Vergleiche sind Glücksache – heißt es. Und bei diesen Gleichnissenhabe ich mir manchmal gedacht: „lieber Jesus, da hast du ordentlich danebengehauen“. Jesus will deutlich machen, dass das Himmelreich jeden Einsatz lohnt, das ist schon klar. Aber tatsächlich jeden Einsatz, wie das Gleichnis scheinbar vorgibt?
Gegen das Verhalten des Mannes, der sich mit dem Acker einen Schatz aneignet, von dem der Vorbesitzer nichts weiß, gibt es möglicherweise kein Gesetz. Moralisch ist es, in meinen Augen jedenfalls, verwerflich. Und Superreiche, die alles Schöne, das sie finden können, an sich reißen und verstecken, sodass nur sie und niemand anderer sonst sich daran erfreuen kann, die ihr Geld nur in den eigenen Vorteil, in die eigene Befriedigung investieren und die negativen Folgen für die Mitmenschen als Kollateralschäden abtun, die gibt es auch heutzutage genug.
.So ein Verhalten würde Jesus niemals gutheißen. Das Gebot, das Jesus als das größte und das wichtigste lehrt, „liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ verlangt doch genau das Gegenteil.
Die Aussageabsicht der Gleichnisse ist ganz klar, die Mittel und Methoden, zum Ziel zu kommen sind es, für uns jedenfalls, nicht. Vielleicht könnte genaueres Wissen um Lebensgewohnheiten und Lebensumstände der Zuhörer von Jesus das Problem lösen.
Ich weiß die Lösung nicht und ich habe, trotz intensiver Suche in vielen Bibelkommentaren von klugen Theologen auch keine wirklich befriedigende Antwort gefunden.
Aber ich möchte Sie jetzt nicht ohne ein Gleichnis lassen, das vielleicht leichter zu verstehen ist. Es ist allerdings nur von mir.
Ein reicher Kaufmann, der kostbare Perlen suchte, fand eine, die alles, was er bisher gesehen und erträumt hatte, weitaus in den Schatten stellte. Während er überlegte, wie er das Geld für den Kauf der Perle flüssig machen könnte kam ihm der Gedanke: ich kann doch diese wunderbare Perle nicht einfach kaufen und in eine meiner Vitrinen stellen. Das wäre Unrecht. Diese Perle ist so prächtig, dass sie viele Menschen glücklich machen kann“. Er ging zu seinen besten Freund und bot ihm die Beteiligung am Kauf an. Der Freund war hocherfreut über dieses Angebot und der Kaufmann freute sich so über die spontane Zusage, dass er auch allen anderen seiner Bekannten von der Perle erzählte und so verbreitete sich die Nachricht. Als der Tag kam, an dem der Kauf abgeschlossen werden sollte, war eine erkleckliche Zahl von Menschen, eine ganze Gemeinde, zusammengekommen, von denen jeder mitgetan und gegeben hatte was er konnte, um gemeinsam mit vielen anderen Besitzer der Perle zu werden.
Und es zeigte sich, dass die Perle, die von allen gemeinsam erworben war und auch allen gemeinsam gehörte, dass diese Perle trotzdem jeder einzelne ganz und in all ihrer Pracht besaß.
Diakon Rudi Bittmann