Klug oder dumm?

„Achtet also sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht töricht, sondern klug. Nutzt die Zeit; denn diese Tage sind böse. Darum seid nicht unverständig, sondern begreift, was der Wille des Herrn ist. Berauscht euch nicht mit Wein – das macht zügellos -, sondern lasst euch vom Geist erfüllen!Lasst in eurer Mitte Psalmen, Hymnen und Lieder erklingen, wie der Geist sie eingibt. Singt und jubelt aus vollem Herzen zum Lob des Herrn! Sagt Gott, dem Vater, jederzeit Dank für alles im Namen Jesu Christi, unseres Herrn!“ (Eph 5, 15- 20)

 

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

das Wort klug wird mit vielen positiven Eigenschaften verbunden. Wer als klug bezeichnet wird, gilt als jemand, der sich im Leben zurechtfindet, der gebildet ist, erfahren, der sich auszeichnet durch sein Geschick und seine Fähigkeit, das Leben zu meistern. Das Gegenteil dazu ist jemand, der für dumm, für blöd gehalten wird. Mit diesen Begriffen verbinden wir Verhaltensweisen, die wir als unüberlegt, ärgerlich, ungeschickt bezeichnen. So wird besonders im Kindesalter „klug“ zu einem Kompliment, das ausdrücken will, dass sich ein Kind bereits in vielen Bereichen gut auskennt und die richtigen Entscheidungen treffen kann. „Blöd“ wird dagegen zu einem Schimpfwort, das sehr verkürzt die Unfähigkeit eines Kindes zusammenfassen sollte.

Wenn wir aber diese Worte in unser erwachsenes Leben übertragen, dann wird uns bewusst werden, dass sie in der Gesellschaft auch anders verstanden und verwendet werden. An einigen bekannten Beispielen möchte ich es Ihnen verdeutlichen, ohne dabei Namen zu nennen.

Ist ein Politiker, der sein Amt dazu nützt, um auf Kosten der Gesellschaft sein eigenes Konto aufzubessern, klug oder dumm? Einige meinen, dass er nur dann dumm ist, wenn er sich dabei erwischen lässt.

Sind Firmenverantwortliche, die nur an sich selbst denken, die Menschen aus der Arbeit entlassen, um Kosten zu reduzieren, um dadurch mehr Gewinne zu machen und selbst höhere Prämien zu kassieren, klug oder dumm? Für einige sind sie erfolgreiche Vorzeigeunternehmer.

Sind „Experten“, die in der Wirtschaft nur noch Spekulationspotenzial sehen und einmal auf Gold, einmal auf Rohstoffe und einmal auf Nahrungsmittel setzen, klug oder dumm? Wenn es einigen gelingt, dabei mehr als 10% Gewinn pro Jahr zu machen, werden sie als Berater einbezogen und sehr hoch bezahlt.

Ist also unser System – fast alles nur noch materiell zu berechnen, den Erfolg nur noch in Prozenten des Wachstums und im Besitz auszudrücken – klug oder dumm?

Am heutigen Sonntag werden wir aufgerufen, darüber nachzudenken und wir werden dabei herausgefordert und möglicherweise überrascht werden – aber sicher mit den Gedanken Gottes konfrontiert, die nicht immer mit den menschlichen Hand in Hand gehen. Denn gehen Sie auf die Straße und erzählen Sie den Menschen in Wels, dass sie Psalmen, Hymnen, Lieder singen sollen, weil das klug und weise ist. Gehen Sie hinaus und rufen Sie dazu auf, den Herrn vom Herzen zu preisen und Gott Vater in Jesus Christus Dankbarkeit zu zeigen. Wenn Sie das tun, dann wird es sicher nicht viele geben, die Sie als klug bezeichnen.

Die heutigen Lesungen machen uns bewusst, dass sich die Weisheit Gottes und die Weisheit der Menschen voneinander unterscheiden können. Gott geht es um ein irdisches Leben, das uns in die Ewigkeit führt. Er lehnt das Diesseits, unsere wahrnehmbare Welt, nicht ab aber er erinnert uns daran, dass es nur vorläufig und vergänglich ist. Gott gibt uns auf dem Weg ins Jenseits die wahre Speise, seinen Sohn, der die Brücke in die Ewigkeit ist. Wenn jemand sein Fleisch isst und sein Blut trinkt, hat er das ewige Leben – haben wir heute im Evangelium gehört (Vgl. Joh 6,54). Die Weisheit Gottes bedeutet also unbegrenzt, über den Tod hinaus, zu sehen und aus der Kraft Gottes zu leben.

Die menschliche Klugheit zeichnet sich besonders dadurch aus, dass sie oft nur auf den Zufall oder im besten Fall auf die menschlichen Kräfte setzt. Ihre Geltung ist dadurch beschränkt und es ist kein Wunder, dass sie keine sichere Zukunft bieten kann.

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

man ist nicht automatisch weise, wenn man viele Bücher gelesen und die Zukunft materiell scheinbar abgesichert hat. Die Weisheit zeigt sich dort, wo jemand Gott ins Leben eingelassen hat, um sich von ihm zu stärken und über den Tod hinaus beschenken zu lassen. Ich wünsche uns allen, dass wir vor Gott als klug gelten, auch wenn wir von der Welt manchmal für blöd angeschaut oder sogar so bezeichnet werden.

 

Slawomir Dadas

Pfarrer