Schwestern und Brüder im Herrn!
Wir alle kennen das: Da hat ein Kind, ein Jugendlicher oder ein Erwachsener eine Idee und gibt sie von sich. Meist finden sich sofort andere, die diese Idee super finden und dabei mitmachen wollen. Kaum einer dieser „Mitläufer“ überlegt, worum es eigentlich geht, welche Folgen die Sache haben kann. Diese Einsicht kommt erst später, manchmal auch erst, wenn es zu spät ist.
Im heutigen Evangelium wird berichtet, dass Jesus Jericho Richtung Jerusalem verlässt und seine Jünger und eine größere Menschenmenge ihm folgen. Die Leute haben manches Wunder erlebt oder davon gehört und sind begeistert. Die Jünger haben erst darüber gesprochen, wer wohl der Größte sei und wer zur Rechten und Linken Jesu sitzen darf. Worauf es Jesus aber ankommt, das hat offensichtlich niemand wirklich begriffen.
Am Straßenrand sitzt der blinde Bettler Bartimäus, der wohl schon von der Botschaft gehört hatte. Als Jesus vorbeizieht, ruft er laut: „Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ Manche Leute sagen zu ihm: „Halt doch den Mund, du störst!“ Er aber schreit noch viel lauter. Jesus aber wird auf ihn aufmerksam, lässt ihn rufen und fragt dann den Blinden: „Was soll ich dir tun?“ Vertrauensvoll antwortet Bartimäus: „Rabbuni, ich möchte wieder sehen können!“ Jesus antwortet nur: „Geh! Dein Glaube hat dir geholfen“. Und der Blinde konnte wieder sehen.
Warum erzählt der Evangelist die Blindenheilung so? Es geht ihm nicht vorrangig um die Heilung, sondern um den Glauben des Blinden! Bartimäus resigniert nicht, er schreit seine Not heraus. Er hat sich ein sehendes Herz bewahrt, mit dem er mehr sieht, als die anderen mit ihren Augen. Nach seiner Heilung, so heißt es, „folgt er Jesus nach auf seinem Weg“. Glaube und Nachfolge stehen für Markus im Mittelpunkt dieser Perikope, und Nachfolge bedeutet mehr als nur mitlaufen.
Woran sollen wir erinnert werden? Markus will, dass wir uns mit Bartimäus identifizieren: seine Verzweiflung, seine Hoffnung, seine übergroße Freude am Schluss, die ihn zur Nachfolge Jesu führt. Gott ruft jede/n persönlich beim Namen. Sehe und höre ich (wir) heute die Not der anderen, auch wenn sie ungelegen kommt? Oder habe ich Angst vor den Konsequenzen? Von welcher Blindheit muss ich mich heilen lassen? Nachfolge Jesu verlangt auch heute ein mutiges Bekenntnis und Dienst am Nächsten! „Mitläufertum“ sollte mir (uns) zu wenig sein!
Josef Bernögger, Diakon