Liebe Schwestern, liebe Brüder,
fast jedes Medikament hat Nebenwirkungen, die unerwünschte Reaktionen hervorrufen, die schädlich oder sogar bedrohlich sein könnten. Natürlich müssen die Nebenwirkungen in einer angemessenen Relation zum Nutzen des Medikamentes stehen. Man nimmt sie in Kauf, weil man sich trotzdem den Heilungserfolg erhofft, dem in der Regel alles untergeordnet wird.
Das Osterfest hat auch so einige Nebenwirkungen. Ich zähle dazu z.B. den Verkauf von rund vier Millionen Schokoosterhasen und neun Millionen Schokoostereiern alleine in der Steiermark, oder das fünfprozentige Umsatzplus im Handel oder das österliche Geschäft mit den Fernreisen. Diese Nebenwirkungen sind weder schädlich noch bedrohlich und können sogar erfreuen, solange sie nicht die einzige Wirkung des Osterfestes in der Gesellschaft sind.
Um das aber festzustellen müsste man sich fragen, was das Ostern bewirken sollte. In welchem Moment kann man mit voller Überzeugung behaupten: Dieses Osterfest war trotz aller Nebenwirkungen erfolgreich. Ist der Erfolg an der äußeren Erscheinung des Kirchenplatzes zu messen, an dem ausgezupften oder nicht ausgezupften Unkraut zwischen den Sträuchern? Wird der Erfolg an dem Kirchenschmuck und dem Gesang des Chores bemessen? Eine angemessene Ästhetik hebt jedes Fest und es wichtig, dass es Menschen gibt, die Gespür und Talent dafür haben, auch wenn die Ästhetik nicht automatisch zum Wesen eines Festes gehört.
Darum muss es andere Maßstäbe für Ostern geben und ich möchte heute zumindest zwei benennen.
Zuerst ist das Osterfest dann erfolgreich, wenn Menschen im Glauben daran gestärkt werden, dass wir der Sünde und dem Tod nicht hilflos ausgeliefert, sondern zum Leben im Heil berufen sind. Und dann ist Ostern erfolgreich, wenn sich einige Frauen und Männer von dieser Botschaft berühren lassen und zu Zeugen Gottes in der Welt werden.
Gerade die heutigen biblischen Lesungen wollen uns bewusst machen, dass Ostern und Zeugnis untrennbar zusammengehören.
Wir sehen zuerst Petrus, der im Freundeskreis eines heidnischen Hauptmanns das Leben und das Wirken Jesu deutet, so dass einige vom Geist erfüllt, selber zu Nachfolgern Jesu werden. Dann hören wir den Paulus, der die Gemeinde in Korinth vor Menschen warnt, die nicht die Frohe Botschaft, sondern sich selbst und ihre eigenen Wünsche und Begierden in den Mittelpunkt stellen und dadurch die Atmosphäre in der ganzen Gemeinde vergiften. Und im Evangelium sehen wir Maria von Magdala, die das leere Grab entdeckte und noch unsicher, was sie davon halten sollte, zu Petrus und Johannes läuft.
Frauen und Männer, Gläubige und Suchende lassen sich von der Liebe Gottes berühren und bekommen neue Kraft zu einem Leben, in dem es mehr Hoffnung, mehr Vertrauen, mehr Liebe gibt.
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
die Hauptwirkung des Osterfestes ist die Beweglichkeit, damit die Botschaft vom unbegrenzten Leben mit Gott möglichst viele Menschen erreichen kann. Ostern bedeutet nicht, sich den Bauch voll stopfen zu lassen, sodass ich von der Couch nicht aufstehen kann. Ostern bedeutet nicht, nur im Kreis der Freunde und der Familie zu feiern und sich zum großen Sieger beim Eierpecken zu erklären.
Zu Ostern geht es nicht um Osterhasen und Ostereier – also um die Nebenwirkungen des Festes – sondern um die Heilung der Wunden, die sich im Laufe eines Jahres angesammelt haben.
Zu Ostern geht es um den Auftrag: Geh mit der Botschaft der Freude und der Hoffnung zu denen, die allein leben und von den meisten vergessen wurden. Geh mit der Botschaft der Versöhnung und Vergebung zu denen, die zerstritten, verbittert, hasserfüllt leben. Geh mit der Botschaft des Trostes zu denen, die nach einer Trennung oder nach dem Verlust eines Menschen in der Trauer versinken. Beschäftige Dich nicht mit den Nebenwirkungen des Osterfestes, sondern trage die Botschaft von mehr Leben und von mehr Freude zu denen, die sie vergessen und verloren haben.
Ich wünsche uns allen, dass das Osterfest in uns den Glauben an die Kraft des Lebens stärkt. Ich wünsche uns, dass wir als Zeuginnen und Zeugen des Auferstandenen zu den Menschen gehen, die sich nach Gott sehnen und sein Heil erwarten.
Slawomir Dadas Regens