Ostermontag in Wort und Bild

Liebe Pfarrgemeinde, liebe Freunde der Pfarre Heilige Familie in der Vogelweide!

Vor tausenden Jahren war die Kunst der Spurensuche und Spurendeutung besonders im Bezug auf die Welt der Tiere eine wichtige Überlebensquelle. Spuren auf dem Boden, gebrochene Äste, die Fellstücke waren wichtige Hinweise, die über Leben und Tod entscheiden konnten. Diese Kunst beherrschen nur noch wenige Menschen und traditionell wird sie mit einigen Urvölkern verbunden.

Aber auch wir sind immer wieder gefragt, gewisse Spuren zu erkennen und zu deuten. Manchmal gelingt es uns, dass wir im Gesicht eines Menschen noch Spuren einer Trauer wahrnehmen, manchmal sehen wir in den Augen die Spuren gerade erfahrener Freude, manchmal die eingetretene Verwunderung oder Verzweiflung.

Der Ostermontag ist den Spuren Gottes im Leben gewidmet, darum wollen wir jetzt ein Stück des Evangeliums nach Lukas hören.
„Am ersten Tag der Woche waren zwei von den Jüngern Jesu auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus. Sie sprachen miteinander über all das, was sich ereignet hatte. Während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus selbst hinzu und ging mit ihnen.
Doch ihre Augen waren gehalten, sodass sie ihn nicht erkannten.
Er fragte sie: Was sind das für Dinge, über die ihr auf eurem Weg miteinander redet?
Da blieben sie traurig stehen und der eine von ihnen – er hieß Kléopas – antwortete ihm: Das mit Jesus aus Nazaret. Er war ein Prophet, mächtig in Tat und Wort vor Gott und dem ganzen Volk. Doch unsere Hohepriester und Führer haben ihn zum Tod verurteilen und ans Kreuz schlagen lassen.
Da sagte er zu ihnen: Ihr Unverständigen, deren Herz zu träge ist, um alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben.
So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als wolle er weitergehen, aber sie drängten ihn und sagten: Bleibe bei uns; denn es wird Abend, der Tag hat sich schon geneigt!
Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben. Als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach es und gab es ihnen. Da wurden ihre Augen aufgetan und sie erkannten ihn; und er entschwand ihren Blicken.“

Was sind die Spuren Gottes in Ihrem Leben? Wann haben Sie Gottesbegegnungen gemacht und sie als solche erkannt? Gehören dazu die großen Kindheits- und Jugenderfahrungen wie die Erstkommunion oder die Firmung? Haben Sie die Nähe Gottes einmal gespürt im Zusammenhang mit der Geburt oder mit der Krankheit Ihrer Kinder oder dem Tod eines nahe stehenden Menschen, oder in der Einsamkeit, oder in der Begegnung mit der Natur? Gott lässt sich vielfältig erkennen, wenn wir seine Spuren in unserem Leben finden wollen, wenn wir sie nicht als Zufall oder als Schicksal abtun.

Die heurige Osterkerze ist eine solche Spurensuche in unserem Leben. Sie ist nicht so ästhetisch und nicht so bunt wie immer. Aber sie ist besonders. Wir haben darauf zuerst die Elemente, die uns in der Fastenzeit begleitet haben. Das Kreuz aus einem silbernen Metall steht für den Spiegel, der bei uns aufgestellt war. Er sollte uns helfen, unsere Veränderungen im Leben wahrzunehmen. Und ich glaube und ich hoffe, dass uns diese Zeit sehr verändert hat. Der Blütenzweig ist ein Zeichen für alles, was bei uns aufblüht, zum Leben erweckt wird. Und rund herum sind Gebete von Pfarrangehörigen aufgeklebt, die in den ersten Wochen nach Covid-19 bei uns in der Kirche aufgeschrieben wurden. Sie sind Zeichen einer intensiven Begegnung mit Gott, der auch in dieser Zeit zu uns steht und uns beschützt. Und dann noch das Alpha und das Omega – die Buchstaben, die dafür stehen, dass Gott der Ursprung und die Vollendung des Lebens ist.  So steht unsere Osterkerze für einige ganz aktuelle Spuren Gottes in unserem Leben.

Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Feiertag, aber insbesondere wünsche ich Ihnen, dass Sie das Wirken Gottes in Ihrem Leben nicht übersehen, denn wer die Spuren Gottes im eigenen Leben erkennt, der lebt sich leichter.

Video vom Livestream am Ostermontag in unserer Pfarrkirche

Gedanken: Slawomir Dadas
Fotos: Zofia Gorgol