Sind wir einmal ganz ehrlich: Ist der Heilige Geist in unseren Köpfen nicht manchmal so etwas wie ein weit entfernt lebender Onkel, an den man höchstens ein- zweimal im Jahr denkt und noch seltener Kartengrüße austauscht?
Das Bild ist zugegebenermaßen etwas despektierlich, aber es passt ganz gut. Wir haben doch oft das Gefühl, dass Gott uns im Heiligen Geist nur einen Helfer zurücklässt. In etwa so: ich gehe jetzt fort, aber den tüchtigen Franz, der mir immer treu gedient hat, den lasse ich bei euch. Er bleibt bei euch. „Helfer in der Not“ ist ja auch tatsächlich ein Beiname des Heiligen Geistes.
Seit einiger Zeit wird auch versucht, dem Hl. Geist ein weibliches Geschlecht zuzuschreiben – so, als ob der Platz noch unbesetzt wäre. Es ist ein ebenso unnötiger wie abwegiger Versuch. Gott lässt sich in seinem Sein nicht auseinanderklappen oder in Stücke teilen. Gott ist dreifaltig, aber er ist Einer und er ist weder weiblich noch männlich.
Antonio hat vor dem Evangelium zu uns gesagt: Der Herr sei mit euch. Und wir haben geantwortet: und mit deinem Geiste. Es ist das Beste, das wir uns wünschen können oder zusagen dürfen: Der Herr sei, oder der Herr ist mit euch. Und doch ist dieser Wunsch und die Antwort darauf so unverständlich, dass sie in manchen Gemeinden abgeändert wird.
Was heißt es, wenn wir den Wunsch zurückgeben mit: „und mit deinem Geiste“? Natürlich nicht, dass wir einander wünschen, dass wir klüger werden sollen, obwohl das, zumindest bei mir manchmal auch nicht schaden könnte.
Nein, „mit deinem Geist“ heißt nichts anderes, als dass der Herr mit mir, bei mir, in mir sein soll, in allem, was mich ausmacht, in allem, was ich bin. Das ist „mein Geist“. Und genau so ist es mit dem Geist Gottes. Der Heilige Geist ist alles, was Gott ausmacht, was Gott ist. Er ist Gott, kein Abklatsch, kein Stellvertreter, kein Gesandter.
Und dieser Heilige Geist ist bei uns. Gott ist bei uns. Er ist uns zugesagt bei der Taufe und ist uns zugesagt bei der Firmung: sei besiegelt durch den heiligen Geist. Diesen Geist, den wir verliehen bekamen, den haben wir nicht zum Besitz bekommen oder zum Aufbrauchen. Diesen Geist gibt es nur als Beziehung, als lebendige Beziehung zu Gott. Eine Beziehung, die begonnen hat, schon lange bevor wir denken konnten.
Eine Beziehung aber auch, auf die wir uns immer wieder neu einlassen müssen. Es ist genauso wie in unserem Alltagsleben. Beziehungen müssen gepflegt werden. Das heißt einmal, dass ich mich immer wieder vergewissern muss, dass ich den Weg, den ich gehe, mit dem Hl. Geist gehen kann, dass ich seine Stimme aus dem Lärm meines Lebens herauszuhören versuche.
Das heißt auch, dass ich mich für den Hl. Geist angreifbar mache. Dass ich zulasse, dass er auf mein Leben tatsächlich Einfluss nimmt.
Gott gibt sich uns nicht als Besitz. Er gibt sich uns in einer lebendigen Beziehung. Und wie in jeder Beziehung gilt es immer wieder, daran zu arbeiten. Darum beten wir heute. Gott ist mit uns und bei uns, mit seinem Geist – also voll und ganz.
Rudolf Bittmann Diakon
2 Gedanken zu „Der Herr sei mit euch – und mit deinem Geiste“
Danke Rudi für Deine guten Gedanken.
Spontan sind mir dazu Worte des Hl. Augustinus eingefallen:
„Atme in mir, du Heiliger Geist …“
Sehr treffend und eine gute Aufklärung.
Ich danke Rudi für seine Predigt zum Thema.
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