle ist so eine, die Kopfweh hervorrufen kann.
Die Frage nach dem Erreichen des ewigen Lebens beantwortet der Gesetzeslehrer selbst mit dem Gebot der Gottes- und Nächstenliebe. Welche Konsequenzen das hat, ist etwas anderes. Deshalb fragt er: „Wer ist mein Nächster?“
Zur Zeit Jesu gab es starke Strömungen, die Bedeutung des Wortes „Nächster“ stark einzuengen auf die Volksangehörigen. Jesus gibt keine konkrete Antwort, sondern er erzählt eine Geschichte, wie wir im Evangelium gehört haben. Die Frage nach dem „Nächsten“ stellt sich auch für uns! Ist es der Bettler? Der ungeliebte Nachbar? Der Außenseiter im Betrieb? Sind es die Notleidenden bei uns und weltweit? Sind es die Kriegsopfer in den Krisengebieten? Oder die Bewohner in unseren Heimen? Usw.
Jesus stellt die Frage aber anders: „Wer von diesen dreien ist dem Überfallenen zum Nächsten geworden? Hat ihm geholfen?“ Das heißt wohl für uns: „Wem werde ich zum Nächsten?“ Jesus stellt uns mit dem barmherzigen Samariter ein Idealbild vor Augen, das uns nachdenklich machen will! Jesu Aufruf gilt nicht nur bei Katastrophen, sondern auch in kleinen Dingen, wie z. B. ein Kind kurz betreuen, weil die Mutter plötzlich zum Arzt muss; einkaufen gehen für einen Menschen, der nicht mehr aus der Wohnung kommt; im Heim eine Person besuchen, die nur selten oder nie jemand besucht. Beispiele gibt´s genug!
Für jede/n heißt das: Dort, wo ich es kann und wo es gerade auf meine Hilfe ankommt!
Es lebten bedeutende Menschen wie Mutter Teresa und es gibt Organisationen wie Caritas, Diakonie, Samariterbund und andere, die nach dem Bilde Jesu handeln.
Gott braucht uns, um seine Liebe weiterzugeben. In der ersten Lesung hieß es: „Das Wort Gottes ist in deinem Mund und in deinem Herzen“. Gott ist der „barmherzige Samariter“ für uns alle!? Er schenkt uns das Leben, einen guten Partner, ein sicheres Leben und noch viel mehr.
Reicht es, was an Mitgefühl, Verantwortung, Hilfsbereitschaft und bei Teilen gelebt wird? Beim Sammeln für Notleidende in Oberösterreich erlebte ich, dass eine Minderheit eine offene Hand hat, die große Mehrheit aber in Ruhe gelassen werden will! Auch im Evangelium greift nur einer zu, noch dazu ein „Ausländer“!
Der amerikanische Bürgerrechtler Martin Luther King äußerte sich zu dieser Bebelstelle so: „Gewiss ist es unsere Aufgabe, die Rolle des barmherzigen Samariters zu übernehmen für jene, die am Weg liegen. Aber das ist nur der Anfang! Die Straße nach Jericho muss verändert werden, muss sicherer werden!“
Das, und das Wort Jesu an den Gesetzeslehrer gilt auch für uns heute: „Geh, und handle genau so!“
Josef Bernögger Diakon