Der Gang nach Emmaus

Im Rahmen der der Predigt am Ostermontag erklärt Pastoralassistent Christoph Burgstaller auch die Symbolik der diesjährigen Osterkerze.

Liebe Christinnen und Christen!

Für mich eine der schönsten Auferstehungserzählungen der Evangelien wird von Lukas im 24. Kapitel beschrieben. Dieser Weg nach Emmaus und retour, eine Richtung rund 60 Stadien (eine Einheit ca. 180 – 200 Meter) – also rund 11 Kilometer lang. Da werden die beiden Jünger wohl an die knapp zwei Stunden unterwegs gewesen sein. Viel Zeit zum Grübeln also über all das, was sie beschäftigt und was sie noch nicht fassen können.
Und was uns in dieser Perikope begegnet, das kann uns zum Leitbild für eine österliche Kirche werden, wie der von mir sehr geschätzte Braunauer Pfarrer Gert Smetanig in seiner heurigen Osterbotschaft ausgeführt hat. 4 Elemente sind darin deutlich sichtbar:

1) Zunächst die fragende Kirche:
Die Jünger sind noch nicht fertig mit dem, was in Jerusalem passiert ist, auch der Fremde kommt nicht hinzu und hat vorgefertigte Antworten, es ist ein gemeinsames Suchen und Fragen, das sich ereignet, darin spannt sich ein Erkenntnisprozess auf. Und im Gehen, geht plötzlich bei ihnen auch wieder etwas weiter. Tiefer als sie es bisher erkannt haben.

2) Dann ist da eine teilende Kirche:
Als sie angekommen sind und den Fremden fragen, ob er bleibt, da bricht Jesus das Brot und teilt es aus, er bestätigt das in seinem Leben oft praktizierte. Schon am Weg haben sie einander teilhaben lassen an der Ent-täuschung die da ist und sich ausgetauscht. Sie haben etwas füreinander übrig, sie schenken sich gegenseitig das Brot des Lebens. Das steht für alles, was uns am Leben erhält: ein gutes Wort, eine Geste der Versöhnung, die Bereitschaft zu lernen. Erst im Teilen können die beiden den mitgehenden Christus erkennen – an seinen ganz konkreten Handlungen

3) Kirche ist zum Dritten immer feiernde Kirche
Wir werden sofort an das Abendmahl gefeierte erinnert. Das gemeinsame Essen wird zum Fest, Erlösung wird spürbar. Es ist keine Pflichtveranstaltung zu der wir uns Sonntag für Sonntag treffen, sondern qualitativer Gottesdienst – Fest der Geistesgegenwart Gottes, in der die Liebe spürbar wird.

4) Und dann ist die erzählende Kirche:
Die Jünger können und wollen die Erfahrung nicht bei sich behalten und eilen zurück nach Jerusalem, um einander in der Haltung der Begeisterung über ihre Begegnung mit dem Auferstandenen zu bestärken. Während sie noh redeten füllt Gott die Zwischenräume und schafft die Brücke zwischen den Versatzstücken, den Fragmenten ihrer Erkenntnisse und plötzlich wird rund, was vorher unrund war. Christen waren von Beginn an eine Erzählgemeinschaft, sich gegenseitig an Glaubenserfahrungen teilhaben lassen, einander vom Geglückten und von den Bruchstücken des eigenen Lebens zu erzählen und von den Erfahrungen mit dem lebensspendenden Gott. Storytelling ist im Marketing gerade wieder en vogue. Mehr als das Produkt ist die Geschichte die darum erzählt wird im Focus und wird geschickt von Werbefachleuten aufbereitet. Das ist aber nicht neu. Packende Geschichten zu erzählen, das tun wir Christinnen und Christen schon bald 2000 Jahre lang!
Wann haben Sie das letzte Mal jemandem von ihrem Glauben erzählt? Werden wir zu Verkünder*innen der frohen Botschaft, nicht nur hier am Ambo, sondern jeden Tag neu mitten in unserem Leben.

5) Die fünfte Leitlinie: eine versöhnende Kirche
Und eine dieser besonderen Geschichten erzählt auch unsere vor gestern erstmals entzündete Osterkerze und das will ich als fünfte Leitlinie ergänzen – eine versöhnende Kirche:
Erika Kienast, Gertrude Hablesreiter und Maria Weber haben die Idee dazu gefunden, umgesetzt und gegossen wurde sie großartig von Wolfram und Hans Sterrer – ein herzliches Vergelt´s Gott und Danke dafür.
Mit kräftigen Farben ist sie gestaltet, das dunkle Grün der geerdeten Hoffnung, durchbrochen vom leuchtenden Rot des Kreuzes, das vor dem strahlenden Gelb der Sonne erscheint, der dunkle, blaue Nachthimmel, der die vier goldenen Markierungen enthält, Himmelskörpern gleich, die an die Wundmale Christi Händen und Füßen erinnern, genauso wie die grün stilisierte und mit Gold eingerahmte Lanzenspitze, die in Jesu Seite getrieben wurde. Alpha und Omega – die griechischen Buchstaben, die den Anfang und das Ende symbolisieren, Ähren, die nahe dem Kreuzesstamm entspringen und über die Früchte der Erde berichten. Was ausgesät ist im Leiden und im Sterben, das Angebot zur Versöhnung und den Auftrag dazu, das sollen wir weitertragen, dass es Früchte trägt in unsere Gesellschaft und Mitwelt hinein. So dass die Welt insgesamt versöhnter wird.
Das Kreuz verbindet Erde und Himmel – im Kreuz durch Jesus Christus, der ganz Gott und ganz Mensch war – wie im Konzil von Chalzedon (451) ausgiebig diskutiert und definiert. „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“, heißt es schon im Johannesevangelium über den Erlöser. Jesus hat die Welt mit dem Himmel wieder versöhnt, die grüne fruchtbare Erde trägt den Samen der Botschaft des Auferstandenen.

Großartig finde ich diesen Gedanken für die österliche Zeit, ganz bewusst hinauszugehen, auf Menschen zu, wo wir Unversöhntes sehen – jede und jeder einzelne von uns, den ersten Schritt zu gehen, weil wir damit aktiv in die Nachfolge Jesu treten. Wie oft wäre dieser erste Schritt auf einen anderen zu, nötig, damit unsere Welt wieder zu leuchten beginnt?
Und wenn an vielen Orten, viele Menschen, viele erste Schritt gehen, dann könne wir – ganz in der Nachfolge Jesu, diese Welt nachhaltig zum Besseren verändern – im sinne einer fragenden, teilenden, feiernden, erzählenden und versöhnenden Kirche.
Alles Gute wünsche ich uns dabei, mit dem Rückenwind der „Frohen Ostern“.

Christoph Burgstaller
Pastoralassistent

Fotos: Andrzej Gorgol