Fürchtet euch nicht!

Schwestern und Brüder im Herrn!

Wer ehrlich ist, der wird zugeben, dass es in seinem Leben ab und zu Spuren von Angst/Furcht gibt: ob das Geld reicht; ob die Krankheit gut endet; ob das Klima wirklich besser werden kann; ob es mit der Teuerung so weitergehen wird; ob die Weitergabe einer Firma/eines Besitzes gut geht, usw. Aber ist Furcht nur negativ zu sehen??

Das Kind fürchtet sich vielleicht vor der Finsternis/einem Hund und hat Gründe dafür. Wer vor einer entscheidenden Prüfung steht, denkt nicht gerne an ein Versagen wegen der Folgen.

Bei einem gefährlichen Unternehmen oder bei der Berufswahl – sollte da nicht eine gewisse Vorsicht mitspielen? Ist in diesen Fällen eine gewisse Furcht nicht ein Warninstrument?

In manchen Gebieten der Erde (Indien, Indonesien, China, Afrika südlich der Sahara, usw.) ist es auch heute gefährlich, wenn du zu deinem Glauben stehst: Verlust von Hab und Gut, Vertreibung oder Tod können die Folge sein.

Bei uns geht es heute nicht mehr um Tod und Leben. Freilich kann man wegen des gelebten Glaubens im Beruf oder in einer Gruppe einen Nachteil haben. Deshalb schweigen viele und greift Gleichgültigkeit um sich. Und Jugendliche tun oft alles – Erlaubtes/Verbotenes – um in ihrer Gruppe „in“ zu sein!

“Fürchtet euch nicht!“ Über 100x steht dieser Ausspruch in der Bibel und Jesus sagt das in der heutigen Bibelstelle 3x zu seinen Jüngern, die er aussendet. Er will ihnen damit die Furcht vor den Menschen nehmen, die sie vielleicht verspotten oder ihnen nach dem Leben trachten. Jesus weiß, wovon er spricht, und viele seiner Boten haben diesen Mut mit dem Leben bezahlt.

Auch das Schicksal des Propheten Jeremia passt hierher. Er fühlt sich bei seiner Berufung zu jung und zu wenig redegewandt, aber er folgt dem Ruf Gottes. Er setzt sich für den Auftrag Gottes ein, wird verspottet, verfolgt und als Unglücksprophet und Staatsfeind verschrien. Doch er dankt seinem Gott und weiß sich von ihm geliebt.

Matthäus schreibt diese Begebenheit für die jungen Christengemeinden nieder, die schon Verfolgung erfahren haben, um ihnen Mut zu machen. Die Botschaft Jesu gilt aber auch uns. Er will uns sagen, dass unser Leben nicht ohne Furcht abläuft, hervorgerufen auch durch Mitmenschen. Einfach ist der Weg Jesu nicht, aber macht er uns nicht zu freien Menschen?

„Gott geht mit uns, freilich „im Federbett kommen wir nicht in den Himmel“, sagte eines der Hl. Thomas Morus. Gott verspricht uns aber seine Hilfe und Nähe! Kardinal Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., hat in seinem Buch „Salz der Erde“ vorausgesagt, dass wir uns in der Kirche auf deutliche Veränderungen = Verschlechterungen einstellen müssen: weniger Glaubende, weniger Geld, weniger Einfluss! Wir können uns nicht ausruhen auf dem, was wir haben! Der Auftrag aber bleibt: Allen Menschen Gottes Botschaft zu verkünden!

Die Grundaussage des heutigen Evangeliums heißt: Wer sich von Gott geliebt weiß, der braucht vor irdischen Mächten keine Angst haben. Aber: Nicht laute Worte – unser Leben muss davon Zeugnis geben!!

„Fürchtet euch nicht“,

  • an Sonn- und Feiertagen zum Gottesdienst zu gehen;
  • für die Nächstenliebe eine Spende zu geben;
  • Besuche bei armen, kranken oder einsamen Menschen zu machen;
  • den Glauben zu verteidigen, auch wenn andere schweigen.

Jesus sagt auch uns: „Fürchtet euch nicht“ – ihr seid in Gottes Hand!

Josef Bernögger
Diakon