Ich weiß nicht, wie es euch geht, wenn jemand eine Maske trägt. – Das kann auch gruselig sein, so jemandem zu begegnen. Vor allem, wenn ich nicht weiß, wer dahinter steckt. –
Bsp. Nikolaus
Verwandlung – das ist des Thema, das die beiden Geschichten, die wir heute gehört haben verbindet. In früheren Zeiten, als die Menschen praktisch keine Chance hatten, etwas anderes zu werden, als ihre Eltern schon waren – also ein Bauer blieb ein Bauer und konnte kein Lehrer werden – da war der Fasching auch dazu da, einmal im Jahr alles umzudrehen, alle klar verteilten Rollen einmal über den Haufen zu werfen. Und das ist einerseits lustig, aber es kann auch Angst machen, wie wir auch in der Mausegeschichte gehört haben, nämlich dann, wenn sich keiner mehr auskennt, keiner mehr weiß, wie oder wer er selber ist und wie er vom anderen denken soll.
Die Geschichte von dem Aussätzigen aus der Bibel erzählt uns von einer anderen Verwandlung: ich kann auch durch das Leben, durch alles was mir so passiert ist, gezwungen worden sein, jemand anderer zu werden – und das fühlt sich nicht gut an. Der Aussätzige, ein Kranker, der nicht bei den anderen Menschen leben darf, der nicht einmal in die Stadt darf, hat den tiefen Wunsch anders zu sein, wieder heil zu sein. Menschen die zum Beispiel sehr traurig sind, weil jemand gestoben ist, haben den Wunsch wieder heil zu sein. Menschen, die sich aus irgendeinem Grund schuldig fühlen, haben auch diesen Wunsch. Sie wünschen sich ihr heiles Ich zurück. Es soll alles wieder gut sein.
Egal ob ich freiwillig mit einer Maske herumlaufe, wenn ich zum Beispiel in eine Kamera lächle oder mein Profilbild nach meinen Vorstellungen bearbeite – oder unfreiwillig in eine Rolle gedrängt wurde. Egal ob ich wachse und die Kinderstimme tief wird oder meine Haare grau werden oder ich nur noch mit einer Gehhilfe unterwegs sein kann, bei allen Verwandlungen, die ich durchmache, gibt es die Möglichkeit zu sich selber kommen. – dass ich ganz bei mir sein darf. Die Erfahrung, dass ich ein innig geliebtes Kind Gottes bin, hilft dabei. Wenn ich Jesus im Blick habe, wenn er mein Gegenüber ist, mit dem ich sozusagen in Blickkontakt bin, ist das wie ein Anker – ich weiß dann auch, wer ich selber bin.
Diese Verwandlung zu meinem wahren Selbst muss ich nicht nur einmal im Leben machen, sondern immer wieder. Das Ende des Faschings ist der Aschermittwoch und die Fastenzeit. In der Geschichte haben die Mäuse ihre
Masken verbrannt, in manchen Kindergärten werden am Ende des Faschings Papierschlangen verbrannt. Wir verbrennen am Aschermittwoch vor unserer Kirche die Palmbuschen des vorigen Jahres. Die Asche erinnert daran, dass sich alles wandelt. Mit der Asche kann ich das Aschenkreuz auf die Stirn gezeichnet bekommen zur Erinnerung daran, wer ich eigentlich bin. Es erinnert mich daran, dass ich Gast auf der Erde bin, dass Gott mich liebt – so wie ich bin – und dass es immer wieder einen Neuanfang gibt.
Predigt: Iris Gumpenberger