Gott ist Beziehung

Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. (Joh 3, 16-17)Dreifaltigkeitssontag

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

In der Natur des Menschen liegt es, dass er versucht die größten Geheimnisse des Lebens zu erforschen. Ob in der Tiefe des Meeres oder in der Höhe weit über den Wolken, für den Menschen scheint es keine Grenzen zu geben, um seine Neugier zu befriedigen. Manchmal sind es aber auch die Gefahren, die die Forschung vorantreiben. Wir sind glücklich, dass es ständige Suche nach besseren Medikamenten oder nach neuen Operationsmetoden bei verschiedenen Krankheiten gibt. Wir sind fasziniert, wenn immer wieder neue Entwicklungen im Bereich der Chemie oder Physik gemacht werden. Auch wenn wir wissen, dass nicht jede Entdeckung und nicht jeder Fortschritt automatisch gut ist, hoffen wir, dass die meisten unser Leben erleichtern. Der Mensch war, ist und bleibt ein Suchender.

Genau diese Eigenschaft treibt ihn auch dazu, Gott verstehen und erklären zu wollen. Denn der Mensch will die Zusammenhänge der Welt begreifen, er will die eigene Stellung genau definieren in der Beziehung zu den anderen Geschöpfen aber auch zum Schöpfer. Dem Menschen muss immer bewusst sein, dass er in das Leben Gottes nur so viel Einblick gewinnen kann, wie viel es ihm gewährt wird. Gott ist und bleibt ein großes Geheimnis. Trotzdem versteckt er sich nicht vor den Menschen. Er lässt sich in der Geschichte und besonders in seinem Sohn Jesus Christus erkennen. In ihm ist er greifbar und uns so nahe geworden, so dass wir uns trauen über seine Wesenszüge zu reden.

Zuerst lernen wir Gott kennen, der das Heil des Menschen will. Egal, ob in der biblischen Erzählung von Paradies oder von der Begleitung des Volkes Israel in seiner Geschichte, wir begegnen immer Gott, der um den Menschen besorgt ist, der ihm Wege zum glücklichen Leben zeigt und ihm auch Grenzen zeigt, die das Gute vom Bösen unterscheiden.

Weiters lernen wir Gott kennen, der die Vergebung schenkt, der sich durch Barmherzigkeit und Treue auszeichnet. Sein ganzes Handeln entspringt dem Wunsch, Menschen zum ewigen Leben zu führen. Dabei respektiert er den freien Willen jeder und jedes einzelnen. Er zwingt niemand. Er mahnt durch die Propheten, er gibt Beispiel in den Heiligen. Er hofft, dass sich der Mensch für ihn entscheidet.

Die besondere Eigenschaft Gottes, die uns durch Jesus mitgeteilt wurde ist, dass Gott Gemeinschaft ist. Gott ist dreifaltig, Gott ist Vater, Sohn und Heiliger Geist. Gott ist kein selbstliebender Individualist. Gott ist Beziehung, Gott ist Liebesbeziehung. In der Kirchengeschichte versuchte man diese Wahrheit genauer zu erklären und zerbrach man sich den Kopf über das Verhältnis des Vaters zum Sohn und zum Heiligen Geist. Aus dem Streit darüber ist die Spaltung der Kirche auf die westliche römisch-katholische und die östliche orthodoxe entstanden. Denn immer dort, wo der Mensch sich anmaßt, Gott erklären zu wollen, gibt es Unheil. Gott teilt sich mit, nicht um wie ein Ding erforscht zu werden, sondern zur Nachahmung.

Gott ist Gemeinschaft, Gott ist Beziehung, darum sind wir eingeladen, Kirche als Gemeinschaft und als Beziehung zu gestalten. Wir sind aufgerufen, die Sorge um das Heil aller zu tragen, also allen zum Heil zu verhelfen.

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

Die Wahrheit, dass Gott dreifaltig ist, ist ein Durchbruch im Glaubensleben. Sie ist die Absage an alle individualistische ausschließlich auf das eigene Heil ausgerichtete Frömmigkeitsformen. Sie ist der Aufruf, wie Gott zu sein, also darauf zu schauen, dass wir, immer fähiger werden unser Glaubensleben als Liebesbeziehungen zu gestalten. Denn nur so werden die Menschen Gott als Vater und Sohn und Heiligen Geist erkennen und sich für ihn uns für sein Heil entscheiden können.

Slawomir Dadas

Pfarrer