Lieber Slawomir,
als PGR Obfrau und damit in Vertretung der Pfarrgemeinde, habe ich die sehr ehrenvolle aber auch schwierige Aufgabe zu deinem Abschied ein paar Worte zu sagen.
Bei der Vorbereitung habe ich an die Anfänge deiner Zeit hier in der Hl. Familie zurückgedacht. Die Pfarre, die du übernommen hast, war zu diesem Zeitpunkt berühmter als es uns lieb war. Unser schlechter Ruf rauschte damals durch alle Medien, in so manchen Internetforen wurden wir Pfarrmitglieder sogar mit Flüchen belegt. Aber nicht nur das Außenbild war damals ein schwieriges. Ein Bruch zog sich durch die Pfarrgemeinde, Unsicherheit machte sich breit, einige „Urvogelweider“ legten ihre Ämter zurück und kehrten der Pfarre den Rücken zu.
Für deinen Mut, so eine berühmt berüchtigte Pfarrgemeinde zu übernehmen möchte ich dir -auch nach fast 14 Jahren- von ganzem Herzen danken. Vielleicht war es aber auch unser Glück, dass wir so verrufen waren. Vielleicht wäre eine ganz normale Pfarre viel zu wenig Herausforderung für dich gewesen und du hättest dich gegen die Hl. Familie entschieden, wenn wir dir zu einfach vorgekommen wären.
Du hast es geschafft, diese zerrüttete und unsicher gewordene Gruppe an Menschen wieder auf einen Nenner zu bringen, aus einer Gruppe wieder eine Gemeinde zu machen.
Wir haben heute nur die Kurzfassung des Evangeliums gehört. An der gleichen Stelle heißt es weiter: „Deswegen gleicht jeder Schriftgelehrte, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, einem Hausherrn, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt.“ Genau so haben wir dich von Beginn an erlebt. Du hast uns die Sinnhaftigkeit von so manchen alten, vielleicht auch auf den ersten Blick konservativen Traditionen gezeigt, gleichzeitig warst du immer offen für Neues und Anderes. So hast du uns nach dieser schwierigen Zeit einander wieder nähergebracht.
Du hast das Bild der Pfarre Wels Hl Familie in den letzten 14 Jahren geprägt. Wenn man so will, hast du ihr deinen Stempel aufgesetzt. Für alle und auf den ersten Blick sicht- und hörbar sind natürlich die neue Orgel, die Neugestaltung des Kirchenraums, der Lift im Pfarrheim und die neue Terrasse.
Viel prägender ist aber der menschliche Stempel, den du der Pfarre aufgedrückt hast. Vor einigen Wochen hast du in einem PGR etwas ähnliches gesagt wie „Zertifikate kann man an die Wand hängen. Aber was bringt das? Wenn einem etwas wirklich wichtig ist, dann muss man danach handeln.“ Ich hoffe, dass ich deine Worte sinngemäß richtig wiedergegeben habe. Genau das ist es nämlich, was deinen Stempel ausmacht: Du hängst keine öffentlichkeitswirksamen Fahnen auf, du gehst (glaube ich zumindest) nicht demonstrieren, du verschickst keine Unterschriftenlisten. Aber du organisierst Hilfstransorte wenn sie nötig sind, du nimmst Menschen in deinem Haus auf, wenn sie es brauchen, du behandelst die Menschen mit Respekt und versuchst so für sie da zu sein, wie es in diesem Moment notwendig ist. Und ich glaube, du tust das, weil du es willst und es für wichtig erachtest. Und nicht weil es dir oder der Pfarre in der Öffentlichkeit einen Vorteil verschaffen würde.
Und, der wichtigste Stempel mit dem du uns geprägt hast: du hast immer versucht, den Blick der ganzen Gemeinde auf das Himmelreich zu richten und zu halten. Genauso wie wir es vorhin in der Predigt gehört haben.
Du bist ein großartiger Seelsorger, aber auch ein Organisationstalent, Visionär, Anpacker, Sportler, Planer und Manager. Es hat sich herumgesprochen, was du alles kannst und viele Menschen innerhalb und außerhalb der Diözese wollen deine Fähigkeiten und deine Kraft nutzen. Es war für deine Pfarrgemeinde manchmal sicht- und spürbar, dass dir immer wieder viel, vielleicht sogar zu viel aufgetragen wurde.
Wir wünschen dir von ganzem Herzen, dass in Zukunft an ein paar Stellen weniger an dir gezogen wird und du ein bisschen mehr Zeit hast, vielleicht sogar für einen Sprung in den Attersee.
Damit du uns nicht ganz vergisst wollen wir dir zwei Geschenke mit auf den Weg geben. Das erste ist dieses Album. Im Moment ist es noch leer. Und jetzt seid ihr gefragt, liebe Vogelweiderinnen und Vogelweider. Ich werde die Einlageblätter des Albums nach dem Gottesdienst hinten auf den Tisch legen. Ihr habt bis Ende August Zeit, ein Blatt zu gestalten. Schreibt, klebt, malt, bastelt und dichtet, was ihr Slawomir auf seinen Weg mitgeben wollt. Ihr könnt euch natürlich ein Blatt mit nachhause nehmen, gestalten und zurückbringen oder, wenn euch das lieber ist, in einem verschlossenen Kuvert in der Kanzlei abgeben. Wichtig ist einfach, dass Ende August ein buntes Erinnerungsalbum für Slawomir entstanden ist. Und dann bekommst du es auch wirklich.
Dein zweites Geschenk ist noch eingewickelt. Ich hoffe du bist mir nicht böse wenn ich dir trotzdem etwas darüber verrate. Es ist eine Statue aus dem Atelier Lipp. Sie heißt „Huckepack – einer trägt den anderen“. Sie zeigt 2 Figuren, die vordere trägt die hintere auf ihrem Rücken. Wir danken dir für 14 Jahre mit uns und für uns gehen, für so manche Zeiten, in denen du uns huckepack genommen hast.
Es bleibt nur noch, dir all unsere guten Wünsche mit auf deinen neuen Lebensabschnitt zu schicken und wir hoffen, dass auch du uns ein wenig vermissen wirst.
Ulla Hois Obfrau des Pfarrgemeinderates
Ein Gedanke zu „Danke Slawomir“
Lieber slawomir – ich möchte mich bei dir bedanken, dass ich immer grosse freude haben durfte, am abend bei dir eine messe mitzufeiern, wenn ich vormittags keine zeit für meine stadtpfarre hatte…. Es war immer sehr schön, klar, gescheit und berührend.
Das wird mir fehlen – aber ich bin dankbar für das gehabte!!!!
Alles gute für deine nächste aufgabe – das wird sicher sehr hilfreich sein!
Liebe grüsse sissi drugowitsch
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