„Kaum war Jesus getauft und aus dem Wasser gestiegen, da öffnete sich der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich gefallen gefunden habe.“ (Mt 3,13-17)Fest der Taufe des Herrn
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
Sie kennen Kundenpässe und Kundenkarten. Sie gehören so selbstverständlich zu einem Einkaufsalltag, dass die meisten von uns eine oder sogar mehrere davon haben. Die Nahrungsmittelketten, Sportgeschäfte, Möbel- und Ausstattungshäuser bieten die Möglichkeit an, sich als Kunde einzutragen und dadurch bestimmte Vorteile zu erwerben. Jeder Vorteil hängt aber natürlich von der Häufigkeit des Einkaufes und vor allem von der Höhe der gekauften Ware ab. Je mehr Geld Sie in einem Geschäft lassen, desto mehr wird Ihnen gut geschrieben, oder desto mehr Auswahl haben Sie beim Aussuchen eines Treuepreises.
Da die Taufe in unserem Leben so eine Art der Aufnahme in den Kundenstock der Christen ist, können wir darüber nachdenken, welche Vorteile sie uns bringt. Sie wird einerseits sehr geschätzt und die meisten Eltern legen sehr viel Wert darauf, dass ihre Kinder getauft werden, auf der anderen Seite leben einige Getaufte so, dass man bei ihnen nur schwer erkennen kann, dass sie zu den Christen gehören. Was bringt uns also der Christenkundenpass – der Taufschein?
Wenn man sich unsere christliche Gemeinschaft – die Kirche – als Außenstehende anschaut, dann wird man ohnehin schon einiges erkennen können. Zuerst würde man feststellen, dass die Zugehörigkeit dazu die Tür zu verschiedenen Festen eröffnet. Angefangen bei der Taufe, über die Erstkommunion, Firmung, Hochzeit bis zum Begräbnis, oder auch die jährlichen Hochfeste wie Weihnachten und Ostern mit ihren schönen Bräuchen. Ja, die Christen können sehr schön feiern. Weiters würde man bemerken, dass es für alle Altersgruppen, für Kinder, Jugendliche und Erwachsene Begegnungsangebote in den Pfarren gibt. Ob Jungschar, Ministranten, Jugendgruppen, Treffen für Frauen, Männer und Senioren.
Besonders auffallend ist die Bereitschaft, sich für die eigenen Mitglieder einzusetzen, die sich in einer schweren Situation befinden; durch den Krankenbesuch im Krankenhaus oder Zuhause, durch Geburtstagsgratulationen besonders älteren Menschen, von denen einige nur noch selten einen Besuch bekommen, bei der Trauerbegleitung. Durch solche und andere Angebote, die noch dazu gratis sind, wird es deutlich, dass es viele Vorteile bringt, ein Kunde der Kirche zu sein.
Mag auch die materialistische und nur auf Konsum und Spaß bezogene Konkurrenz ein Problem mit uns haben und die schweren Verfehlungen der einzelnen auf alle übertragen: sie wird es nicht schaffen, unseren Wert schlecht zu reden.
Der Kundenpass der Christen, der durch die Taufe erworben wird, garantiert uns aber noch viel mehr als das bereits Gesagte. Denn bei der Taufe geht es nicht nur um eine Gemeinschaft, die darum bemüht ist, die Frohe Botschaft Jesu in ihrem Leben zu verwirklichen. Sie garantiert uns die Teilnahme an Gott persönlich und an seiner Mitteilung in der Welt. In der Taufe geht es nicht um die Erfahrung: „Du bist gebraucht, damit unser System gesichert wird“, sondern um die Erfahrung: „Du bist geliebt und berufen zum ewigen Glück“. In der Taufe geht es nicht um den Aufruf: „Du sollst perfekt sein und im Sinne der Gesellschaft gut funktionieren“, sondern um die Einladung: „Lass dich mit den Gaben des Himmels beschenken, nimm an, was Gott für dich vorgesehen hat!“. Und endlich geht es in der Taufe nicht um die Bewertung eines Menschen aufgrund seiner Herkunft, Leistung oder finanziellen Situation, sondern um die Zusage: „Du gehörst zum prophetischen, priesterlichen und königlichen Geschlecht, weil du ein Kind Gottes bist.“
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
die Taufe des Herrn macht uns bewusst, was uns in der Taufe geschenkt wurde. Wir gehören zu den Glücklichen, die bereits jetzt und hier an Gott und an seinem Leben teilnehmen können. Wir gehören zu denen, denen der Vorgeschmack des Himmels geschenkt wurde, indem wir von Gott geliebt werden, indem uns die Zusage der Vergebung und der Versöhnung gegeben wurde, indem uns die Vollendung in der Gemeinschaft der Heiligen zugesprochen wurde.
Ich wünsche uns allen, dass es uns gelingt, daraus zu leben, was uns in der Taufe geschenkt wurde.
Slawomir Dadas
Pfarrer