Zurück zum Plan Gottes

„Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit gesehen,die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.“ (Joh 1, 14)

Predigt am Weihnachtstag:

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

zu den Träumen der Menschheit gehört die Erschaffung einer Zeitmaschine, also eines Fortbewegungsmittels in die Vergangenheit oder in die Zukunft. Nicht selten ist damit der Wunsch verbunden, die eigene Geschichte zu beeinflussen, um das Gefühl zu bekommen, dem Schicksaal nicht hilflos ausgeliefert zu werden. Denn mit dem Wissen von heute in die eigene Vergangenheit zurückzukehren, könnte schon spannend sein. Denn es würde bedeuten, für das Leben eine zweite und dritte Chance zu bekommen. Dem Menschen, mit dem ich heute gestritten habe, könnte ich nach einer Rückkehr in die Vergangenheit aus dem Weg gehen. Die unterlassene Freundlichkeit könnte ich wieder nachholen und die verpasste Chance richtig nützen. So eine Zeitmaschine hätte schon viele Vorteile. Es gibt aber keine und es ist gut so. Denn sie würde sicher von einigen auch dazu benutzt, sich Vorteile zu verschaffen, andere auszutricksen, die Geschichte nur zu den eigenen Gunsten zu verändern.

Wir leben also ohne Zeitmaschinen und können nichts ungeschehen machen von dem, was sich in unserem Leben ereignet hatte. Trotzdem sind wir dem Schickaal nicht ausgeliefert. Wir können unser Leben immer wieder neu beginnen, wir können Wege gehen, die uns zurück bringen: z.B. zurück zu dem, wie Gott uns gemeint hat, als sein Abbild, als Geschöpfe, in denen sich der Schöpfer widerspiegelt.

Wir können den Weg zurück zu Schöpfung finden, indem wir sie als einen geheiligten Lebensraum sehen, der uns geschenkt und als Aufgabe anvertraut ist, um sie zu bewahren und zu beschützen.

Wir können auch zu den Mitmenschen zurückfinden, wenn wir sie nicht als Nutzenbringer betrachten, sondern in ihnen die Sehnsucht nach Glück und nach einem erfüllten Leben sehen und ihnen helfen, diese zu stillen.

Endlich können wir auch den Weg zurück zu Gott finden, der sich im Stillen und im Einfachen erkennen lässt, um von ihm gestärkt und gesegnet zu werden.

Wir brauchen keine Zeitmaschine, um neu anfangen zu können, aber wir brauchen das Weihnachtsfest mit der Krippe, um zu wissen, welche Wege die göttlichen sind und wie Gott sich die Welt vorgestellt hat. Denn durch die Krippe spricht Gott zu uns Menschen. Er spricht sein Wort vom Frieden, der nicht dadurch erreicht wird, dass man den Feind tötet, sondern dadurch, dass man dem Feind vergibt. Er spricht sein Wort von der Güte, die sich nicht in einer einmaligen Spende zeigt, sondern in der ständigen Zuwendung zu den Armen, Ausgeschlossenen und von der Gesellschaft Vergessenen. Er spricht sein Wort von der Liebe, die nicht auf der Befriedigung der eigenen Bedürfnisse aufgebaut ist, sondern auf dem Wunsch, jedem zur Fülle des Lebens zu verhelfen. Er spricht sein Wort von der Gerechtigkeit, die darin ihren Ausdruck findet, dass niemand von seinem Heil ausgeschlossen ist und dass jede und jeder genug Chancen bekommt, dieses Heil zu finden.

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

die Menschheit braucht keine Zeitmaschine, um glücklich zu sein. Wir brauchen unsere Vergangenheit nicht zu leugnen und nicht zu verändern, um neu durchstarten zu können. Es reicht, wenn wir zurück zur Krippe gehen, zu dem Ort, an dem Gott in die Welt eintritt. Es reicht, wenn wir den aufnehmen, der uns entgegen kommt. Es reicht wenn wir aus seiner Botschaft unser Leben gestalten.

Ich wünsche uns allen, dass wir die Weihnachtstage als eine Chance nützen, zu dem zurück zu finden, was uns zu kostbaren und wertvollen Menschen macht und was unserem Leben einen besonderen Sinn gibt. Ich wünsche uns, dass wir uns auf den Weg zurück machen, zurück zum Plan Gottes, der es gut mit uns meint.

Slawomir Dadas
Pfarrer